@Rick_Blaine Der Stadtteil "Weserspitze" ist sozial "so naja", aber nicht unbedingt das Ende der Welt. Da hat Kassel sehr, sehr viel schlimmere Ecken. Die Bevölkerung ist wegen der Nähe zur Universität zu einem großen Teil studentisch, der Ausländeranteil ist allerdings tatsächlich hoch. Das große, u-förmige Gebäude am Ende des Bleichenwegs (also "hinter" der Gartenkolonie) und die beiden Altbauten direkt gegenüber galten vor ein paar Jahren als Brennpunkt, weil dort viele "Illegale" wohnten und sich teilweise zu fünft ein kleines Zimmer teilten (hauptsächlich Osteuropäer). Der Neubau war mal als privates Studentenwohnheim gedacht, hat aber nie auf diese Weise funktioniert; die Lage dort war zwischenzeitlich praktisch außer Kontrolle. Seit zwei, drei Jahren ist es dort aber deutlich entspannter geworden. Die Altbauten stehen teilweise leer, im Neubau wohnen offenbar überwiegend ganz normale Leute, erkennbar z.B. an den vielen ganz normalen Autos im Hof und an der deutlich geringeren Dichte dauerbesoffener Idioten auf dem angrenzenden Kinderspielplatz, wo man sogar wieder Kinder spielen sieht. Von einem Brennpunkt würde ich heute nicht mehr sprechen. Direkt angrenzend sind einige schmucke Neubauten entstanden, oft ebenfalls von Osteuropäern, aber alles recht gepflegt und gut gemacht.
Eine Handvoll alteingesessener Alkoholiker (oder entsprechender Jugendlicher) sieht man ab und an noch dort, aber die tummeln sich eben auch gern etwas weiter hinten bei der Bank am Ufer gegenüber der Hafeneinfahrt - ziemlich genau am Fundort der Leiche und exakt dort, wo das Polizeiboot zu sehen ist. Gemäht wurde dort übrigens aktuell gar nichts, das erledigt die Stadtverwaltung selbst regelmäßig.
Der Fundort der Leiche war nicht am Ufer, sondern lt. dem ersten HNA-Artikel im Gebüsch auf der Außenseite der Kleingartenanlage. Dort folgen an einigen Stellen ein schmaler Fußweg, ein Stück Wiese, der Radweg, noch ein Stück Wiese und dann der Fluss.
Der Fundort ist keineswegs abgelegen und der Radweg gilt als regionales Schmuckstück, das erst kürzlich aufwendig saniert und erweitert wurde (und ein Stück stadtauswärts derzeit weiter ausgebaut wird). Die Frequenz an Radfahrern und Spaziergängern ist von früh bis spät hoch, auch wochentags. Jeder Kasseler, der ab und zu Zeitung liest (oder Rad fährt, oder mit Hunden spazieren geht und nicht gerade am anderen Ende der Stadt wohnt) kennt diese Ecke, weil sie wegen der teils teuren und sehr aufwendigen Umbauten an der großen Brücke und am Radweg in den letzten Jahren immer wieder in aller Munde war.
Neben dem Radweg sind teils ausgedehnte Wiesen; auf einer davon stehen Fußballtore, die bei schönem Wetter auch entsprechend gern genutzt werden.
Hunde führt man dort besser an der Leine - einerseits, weil das in Kassel Pflicht ist, andererseits wegen der vielen Radfahrer. Von daher wundert es mich nicht, dass die Leiche ein paar Tage unentdeckt blieb.
Nachts ist es auf dem Radweg ruhig, da sind auch nicht mehr viele Spaziergänger unterwegs. Ganz allein war ich dort allerdings in den letzten ca. 20 Jahren nie.
Natürlich wäre es kein Problem, eine Leiche in unmittelbarer Nähe zum Fundort nachts einigermaßen unbehelligt aus dem Auto zu wuchten und ein Stück zu tragen. Man kann zwar nicht wirklich mit dem Auto zum Fundort gelangen, aber problemlos in unmittelbare Nähe - andererseits wäre das eine ziemlich doofe Idee und es gäbe weitaus besser dafür geeignete Ecken in und um Kassel. Die Kleingartenanlage ist gut besucht und zumindest am Wochenende, im Frühjahr/Sommer auch an den Abenden der Wochentage ist dort eine Menge los. Das wäre also zu riskant, wenn man nicht wirklich erst mitten in der Nacht auftaucht. Und, na ja - schlepp mal einen normalgroßen Mensch, der sich nicht mehr bewegt und völlig schlaff ist. Das ist wirklich alles andere, als einfach. Ich kenne das noch gut von entsprechenden Übungen beim Katastrophenschutz.
Irgendwie konzentriere ich mich bei der ganzen Sache auf die Bank am Ufer, direkt gegenüber der Hafeneinfahrt (und direkt gegenüber des Fundorts der Leiche). Auf dem Foto mit dem Polizeiboot ist sie zwar nicht zu sehen, aber dort hängen bei schönem Wetter eigentlich immer ein paar seltsame Gestalten rum, meist entsprechend betrunken. Das kann durchaus auch Streit mit Passanten geben; besser, man ist schnell weg. Kann gut sein, dass dort die Situation aus dem Ruder gelaufen ist und die Frau, ob nun direkt zu so einer Gruppe gehörend oder nicht, gleich hastig an Ort und Stelle beiseite geschafft wurde.
Trotzdem wundern mich die Gartenabfälle zum Bedecken der Leiche. Uferseitig im Gestrüpp wäre das in ähnlicher Entfernung eigentlich einfacher gewesen, etwas weiter stadtauswärts sogar wesentlich "sicherer", weil das Ufer samt Gestrüpp dort deutlich weiter vom Weg entfernt und auch unzugänglicher ist. Und überhaupt, warum nicht gleich in den Fluss mit der Leiche? Das verwischt doch auch nochmal Spuren...
Es wäre an dieser Stelle völlig unnötig, sich erst Gartenabfälle vom großen Komposthaufen der Gartenanlage zu holen (wo auch immer der sein soll). Seltsam.
Auf das T-Shirt gebe ich nicht viel. Kleidungsstücke gehen heute oft auf langen Wegen durch mehrere Hände und sind auch längst nicht mehr zielgruppenspezifisch; meine frühere Vermieterin läuft durchaus auch in sowas rum und ist ebenfalls zu klein, zu dünn und vor allem viel zu alt dafür. Vielleicht ein Mitbringsel aus irgendeinem Urlaub, vielleicht Second Hand oder bei ebay erworben, vielleicht auch gar nicht dem Opfer gehörend; wer weiß das schon. Sonderlich auffällig finde ich das Ding nun auch nicht - eher schon die Beschreibung der Frau. Eine dünne, nicht ganz kleine Frau mit sehr langen, dunklen Haaren sieht man auch nicht gerade an jeder Ecke. Bleibt die Frage, warum es bislang kein Phantombild gibt und warum das Alter so weitläufig definiert ist - das sollte doch eigentlich besser gehen?