alex36m schrieb:Lars hat doch bereits beim ersten Arzt sie Empfehlung, nicht zu fliegen, bekommen. Er hätte da aufhören können, falls dies sein Plan war. Ausserdem würde ein Arbeitgeber wegen Flugverbot in einem kontinentaleuropäischen Land wohl keine besonders lange Urlaubsverlängerung gewähren: mit Bus oder Zug ist man auch in ca. 24h wieder da. Da hätte er doch eher versucht, sich eine Krankschreibung zu besorgen - davon wird aber gar nichts berichtet. Und warum überhaupt der FH-Arzt? Es gibt doch mehrere Krankenhäuser und viele Arztpraxen in Varna City.
Ein Flugverbot ist etwas anderes als eine Empfehlung.
Aber diesbezüglich wurde ja mütterlicherseits auch vorgesorgt: Eine Busfahrkarte scheint ja ebenfalls gekauft worden zu sein.
Wir wissen nicht, ob das Lars’ Wunsch entsprach, oder ob es nicht eine direkte Reaktion auf seine Aussage (oder Ausflucht?) war, er sei nicht flugtauglich.
Ich denke übrigens, dass der Job nachrangig war und ja, dass er gegenüber seiner Mutter nicht ehrlich war, sondern tatsächlich seinen Aufenthalt dort offiziell rechtfertigen wollte.
alex36m schrieb:Das hängt wohl eher damit zusammen, dass man eine AB-Behandlung mit einem spezifischen AB, die man einmal anfängt, auch wie verschrieben zuendeführen muss, sonst können sich Resistenzen bilden. Cefzil war/ist aber in DE nicht erhältlich.
Ob Lars sich nun in Varna Gedanken über Resistenzen gemacht hat? Ich halte das für eher unwahrscheinlich. Zumal eine Resistenz sich bei bestimmten Bakterien durch Mutation entwickelt, also keine persönliche Gefahr für den einzelnen besteht, wenn er sein Antibiotikum wechselt (was bei Unverträglichkeiten oder schlechter Wirkung ja sogar bewusst gemacht wird), sondern es eher um den Selektionsdruck auf Bakterienstämme im Allgemeinen geht.
Außerdem ging es hier ja um eine vorsorgliche Behandlung, nicht um die Behandlung einer bereits bestehenden Infektion.
alex36m schrieb:Dies erfordert die Annahme, dass ein 28-Jähriger, erwachsen Mann seiner Mutter willentlich entweder eine schriftliche generelle Kontovollmacht erteilt hat, oder aber generell (schon vor dem Urlaub) seiner Mutter die Zugangsdaten samt (Telefon-)PIN für seine Kreditkarte gegeben hat. Und das bei einer Mutter, die er in diesem Fall als sehr übergriffig und kontrollierend kennen müsste.
Sorry, aber das ist Unsinn. Eine Kreditkarte kann man telefonisch sperren lassen und dafür braucht man keine Kontovollmacht und auch keine Telefon-PIN. Das wäre ja auch fatal! Wenn ich im Ausland bin und man mir die Karte klaut, wäre es doch völlig absurd, eine PIN für die Sperrung zu verlangen. Die übrigens nicht mal jeder hat. Ich habe für meine KK keine Telefon-PIN und bis vor wenigen Jahren hat man für KK generell oft nur auf Wunsch überhaupt eine PIN erhalten.
Ich habe auch mal für meinen Mann eine KK gesperrt, da kam nur eine kurze Rückfrage, weil meine Stimme weiblich war, die Karte aber auf einen männlichen Namen ausgestellt war. Ich habe dann die obligatorischen Fragen zum Adress- und Geburtsdatenabgleich beantwortet und die Sperre war gesetzt.
alex36m schrieb:Genau, er hätte in deiner Version keine andere rationale und lebensnahe Möglichkeit, ausser nach Hause zu fahren. Das hat er aber nicht gemacht. Stattdessen müsste er entschieden haben, selbst das WU-Geld, das er kurz vorher noch bei der Mutter anfragte, in den Wind zu schiessen, und mit ein paar Euro in der Tasche zu verschwinden. Das halte ich nicht für einen rationalen Plan eines 28-Jährigen Mannes. Er ist ja kein trotziger Teenager.
