Vermisstenfall Lars Mittank

Vielleicht war es auch eine Mischung zwischen beiden Theorien. Er wollte sich absetzen, permanentes zögern, dann doch der Entschluss und plötzlich passiert ein Unfall, oder doch eventueller Suizid weil er überhaupt keine Lösung mehr fand?

Dann würde auch die Western Union Transaktion und die hohe Geldsumme auf seiner Kreditkarte Sinn ergeben. Evtl. hat er die Sperrung der Kreditkarte am Flughafen schon bereut und wollte daher als kleinen Trost zumindest die 500 € über WU haben.

Balumpa schrieb:Kommt sicherlich darauf an, wo man abtauchen möchte und wie das Leben dort geplant ist.

schluesselbund schrieb:Aber mal die Frage wie viel Geld braucht es dann zum abtauchen?

Habe mich da etwas ungenau ausgedrückt. Wie viel Startkapital braucht es dann zum abtauchen? 1000 reichen so wenig wie 10'000. Doch klar, dass irgendwann wieder Geld benötigt wird. Anbei das Land eine unter geordnete Rolle spielt.

x-aequitas schrieb:Als ausgelernter Feinwerkmechaniker sollte das möglich sein.

800 - 1000 Euronen dürfte in Bulgarien sicherlich dem Landesindex entsprechen.

x-aequitas schrieb:Als ausgelernter Feinwerkmechaniker sollte das möglich sein.

Ein ausgelernter Feinwerkmechaniker muss aber auch in Bulgarien (wie in allen anderen Ländern) in der Lage sein, sich mit seinen Kollegen und Vorgesetzten sprachlich zu verständigen. Sonst nützt ihm seine Ausbildung nur bedingt.

Mal ganz abgesehen davon, dass man für ein reguläres Arbeitsverhältnis in dem sich LMs Qualifikation auszahlt auch entsprechende Papiere braucht, die er nicht hatte und wohl auch nicht beantragt hat.

Bliebe nur Schwarzarbeit als Hilfskraft, aber die wird in Bulgarien ja wohl besonders mies bezahlt, sonst würden ja nicht so viele Bulgaren in Deutschland arbeiten wollen, weil selbst der deutsche Mindestlohn für bulgarische Verhältnisse viel Geld ist.

Natürlich wäre eine Weiterreise in ein anderes Land denkbar, aber da stellen sich die oben beschriebenen Probleme genauso. Ohne Arbeitserlaubnis und Nachweis einer Ausbildung sowie Sprachkenntnisse bleiben doch eher Hilfstätigkeiten, zumindest aber geringere Bezahlung.

schluesselbund schrieb:Habe mich da etwas ungenau ausgedrückt. Wie viel Startkapital braucht es dann zum abtauchen? 1000 reichen so wenig wie 10'000. Doch klar, dass irgendwann wieder Geld benötigt wird. Anbei das Land eine unter geordnete Rolle spielt.

Spontan würde ich schätzen, dass man selbst in einem Land wie Bulgarien doch zumindest 10.000 € haben sollte, einfach aus dem Grund, damit man für die Zeit, in der möglicherweise noch kein Einkommen durch Arbeit generiert wird, eine Summe vorhanden ist, von der man ein paar Monate zehren kann (Miete, Strom, Gas, Nahrung).

Ansonsten ergeben sich die üblichen Probleme, die @brigittsche erneut aufzählt: Sprache, Papiere, Arbeitserlaubnis. Wenn das nicht vorhanden ist, wird man auch in Bulgarien kaum eine Chance auf eine vernünftige Arbeit besitzen, wobei ich "vernünftig" in diesem Kontext als legal und zumindest durchschnittlich (natürlich bezogen auf den Ort, nicht auf deutsche Verhältnisse) bezahlt definiere.

Balumpa schrieb:die @brigittsche erneut aufzählt: Sprache, Papiere, Arbeitserlaubnis.

Bleib doch bei 10'00 genau so. Beim abtauchen ist nur entscheiden wie schnell man Kontakte knöpfen kann. Und auch in Bulgarien gibt es Leute die deutsch und bulgarisch sprechen.

