http://www.bild.de/news/inland/kriminalfall-inga/vermisste-inga-polizei-prueft-anderes-sexualdelikt-41057588.bild.htmlMädchen seit mehr als drei Wochen vermisst | Fall Inga (5): War es ein Wiederholungstäter?
Polizei prüft Vermissten- und Mordfälle aus der Vergangenheit
Von ANDREAS PRENZ
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KLEINE INGA, WO BIST DU? WAS IST DIR PASSIERT?
Vor mehr als drei Wochen verschwand die Fünfjährige von einer Feier auf dem Gelände einer Diakonie-Einrichtung am Rande von Stendal (Sachsen-Anhalt). Bis heute gibt es keine Spur von dem Mädchen. Trotz Tausender Suchplakate in ganz Deutschland, trotz einer speziell für die Suche eingerichteten Website (www.wo-ist-inga.de). Und trotz eines Aufrufs bei der letzten „Aktenzeichen XY... ungelöst“-Sendung. Dort meldete sich ein Mann, der an Vermisstenfälle aus der Vergangenheit erinnerte.
Stendal – Tatsächlich geht die rund 30-köpfige Ermittlungsgruppe „Wald“ nicht nur den jetzt eingehenden Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Nach BILD-Informationen nimmt sie inzwischen auch Fälle aus den vergangenen 20 Jahren unter die Lupe, sucht nach Zusammenhängen.
Könnte ein Wiederholungstäter etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun haben?
Es werden alle Männer überprüft, die in der Vergangenheit auffällig geworden sind“, erklärte ein Polizeisprecher. „Das gehört auch im Fall Inga zum kriminalistischen Einmaleins.“
Zu denen zählt ein Mann, der im Jahr 2000 im nur 20 Kilometer von Wilhelmshof – dort, wo Inga verschwand – ein Mädchen missbrauchte und tötete.
Der damals 40-jährige Klaus J. war im Oktober 2000 im Stendaler Stadtteil Stadtsee über Anika G. († 8) hergefallen und hatte sie anschließend erwürgt.
Die Leiche entsorgte er anschließend in einem Plastiksack im Hausflur des Plattenbaus. 2001 wurde Klaus J. wegen Mordes – bei verminderter Schuldfähigkeit – zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt.
Der Polizeisprecher: „Der Mann war zum Zeitpunkt von Ingas Verschwinden wieder auf freiem Fuß. Er wird oder ist schon überprüft worden.“
Auch bundesweite Suche verstärkt
Parallel verstärkt die Ermittlungsgruppe die bundesweite Suche nach Hinweisen. Über 3200 Plakate, die die vermisste Inga zeigen, wurden in den vergangenen Tagen im Bundesgebiet aufgehängt.
Foto: Polizeidirektion Sachsen-Anhalt
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Grund ist ein weiterer Ermittlungsansatz: Danach geht das Landeskriminalamt in Sachsen–Anhalt mittlerweile davon aus, dass das vermisste Mädchen nicht in den Wald, sondern auf eine nahe gelegene Straße lief und dort von einem zufällig Vorbeifahrenden ins Auto gelockt wurde.
Ein Ermittler zu BILD: „Inga hat sich an dem Abend auf dem Spielplatz mit den anderen Kinder gestritten, lief dann weinend weg. Offenbar nicht in den Wald, sondern zu einem anderen Spielplatz in der Nähe, der genau in Richtung Straße führt. Dabei muss das Kind an die öffentliche Straße gekommen sein.“
Dort, so die These, hat möglicherweise jemand das kleine, weinende Mädchen gesehen und in sein Auto gelockt. Dann fuhr er mit Inga möglicherweise auf der Bundesstraße 188 davon. Die ist nur etwa zwei Kilometer vom Gelände des Wilhelmshofs entfernt, auf dem sich Inga mit ihren Eltern bis zu ihrem Verschwinden aufgehalten hatte.