Vermisstenfall Lars Mittank

Hathora schrieb:Dabei wäre es dann aber auch geblieben. Und wie lebt man in Bulgarien mit einem Gelegenheitsjob? Wieviel verdient man und was kosten dort Miete, Strom usw. Am besten, man schaut sich mal die Armenviertel dort an. Warum kommen denn so viele Bulgaren hierher zum arbeiten.

Deswegen ist ja meine Vermutung , egal ob freiwilliger Abgang oder weil er irgendetwas angestellt hat,
ist er an der Autobahn weiter , per trampen.
Alles andere ist dann reine Spekulation, warum man nie wieder etwas von ihm gehoert hat.

Bei einer Psychose waere er aufgefallen, mit seinen blonden Haaren, die Bulgaren sind bestimmt sehr hiflsbereit, wenn da so ein blonder junger Mann rumher irrt. So menschenleer ist die Gegend da nicht.

Ikeafan schrieb:Es war nichts mehr los. Ich wäre als Mutter erstmal beruhigt gewesen.

Das verstehe ich beim besten Willen nicht. Sorry

Ihr Sohn wirkte verwirrt, fühlte sich verfolgt, auch wenn er dann am nächsten Tag ruhiger wirkt, macht sich eine Mutter Sorgen. Und das zu Recht, denn es gibt leider weitere Fälle, in denen plötzlich auftretende psychotische Zustände tragisch endeten, obwohl der Kontakt kurz vor dem Verschwinden als relativ "normal" beschrieben wurde. Solche Momente gehören mit zum Krankheitsbild. Alles, was ich bisher über LM gelesen habe, weist auf einen psychotischen Schub hin. So etwas kann einmalig auftreten, es kann aber auch der erste offensichtliche Ausbruch einer Erkrankung sein. Manchmal gab es schon vorher Anzeichen, machmal aber auch nicht. Solche Erkrankungen treten in der Regel bei jungen Erwachsenen zum ersten Mal in Erscheinung. Schon die Auseinandersetzung, die LM hatte, kann damit zusammenhängen. Er hat möglicherweise etwas anders wahrgenommen und sich angegriffen gefühlt. Am Flughafen bekam er Angst, als eine andere Person den Arztraum betrat. In seiner Realität ging von dieser Person eine unmittelbare Gefahr aus. Für uns ist das nicht nachvollziehbar, weil wir nicht wissen, wie seine Realität in dem Moment aussah. LM zeigt typische Anzeichen einer Psychose.

@Palio

Palio schrieb:Gibt es noch weitere Ideen, die hier in Betracht gezogen werden?

Ich vermute, dass er eine Mittelohreiterung bekam, vor Schmerzen dann gar nicht merkte, was er tat und sich verkroch und durch die Infektion die nicht mehr behandelt wurde, verstarb.
Die Vorfälle (Anrufe) vor dem Zaun waren so konfus, weil er halt ein eigenbrötlerisches Wesen hatte und seine Mutter alles für ihn erledigte. Zudem erzählte er sehr gerne Geschichten. Das heisst für mich im Klartext: er bildete in seiner Fantasie Vorkommnisse, die er anderen als wahr auftischte, um sich in den Vordergrund zu setzen.
Warum er allerdings über den Zaun sprang: naja, weil er da war. Die Frage ist doch: warum lief er weg.
Weg vom Flughafen, weg vom Arzt, weg von der Polizei, weg vom Taxistand, weg vom Bus....und das ohne Gèpäck und in die falsche Richtung.

@Ikeafan, Dankeschön. Da ist die Qualität deutlich besser und klarer, als die üblichen Seiten. Wenn dies die Mitarbeiterin war, die das Zimmer betrat, sieht es jetzt nicht so aus, dass von ihr Gefahr ausging oder sie irgendwas spezielles von Lars wollte.

@Mazehare

Ich bin mir auch relativ sicher, dass seine Mutter das wusste. Sie kennt ihn seit 28 Jahren. In dem Moment, wo er sie das erste Mal aus dem Hotel anrief, ahnte sie etwas. So nach dem Motto "jetzt ist es wieder wieder so weit".
Nur so kann ich mir ihr Handeln erklären, nämlich, dass sie ihm alles abnehmen musste, weil er selber nicht mehr dazu in der Lage war.
Das ist mein Gefühl, sie kannte so ein ( oder ähnliches Verhalten ) von ihm.
Ansonsten verhält sich doch eine Mutter nicht so bei einem 28jährigen, es sei denn sie wusste, was mit ihm los war.

Das erklärt für mich aber nicht diesen doch zielgerichteten Sprint über den Zaun, wo er mMn doch sehr überlegt wirkte.

