Richtig. 1976 und davor brauchte man für eine Reise in jedes osteuropäische Land von Jugoslawien bis zur DDR als West-Deutscher oder auch als Holländer mindestens einen Reisepass (in Deutschland bis 16 Jahre alt Kinderausweis) und teilweise gar ein Visum. Das galt auch für den Transit nach Berlin (West). Selbst bei Flügen von und nach Berlin Tempelhof oder Tegel wurde ein Ausweis kontrolliert, hier reichte allerdings ein Personalausweis.
Personalausweise gab es mit 16 Jahren, in der Regel hatten Kinder in West-Deutschland vorher keinen amtlichen Ausweis, wenn sie nicht ins Ausland in den Urlaub gefahren sind, dann hatten sie in der Regel einen Kinderausweis.
Fazit: Wenn es sich um eine "Ausreisserin" handelte, die irgendwie nach Berlin (West) gelangte, musste sie einen entsprechenden Pass oder Ausweis haben. Und wenn sie unter 16 Jahre alt war und allein reiste, hätte sie Probleme mit den DDR Grenzorganen bekommen können, da für Minderjährige in der Regel die Begleitung durch Erwachsene vorgeschrieben war. Auch der Bundesgrenzschutz (bzw. die bayerische Grenzpolizei in Bayern) führte Kontrollen an den Grenzübergängen zur DDR durch und dort wäre eine alleinreisende Minderjährige wohl auch aufgefallen.
Das Gleiche gilt auch für die Grenzen zur Tschechoslowakei oder auch von Österreich nach Ungarn oder Jugoslawien.
Daher, wenn das Alter und die Isotopenanalyse stimmen, spricht das eher für einen Aufenthalt in Osteuropa/Ostdeutschland in Begleitung Erwachsener oder gar Erziehungsberechtigter (auf grund der extrem akribischen Grenzkontrollen in den Ostblockstaaten ist letzteres anzunehmen).
Wenn sie nun Staatsbürgerin eines der Ostblockstaaten war, eventuell als Kind von Gastarbeitern in Deutschland geboren und/oder aufgewachsen, kommt eigentlich nur Jugoslawien in Frage, denn als einziges Ostblockland erlaubte es damals seinen Bürgern relativ freies Reisen. Es lebten recht viele jugoslawische "Gastarbeiter" in Deutschland aber auch in Holland. Bürger anderer Ostblockstaaten bekamen selten die Erlaubnis im "Westen" zu leben oder auch nur dorthin zu reisen. Und nach einer erfolgreichen "Flucht" hätte man nicht wieder dorthin zurück gekonnt, um dann nach einem Jahr wieder in den "Westen" zu gelangen.
Natürlich gab es ein paar wenige deutsche oder holländische Familien, die eine Zeitlang im Ostblock lebten, z.B. als Diplomaten, Journalisten, usw. aber diese lebten ein sehr privilegiertes Leben, was mit der einseitigen Ernährung nicht recht vereinbar ist. Ausserdem würde ein Fehlen eines Kindes in diesen Kreisen wohl bemerkt worden sein.
Die Isotopenanalyse macht also diesen Fall recht merkwürdig. Sonst würden sicherlich einige Vermisstenfälle passen, wie z.B. der, den
@vernon2 hier vorgestellt hat.
Uns felhlen allerdings die Details der Isotopenanalyse, die natürlich auch nicht unfehlbar ist. Es kann sein, dass bei der Annahme des Aufenthalts in Osteuropa direkt vor ihrem Tod einfach ein Fehler unterlaufen ist, wie z.B. in einem Fall wie diesem:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/isotopenanalyse-in-muenchen-biografie-in-den-knochen-1.1891483-2