Ne, das meinte ich ja vorher, wenn dann ist er in Deutschland, in Bulgarien hätte er doch keine Chance. Er könnte nach Deutschland getrampt sein und ganz normal in einer anderen Stadt wohnen, daher meine Frage, wie die Polizei wohl reagieren würde, wenn sie das rausfindet. Ob sie die Eltern informieren würde oder ob sie das gar nicht darf ohne sein Einverständnis.

schluesselbund schrieb:Beim abtauchen ist nur entscheiden wie schnell man Kontakte knöpfen kann. Und auch in Bulgarien gibt es Leute die deutsch und bulgarisch sprechen.

Naja, aber wie soll das dann konkret ablaufen? Er geht auf der Straße auf jemanden zu, quatscht ihn auf deutsch an: "Sag' mal, hast Du nicht Arbeit für mich?" Und dann sagt der, selbstverständlich auch auf deutsch: "Na klar, auf Dich habe ich doch nur gewartet, Du kannst in meiner Firma arbeiten, völlig egal dass Du kein Bulgarisch sprichst, dann müssen die anderen Angestellten halt Deutsch lernen! Ach, und selbstverständlich bist Du ab sofort der Vorarbeiter mit guten Gehalt, Deine Papiere interessieren mich nicht, es gibt auch keine arbeitslosen Bulgaren, da ist mir ein deutscher Tourist natürlich viel lieber, auch wenn er Land und Leute außerhalb von seinem Touristenort gar nicht kennt!" Und zack hat LM einen tollen Job mit gutem Gehalt von dem er sich ein schönes Leben machen kann, und natürlich findet er auch ganz schnell neue Freunde, weil ja alle unbedingt mit dem Deutschen befreundet sein wollen, so sehr, dass sie eine Sprache sprechen lernen! Und selbstverständlich würden alle seine neuen tollen Freunde dicht halten und ihn nicht an die Polizei verraten wenn sie bemerken, dass er gesucht wird. Aber, halt, das merken sie ja sowieso nicht, weil ja unendlich viele deutsche junge Männer in Bulgarien rumspringen, da fällt LM nicht auf.....

Also, das halte ich doch für seeehr unwahrscheinlich, oder? Daher kann ich der "Untertauch-Theorie" nichts abgewinnen, wenn man mal alle Aussteiger und Ich-fang-ein-neues-Leben-an Romantik beiseitelässt.

Allenfalls wenn LM schon vorher Verbindungen nach Bulgarien hatte (und zwar nicht blos schon mal Urlaub in einem Touristenort) und das alles sozusagen vorbereiten konnte, dann hielte ich es durchaus für vorstellbar. Aber von solchen Verbindungen war nie die Rede und die wären auch sicher von der Familie (deren Theorie ja der lebende LM ist) gründlich abgeklopft worden.

Und ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass LM so naiv gewesen ist, dass er sich vorgestellt hat, dass es so laufen würde wie ich es geschrieben habe.

brigittsche schrieb:Naja, aber wie soll das dann konkret ablaufen? Er geht auf der Straße auf jemanden zu, quatscht ihn auf deutsch an: "Sag' mal, hast Du nicht Arbeit für mich?"

Erstmal brauchte er Kontakte zu Menschen vor Ort. Und die hatte er ja offensichtlich bereits während des Urlaubs knüpfen können. Die beiden Studentinnen J. und D. sind hier beispielsweise zu nennen. Über sie könnten auch weitere Kontakte entstanden sein.

Denke zB auf dem Bau bekommt man überall nen Job.
Auch in Bulgarien.
Gehe auch davon aus, das man mit Englisch gut weiterkommt.
Die Sprache lernt man automatisch mit der Zeit