@Ikeafan
Warum sollte sich eine Mutter so nicht verhalten ?
Im Gegenteil,ich kann nichts überfürsorgliches an ihrer Reaktion bzw an ihrem handeln feststellen.
Oder aber ich bin eben auch eine überfürsorgliche Mutter.Mein handeln wäre definitiv das der Mutter ,wenn nicht schlimmer.
Und egal wie alt,es bleibt das Kind um welches man sich schon sorgt.

@Sina1312

Ich bin auch Mutter.
Ja, ich finde ihr Verhalten übertrieben. Es sei denn, sie hatte einen Grund dazu.

Lars war am Flughafen, Ticket war gebucht und zum Arzt wollte er auch.
Und er war 28 Jahre alt.

Es gab keinen Grund mehr, den Flughafen und das Konsulat aufzumischen.

@Ikeafan
Du hast natürlich einerseits schon recht ,was mich eher wurmt ist das er spät abends seine Mutter über die Situation im Hotel benachrichtigt,,bzw. anruft obwohl sie ja nichts ausrichten kann aus der Ferne.
Mein Sohn hätte das nie getan,alleine um mich nicht zu beunruhigen,

Wenn ich aus Bulgarien meine Mutter anrufen würde und diese Story erzähl und panisch wirken würde meine Mutter auch all das tun.. und Sie ist keine übervorsorgliche Mutter. Und ohne das ich Mutter bin denke ich das ich ähnlich reagiert hätte. Sie hat sich hilflos gefühlt und wollte Ihrem Sohn helfen.

@Sina1312

Ich wäre eher in der Nacht im Quarre gesprungen. Da hätte ich grosse Angst bekommen, wenn mir mein Sohn solche Geschichten erzählt.

Vielleicht hätte ich ihm direkt gesagt, Junge fahr zur Polizei, oder fahr direkt zum Flughafen. Vielleicht hätte ich noch in der Nacht die Polizei dort mobilisiert. Keine Ahnung.
Ja, in dieser Nacht hätte ich grosse Angst um ihn gehabt.

Aber nachher am Flughafen, nein. Offiziell schien alles sein normalen Gang zu nehmen.

Und deshalb glaube ich auch, dass fr Mittank ganz genau wusste oder geahnt hat, wie es in ihm drin ausgesehen hat. Eine Mutter weiss das.

Was mich wurmt ist die Tatsache das er überhaupt soviel mit seiner Mutter und so wenig mit seiner Freundin gequatscht hat.

Sina1312 schrieb:Du hast natürlich einerseits schon recht ,was mich eher wurmt ist das er spät abends seine Mutter über die Situation im Hotel benachrichtigt,,bzw. anruft obwohl sie ja nichts ausrichten kann aus der Ferne.
Mein Sohn hätte das nie getan,alleine um mich nicht zu beunruhigen,

ganz genau. Da bin ich mit dir auf einer Linie.

@Ikeafan, wenn ich mal meine reine Flughafenebene verlasse, dann ist dies fast schon am plausibelsten, dass es eine psychische Erkrankung im Vorfeld gab. Psychoemotionaler Stress, was auch Freude/Aufregung sein kann. Urlaub, alles recht billig, Party, Remmidemmi und totale Reizüberflutung, was dann auch den verminderten Appetit erklären könnte. Vielleicht nimmt er ein daherhaftes Psychopharmaka, was die Frage erklären könnte, nach dem verschriebenen Medikament, ob er das einnehmen kann, vielleicht eine genommen hat und es daher zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt.

Hinzu kommt vielleicht, wenn ich so den Zeitfaktor der Mutter aus den XY und Insolito nehme, Übermüdung durch Schlafentzug, dann Hochsommer, feuchtwarme Hitze ist dann in der Schwarzmeerregion. Es ist ja auch unklar, was er zwischen dem Absetzen am Flughafen und bis zum Fragen an der Information, wo der Arzt ist, gemacht hat. Der angenommene Anruf, aber ohne Gespräch mit Wasserrauschen, kann auch alles mögliche gewesen sein oder auch nichts. Auch nicht unbedingt ein Bad.

Mich wundert so ein wenig auch, denn am Zaun, wenn so dargestellt, wie im Video, dann war oben Stacheldraht. Egal wie sportlich man ist, es bleiben Kratzer, also Blutspuren oder auch ein Kleiderfetzen hängen. Da kommt man nicht drüber, ohne mit irgendwas hängen zu bleiben. Aus dem Lauf raus, 2 Meter im Hochsprung ist auch unwahrscheinlich.

