@LLHabe mir heute mal eine der Verhandlungen als Zuschauer angesehen, also quer eingestiegen, ohne sehr viele Hintergründe zu kennen.
Sollte 9:00 los gehen, verschoben auf 9:45. Ging bis ca.15:30 und mir brummte danach wirklich der Schädel. Dazu noch ein Landgericht-Kantinenessen. ÖÖ
War aber sehr interessant, auch wenn die Akustik schlecht und durch die permanente Übersetzung im Hintergrund, zumindest im Zuschauerbereich schlecht zu verstehen war + 5 Minuten Takt der Schwebebahn + ständiges Gemurmel der Angeklagten mit ihren Anwälten und dieser, untereinander. Einer davon wurde dann auch sehr ruppig vom Richter darauf hin gewiesen, dass er nur das Wort hat wenn er es bekommt, Punkt.
;) Danach war erst mal Ruhe.
Vor mir saß eine junge Dame, die mit lebhafter Gestik den Verlauf der Verhandlung begleitete und Dialoge flüsternd mitsprach. Auch sie wurde gebeten, dass zu unterlassen. Zeitweise echt Panoptikum.
Am Nachmittag tauchte dann eine Zeugin der Anklage im Zuschauerbereich auf, die dort eigentlich nichts verloren hatte. Das wurde von der Verteidigung nicht mal bemerkt, sondern vom Richter. LOL.
Da sie die Nummer scheinbar schon mehrmals abgezogen hatte, war ich etwas verwundert, dass es keine Ordnungsstrafe gab. Eigentlich ein Unding.
Kurz und schmerzlos:
Heute waren zwei Beamte als Zeugen geladen, die im Vorfeld bei der Verhaftung und Vernehmung des damals 17 Jährigen Bruders und des Schwagers von Hanaa S. beteiligt waren.
Die ca. 7 Anwälte versuchten die Beamten darauf fest zunageln, dass sie bei der Verhaftung und der Vernehmung des minderjährigen Bruders diesen nicht ausreichend über seine rechtlichen Möglichkeiten informiert hätten.
Zudem unterstellte man seitens der Verteidigung, dass eine der Vernehmungen ( Schwager ? ) zwischen ca. 4-5 Uhr Morgens extra so gelegt wurde, damit die Übermüdung ihn zum plaudern bringt. Mal ganz laienhaft ausgedrückt.
;) Der Beamte war zu diesem Zeitpunkt selber schon 20 Stunden im Dienst...das wurde ihm dann auch zum Nachteil ausgelegt, da er dann ja gar nicht mehr hätte dürfen...blabla..
Ich hatte eher den Eindruck, dass die Anwälte versuchen über Verfahrensfehler irgendwas zu reißen.
Die Beamtin wurde fast drei Stunden von den Anwälten in die Mangel genommen. Eine sehr junge Frau und hat das trotzdem souverän gemeistert, ich hätte nicht mit ihr tauschen wollen.
Am Nachmittag wurden noch alle Spuren, die anhand von Skizzen in einer Liste zusammen gefasst waren, den Prozessbeteiligten ausgehändigt und kurz am Richtertisch besprochen.
Da hätte ich gerne mal einen Blick drauf geworfen.
Was kann man erwarten? Ist bisher ein reiner Indizienprozess und es fehlt bisher die Leiche von Hanaa S. Man kann einfach nur hoffen, dass sie irgendwann durch Zufall oder wie auch immer, gefunden wird.
Irgendjemand schrieb mal irgendwo: " Die halten zusammen wie Rotz am Ärmel. " Ich fürchte er hat Recht.
Dienstag geht es weiter. Wenn ich es schaffe, bin ich dort.