@x-aequitas Ich finde deine Beiträge hier sehr durchdacht und schlüssig. *thumbs up!*
@JuliaDurant JuliaDurant schrieb:Menschen mit Angst sollte man auch nicht alleine lassen.
Der Ehemann hat folglich richtig gehandelt und seine Frau nicht alleine gelassen.
Menschen, mit einer derart ausgeprägten Angststörung, die dazu führt, dass man nicht mehr allein sein kann, den Ehemann nahezu täglich selbst bei seinen Kundenkontakten begleitet und - diesbezüglich - ein derart ausgeprägtes Vermeidungsverhalten an den Tag legen, erfüllen zumindest die Kriterien einer Behandlungswürdigkeit. Selbstverständlich reagieren Angehörige zunächst intuitiv und menschlich verständlich damit, denjenigen nicht alleine zu lassen. Allerdings sorgt dies bei einer Angststörung ungewollt dafür, dass sich diese Ängste langfristig noch verstärken.
Ich kann
@x-aequitas Erläuterungen hierzu nur unterstreichen. Das Zusammenleben mit einem Menschen, der solche Ängste hat, ist äußerst belastend und bringt Angehörige oft an den Rand ihrer eigenen Belastbarkeit. Es ist durchaus nachvollziehbar und auch als Motiv denkbar, dass ein Partner derart belastet werden kann, dass er "ausrastet". In den meisten Beziehungen, in denen eine solche pathologische Angst eine Rolle spielt, findet man nicht selten zunächst Gereiztheit und Gewalt vor - sei es in verbaler, psychischer oder physischer Gestalt. Daher bin ich ehrlich gesagt von den Schilderungen von Zeugen irritiert und erstaunt, die die Ehe der beiden als sehr harmonisch, liebevoll und glücklich beschreiben.
Eine Zeitlang mag man es noch gut kompensieren können, eigene Bedürfnisse, die eigene Bewegungsfreiheit zugunsten der Bedürfnisse des Partners hintanzustellen - aber ich habe erhebliche Zweifel daran, dass dies als Dauerzustand ertragbar ist. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Aggressionen ein solcher alltäglicher Umstand hervorrufen kann und sich letztlich auf den Partner richten kann.
JuliaDurant schrieb:Wenn er so den Zerfall seiner Liebe Stück für Stück miterleben musste, hätte er sich ja auch selbst zunächst mal was antun können. Dazu müsste er aber selbst ganz schön krank sein.
Die Beziehung mit einem Partner, der unter pathologischen (Verlassens-)Ängsten leidet, sorgt über kurz oder lang, wenn man sich in dieses Angstsystem - auch aus reinem good will - hineinbegibt, immer für eine gewisse Isolation. Nach außen und nach innen. Was, wenn der Partner weniger unter dem "Zerfall der Liebe" leidet, sondern vielmehr unter der Einschränkung seiner eigenen Freiheitsgrade und darin nur eine Ursache sieht: den Partner, der ihn einengt und ihm die Luft zum atmen nimmt? Was uns wieder zum Thema Aggression führt, die sich gegen den Anderen, sprich: nach außen richtet.
Meist sind Partner dem angstgestörten Partner gegenüber massiv ambivalent: einerseits große, unterdrückte Aggression, andererseits massive Schuldgefühle, sich aus dieser Situation nicht befreien zu können, da man sonst den anderen allein ließe (der auf Grund der Ängste weder allein klarkommt, noch sozial gut eingebunden ist - so meist die Gedanken). Irgendwann ist selbst das Maß der Ambivalenz überschritten und entlädt sich. Daher ist es kein Zufall, dass man bei solchen Beziehungen entweder plötzliche, brutale Trennungen vorfindet, oder auch "Zwischenlösungen" in Form eines Doppellebens mit einer Geliebten nebenbei.