Ikeafan schrieb:Sina1312 schrieb:
Du hast natürlich einerseits schon recht ,was mich eher wurmt ist das er spät abends seine Mutter über die Situation im Hotel benachrichtigt,,bzw. anruft obwohl sie ja nichts ausrichten kann aus der Ferne.
Mein Sohn hätte das nie getan,alleine um mich nicht zu beunruhigen,

Wenn du panische Angst hast denkst du nicht mehr darüber nach ob du mit deinem Anruf jmd beunruhigst.. Du willst einfach nur eine vertraute Stimme hören und wenigstens nicht mehr das Gefühl haben alleine zu sein.

Da fällt mir spontan etwas ein.
Mein Sohn war vor 2 jahren mit einer Bekannten in Bulgarien.
Sie hatten sich während des Urlaubs (2 Wochen ) zerstritten..ziemlich am Anfang...
Er informierte mich darüber nur beiläufig.
Auch danach hörte ich nicht wirklich viel über das was er dort so trieb...er lernte andere kennen soviel wusste ich...
Such das Hotel indem er war ,war nicht das tollste,,,,
Erst als er zurück war erzählte er mir mehr,,,....aber er hätte mir niemals Angst gemacht.

JuleD schrieb:Wenn ich aus Bulgarien meine Mutter anrufen würde und diese Story erzähl und panisch wirken würde meine Mutter auch all das tun.. und Sie ist keine übervorsorgliche Mutter. Und ohne das ich Mutter bin denke ich das ich ähnlich reagiert hätte. Sie hat sich hilflos gefühlt und wollte Ihrem Sohn helfen.

Eben. Diese Aktion in der Nacht.

Aber wie gesagt, am Flughafen hätte ich erstmal aufgeatmet, bis mein Sohn vom Arzt kommt und sich bei mir meldet.

falstaff schrieb:Warum hätte er dieses Leben gegen eine Randexistenz als Obdachloser in Bulgarien eintauschen sollen? Rational macht das überhaupt keinen Sinn.

Wir wissen doch gar nicht,ob er eine sog Randexistenz, wie du es nennst, führt.
Wer weiß vielleicht hat er tatsächlich den Ausstieg schon vorher geplant und wollte es der Mutter langsam verkaufen. Vielleicht war deshalb auch auf einem Konto zuviel Geld. Wir wissen es nicht.

Einer meiner Professoren hat seine Professur aufgegeben und lebt in Norwegen in einem alten Bauwagen, fotografiert Tiere und lebt von der Hand in den Mund. Er ist weder geistig verwirrt, noch hat sonst Beeinträchtigungen, sondern hat eines Tages entschieden, dass dieses Leben ihm besser gefällt und ist einfach glücklich.

Eine Freundin von mir hat ihre gut gehende Tierarztpraxis von einem auf den anderen Tag zugemacht und züchtet jetzt eine aussterbende Art von Schafen auf einem alten Hof in Mecklenburg Vorpommern. Sie lebt auch nur von einem geringen Einkommen, weil sie einen Teil des Hofs an Feriengäste vermietet.

Meine Güte, wer weiß was für Ideen Lars wirklich hatte. Oben sind auf jeden Fall Beispiele dafür, dass durchaus nicht jeder an seiner bürgerlichen Existenz klebt und ohne ersichtliche Not komplett etwas anderes macht.

SGarcia schrieb:War er zum Schutz des Flughafens, um unbefugtes betreten zu verhindern oder sollte das nur eine Einfriedung für das Sonnenblumenfeld sein und um Wildparker, Kampierer, die ihren Flug verpasst haben, etc pp verhindern? Das weiß ich nicht.

@SGarcia
Vielen Dank für deine Antwort..
Ich vermute Zweitens, da es sich ja bei dem Areal lediglich um das Außengelände mit (Bus-)
Parkplätzen, Haltestellen, Taxiständen, etc. handelt und es daher wahrscheinlich lediglich der Abgrenzung zum besagten damaligen Sonnenblumenfeld und denen von dir genannten Gründen handelt..

Vermutlich wurde auch deshalb kein Großalarm geschlagen, als Lars rausgerannt ist, weil sich sein Gang raus schnell normalisiert hat. Vielleicht hat man gedacht, er hat was vergessen oder musste noch schnell nen Bus erwischen. Und da der Arzt im Glauben war, er müsse auf Toilette, gab es da auch keinen Grund, seinerseits Alarm zu schlagen..
Das Überklettern des Zauns war dann auch nicht mehr interessant...