Wer sagt denn, dass er die PIN für die WU-Transaktion jemals erhalten hat?
Ganz generell mag es ja außerhalb deiner Vorstellungskraft liegen, aber es gibt sehr viele Menschen, die bis ins hohe Alter ihren Eltern gegenüber eben nicht ehrlich und offen sein können.
Du tust so, als sei das absurd, aber so etwas ist wahrscheinlich sogar eher die Regel als die Ausnahme. Ob im Kleinen (nicht zugeben, dass das Geschenk blöd ist und es dann ein Mal im Jahr zum Geburtstag aufstellen) bis hin zum Verschweigen von Beziehungen, Kindern, Abbruch einer Ausbildung, Kündigung...
Dass das Verhältnis zur Mutter irgendwie sonderbar anmutet, kann doch hier niemand abstreiten. Nehmen wir mal an, alle Aussagen der Mutter entsprechen dem realen Ablauf: Sorry, das ist noch lebensferner als die Möglichkeit, jemand wollte sich abnabeln und hat es irgendwie nicht auf die Kette bekommen, einen klaren Strich zu ziehen.
alex36m schrieb:LM wusste nichts von WU vor dem Flughafen, das kann also nicht ausschlaggebend dafür sein, dass er dorthin fuhr. Und, wie oben gesagt, es gibt in Varna weitaus mehr und nähere Möglichkeiten, einen Arzt zu finden, als am Flughafen. Das WU-Geld wurde ja auch nie abgehoben, diesen Teil des Planes müsste er dann ja auch verworfen haben, weil "darum".
Weil er die PIN möglicherweise erst dann erhalten hätte, wenn er nachgewiesenermaßen weder Bus noch Flugzeug hätte nehmen können.
Was er wusste und was er nicht wusste, “wissen” wir übrigens ausschließlich von der Mutter. Für mich gibt die ganze Geschichte nur dann halbwegs Sinn, wenn ich annehme, dass die Informationen, die wir von ihr haben, aber nicht so ganz der Wahrheit entsprechen.
alex36m schrieb:Er wusste nicht, wievielt oder ob Geld da ist. Dazu kam es nie. Er hätte dies aber einfach abholen können, indem er sich die PIN von der Mutter geben lässt.
S.o.
Ich halte es eben nicht für eine Tatsache, dass ihm die PIN mitgeteilt wurde, da man sicherstellen wollte, dass er auf jeden Fall Flugzeug oder Bus nimmt und möglichst kein Bargeld zur Verfügung hat. Deshalb ziehe ich ja auch in Betracht, dass die KK bewusst gesperrt wurde.
alex36m schrieb:Und dann dieser "Tropfen" - das ist für mich eine klassische "deus ex machinaErklärung. Es erklärt gar nichts. Ein geistig klarer erwachsener Mann handelt so nicht, insbesondere bei Beachtung der Umstände (kein Geld, warum Gepäck dalassen, warum Zaun?).
Warum Zaun? Keine Ahnung. Vielleicht weil er damit rechnete, dass schon nach ihm gesucht wurde (Ausruf seines Namens? Anrufe am Flughafen?) und er keinen offiziellen Weg wählte? Ob ihm da schon klar war, wo er landet, bezweifle ich ebenfalls, er hat ja nicht vorher auf eine Karte geschaut.
Warum ohne Gepäck? Weil es unwichtig war in diesem Moment? Flexibler ohne Rucksack, ohnehin nichts Wichtiges drin? Kurzschlussreaktion? Wir wissen ja nicht, ob er es nicht eine Stunde später bereute, das Gepäck dort gelassen zu haben, dann aber nicht mehr zurückkehren konnte.