@hoosaidtheowl Zuerst solltest Du vielleicht mal definieren, um welche Art von Serienkiller es gehen soll. Der "Serienkiller", der aus pathologischen Gründen tötete, bzw. aus den im STGB beschriebenen "niederen Motiven", oder vielleicht um "Serienkiller", wie etwa Josef Mengele, der zumindest zeitweise staatlich legitimiert, aufgrund eines angeblichen wissenschaftlichen Interesses tötete, oder auch z.B. Soldaten aus Spezialeinheiten, Scharfschützen der Polizei, etc., also staatlich, gesellschaftlich und moralisch legitimierte "Killer".
@kf1801 kf1801 schrieb: Aus persönlichen Begegnungen mit "Mördern" kann auch ich sagen, dass es vor deren Taten Faktoren gegeben hat, die eine gänzliche Kontrolle über deren Körper und Geist zum Tatzeitpunkt nicht geboten haben. Die Auswirkungen waren natürlich verheerend. Aber jede/r der/die glaubt, dass alle Straftäter ihren Taten emotionslos gegenüber stehen und es ihnen scheißegal ist, was sie angerichtet haben, irrt. Es finden nachweislich Auseinandersetzungen mit den Taten statt, die sehr tief gehen und es wird nachweislich bereut. Der Druck, mit ihren Taten leben zu müssen, das Wissen, Leben (auch im übertragenen) Sinn zerstört zu haben, gepaart mit der moralisch bedenklichen Einstellung der Umwelt, führt nicht selten dazu, dass das Leben von Straftätern letztendlich ebenso zerstört ist.
Ich habe beruflich schon mit solchen Menschen zu tun gehabt und halte Deine Sichtweise für etwas blauäugig. Der meisten "reuigen" Mördern tut ihre Tat ganz und gar nicht leid, vielmehr tun sie sich selbst sehr leid, weil sie sich nämlich plötzlich mit den Konsequenzen, ergo der staatliche Repression, konfrontiert sehen. Es ist dann eine völlig normale menschliche Reaktion, sich durch Flucht in eine "Opferrolle" vor besagter Repression schützen zu wollen, in dem man genau das von der Gesellschaft vermeintlich erwarte Bild suggeriert. Gerade die beiden von Dir erwähnten Mörder Bundy und Unterweger waren Paradebeispiele dafür, beide "bereuten" angeblich auch ihre Taten und kaum in Freiheit, der eine durch Flucht (Bundy), der andere durch positive Sozialprognose (Unterweger), machten genau da weiter, wo sie aufgehört hatten.
@hoosaidtheowl hoosaidtheowl schrieb: Und das eigentlich Unglaubliche ist passiert: er, als Mensch, hat mich unwahrscheinlich berührt.
Auch das ist nichts besonders Neues in der Psychologie und Kriminologie. Allerdings sollte man sich nicht zu sehr darauf konzentrieren, in wie fern nun der "Serienkiller" charismatisch, manipulativ, oder reuig ist, denn dann zäumt man das Pferd von hinten auf. Die korrekte Frage sollte sich daher eher auf die Biografie der Frauen beziehen, die einen Serienkiller "attraktiv", in welcher Form auch immer, finden. Macht man das, wird man feststellen, dass besonders diese Frauen massive Problematiken hatten und/oder haben. Da spielen oft Einsamkeit, Bindungsängste, Minderwertigkeitskomplexe, etc. eine große Rolle, schon allein, weil der Mann ja nie den Alltag mit ihnen teilen und leben muss/wird. Er kann ihnen einerseits nicht "weglaufen", hat aber andererseits sehr viel Zeit, um das von ihnen gewünschte Traum- und Trugbild zu suggerieren. Es gibt natürlich noch weit mehr Faktoren, die sowas auslösen oder begünstigen können, aber würde an dieser Stelle zu lange dauern, auf alle einzugehen. Ich bitte das daher nur als Denkansatz zu sehen.
@emz emz schrieb: Ferdinand v. Schirach sagte mal in einem Interview, dass keiner davor gefeit sei, zum Mörder zu werden. Wer völlig in die Enge getrieben wird, kann durchaus auf solche Ideen kommen. Und da nehme ich mich auch nicht davon aus ;)
Auch nichts Neues, dazu braucht es selbst bei gesunden Menschen nur die entsprechende Motivation, das kann eine den Selbsterhaltungstrieb ansprechende Bedrohung sein (darunter fällt auch etwa der Schutz der Familie Frau, Freundin, etc.), oder eben auch sozialisationsbedingt, wie etwa Pflichtgefühl bei Soldaten und Polizisten, etwa im Gefecht oder auch beim"finalen Rettungsschuss". Es können materielle Gründe die ausschlaggebende Rolle spielen, denn auch eine "Belohnung" ist im Endeffekt nur eine Motivation.
@allHier eine interessante Doku zum Thema Serienkiller:
https://www.youtube.com/watch?v=OQ0agGXF2R4