Ich weiß nicht, ob jemand hier schon einmal erlebt hat, wie sich eine psychotische Person verhält... Da scheint es viel Unwissen zu geben.
Gerade, wenn jemand noch keine Diagnose gestellt bekommen hat und zum ersten oder zweiten Mal eine Psychose hat, wissen Angehörige und Freunde oft gar nicht, was los ist. Die Person sagt oder tut seltsame Dinge, dann scheint alles wieder "normal" zu sein. Man wundert sich, versucht aber erst einmal, naheliegende Erklärungen zu finden (wie Übermüdung, Stress, Medikamente, Alkohol o.Ä.) und atmet auf, wenn die Person wieder ganz sie selbst ist. Die Episode wird vergessen. Für die Betroffenen selbst ist es so, dass sie zunächst in der Lage sind, ihre Gedanken zu verbergen, z.B. am Telefon. Sie können "normal" wirken, obwohl sie bereits in der psychotischen Phase sind.
Erst eine Häufung von seltsamen Verhaltensweise und Aussagen macht dann die Leute, die die Person kennen, nachdenklich oder beunruhigt sie. An Anzeichen einer Psychose werden nur diejenigen denken, die sich mit der Thematik ein wenig auskennen. Ansonsten wird man nur spüren, dass etwas nicht stimmt und nach Erklärungen suchen. Oder man glaubt, was die Person berichtet (Bedrohung durch unheimliche Fremde u.s.w.).
Leute "drehen nicht völlig durch", sie nehmen die Realität anders wahr. Da kann ihr Handeln auch zielgerichtet wirken, für sie macht es in dem Moment ja Sinn.

Biff_tannen schrieb:Alle drei Kriterien müssen erfüllt sein. Gerade Nummer drei ist in diesem Fall ja von besonderer Bedeutung.

Und bei Punkt drei stellt sich mir die Frage nach dem Beweis. Reicht es einfach zu behaupten, jemand wäre plötzlich verhaltensauffällig, psychisch krank, eine Gefahr für Leib und Leben oder fordert die Polizei Nachweise in Form von weiteren zeugen, Arztberichten. Ich fürchte ersteres reicht erstmal, um Behörden auf den Plan zu bringen.

falstaff schrieb:Warum hätte er dieses Leben gegen eine Randexistenz als Obdachloser in Bulgarien eintauschen sollen? Rational macht das überhaupt keinen Sinn.

Natürlich, wenn überhaupt, dann kann er nur als Obdachloser leben. Er ist so dermaßen naiv und weltfremd und ungebildet, dass er nicht anders enden kann, als in der Gosse. Was manche hier für ein Bild von LM haben....

Ikeafan schrieb:Was mir einfach sauer aufstößt, ist diese übertriebene Aktion seiner Mutter am FH.
Sie nimmt ihrem 28 jährigen Sohn jegliches selbständiges Denken und Handeln ab.

Mal abgesehen von dieser wirren Nacht sagt sie doch selber, am FH wirkte er normal, klar und ruhig.

Er sagte ihr, er sei jetzt am FH. Also ist doch alles erstmal Paletti. Dass sie für ihn Flug und Bus gebucht hat....naja ok. Er hätte das selber organisieren können.

Aber es schien alles in bester Ordnung. Er wollte/musste zum Arzt und sich danach melden.

Warum konnte sie nicht abwarten, bis er fertig ist. Warum telefoniert sie ihm hinterher. Warum macht sie so ein unfassbares Gewese am FH.

Lars war sicher, Flug war gebucht. Es war nichts mehr los. Ich wäre als Mutter erstmal beruhigt gewesen.

Das verstehe ich beim besten Willen nicht. Sorry

Da gebe ich dir absolut Recht. Ich finde die Aktionen von sm auch völlig unangemessen und übertrieben. Sie ließ ihn keine Möglichkeit selber etwas zu entscheiden oder zu regeln.

Palio schrieb:Gibt es noch weitere Ideen, die hier in Betracht gezogen werden?

Zb dass über den Zaun einfach eine Abkürzung war um an das gewünschte Ziel zu kommen.

Hathora schrieb:wäre es aus für Lars mit einem geliebten Job, bei dem man gut verdient, tolles Betriebsklima hat, sich Wohnung, Auto, usw leisten kann, vom eigenen Häuschen träumen.

Ach, steht schon fest, dass das sein erklärter Lebenstraum war oder kann es nur so sein, weil sich alles andere nicht gehört für guterzogene Söhne.

Sina1312 schrieb:Du hast natürlich einerseits schon recht ,was mich eher wurmt ist das er spät abends seine Mutter über die Situation im Hotel benachrichtigt,,bzw. anruft obwohl sie ja nichts ausrichten kann aus der Ferne.
Mein Sohn hätte das nie getan,alleine um mich nicht zu beunruhigen,

Es gibt keine Nachweise darüber, wer wen wann wie lange und wie oft angerufen hat, ebenso gibt es keine Nachweise für den Inhalt der Gespräche. Die Mutter hat das Handy im Beisein des Detektiv ausgewertet, es gab keine fremden Nummern. Eine polizeiliche Auswertung würde nie erwähnt und ist meines Erachtens auch nie erfolgt.