brigittsche schrieb:Naja, aber wie soll das dann konkret ablaufen? Er geht auf der Straße auf jemanden zu, quatscht ihn auf deutsch an: "Sag' mal, hast Du nicht Arbeit für mich?" Und dann sagt der, selbstverständlich auch auf deutsch: "Na klar, auf Dich habe ich doch nur gewartet, Du kannst in meiner Firma arbeiten, völlig egal dass Du kein Bulgarisch sprichst, dann müssen die anderen Angestellten halt Deutsch lernen! Ach, und selbstverständlich bist Du ab sofort der Vorarbeiter mit guten Gehalt, Deine Papiere interessieren mich nicht, es gibt auch keine arbeitslosen Bulgaren, da ist mir ein deutscher Tourist natürlich viel lieber, auch wenn er Land und Leute außerhalb von seinem Touristenort gar nicht kennt!" Und zack hat LM einen tollen Job mit gutem Gehalt von dem er sich ein schönes Leben machen kann, und natürlich findet er auch ganz schnell neue Freunde, weil ja alle unbedingt mit dem Deutschen befreundet sein wollen, so sehr, dass sie eine Sprache sprechen lernen! Und selbstverständlich würden alle seine neuen tollen Freunde dicht halten und ihn nicht an die Polizei verraten wenn sie bemerken, dass er gesucht wird. Aber, halt, das merken sie ja sowieso nicht, weil ja unendlich viele deutsche junge Männer in Bulgarien rumspringen, da fällt LM nicht auf.....

Einfach nur Unsinn. Sage ich dazu. Zeigt mir aber auch, dass du keine Ahnung hast wie man sich im Ausland durchschlägt. Und noch weniger wie man sich verhält wenn man Abtauchen will. Ich war schon in sehr vielen Länder unterwegs. Und spreche nur deutsch. Aber ich bekam immer alles was ich brauchte und wollt.

S.Goodman schrieb:Die Sprache lernt man automatisch mit der Zeit

Richtig. Und nach 2 Jahren kannst du dich schon gut verständigen. Und nach 3 Jahren kannst du in einer mittleren Diskussion schon mithalten.

schluesselbund schrieb:Einfach nur Unsinn. Sage ich dazu. Zeigt mir aber auch, dass du keine Ahnung hast wie man sich im Ausland durchschlägt. Und noch weniger wie man sich verhält wenn man Abtauchen will. Ich war schon in sehr vielen Länder unterwegs. Und spreche nur deutsch. Aber ich bekam immer alles was ich brauchte und wollt.

In anderen Ländern unterwegs zu sein (=Urlaub?), ist etwas anderes, als dort dauerhaft zu leben. Ohne offizielle Papiere, ohne Sprachkenntnisse und ohne Kapital wird ein Leben auf annehmbaren Niveau erheblich erschwert.

Erkläre mir doch beispielsweise einfach, wie und wo LM einen vernünftig bezahlten Job bekommen würde! Würdest du jemanden einstellen, der kein Deutsch spricht, der keine Zeugnisse vorlegen kann und womöglich nicht einmal eine ordentliche Adresse (wovon hätte er eine Wohnung dort bezahlen sollen) angibt?

schluesselbund schrieb:Richtig. Und nach 2 Jahren kannst du dich schon gut verständigen. Und nach 3 Jahren kannst du in einer mittleren Diskussion schon mithalten.

Und was hat LM dann in den 2-3 Jahren vorher getan? Wie hat er mit etwaigen Arbeitskollegen, Vermietern, Ärzten, Behörden, Nachbarn usw. kommuniziert?

schluesselbund schrieb:Einfach nur Unsinn. Sage ich dazu. Zeigt mir aber auch, dass du keine Ahnung hast wie man sich im Ausland durchschlägt.

Dann bitte: Gib uns allen eine genaue Anleitung was Du an der Stelle von LM getan hättest und wie Du Dir unter gleichen Bedingungen erfolgreich eine neue, geheime und dauerhafte Existenz aufgebaut hättest.

Und zwar eben nicht als lustiger Rucksacktourist der mal ein bisschen herumreist aber jederzeit sein wohlgefülltes Bannkonto und seine deutschen Papiere als Rückhalt hat. Ich bin gerne bereit mich belehren zu lassen wenn da mehr als die Aussage "einfach nur Unsinn" kommt.

Jemand mir sehr nahe stehendes ist vor 6 Jahren von einer Nacht auf die andere mit einem Müllsack bepackt mit Klamotten & ganz wenig persönlichen Dingen ins Ausland. In den Taschen keine 300€. Da der "Freundeskreis" ihn nicht finden sollte hat er den Mädchennamen seiner Mutter angenommen. Er hatte dort einen einzigen Kontakt bei dem er erstmal unterkam.
Die Sprache beherrschte er zu dem Zeitpunkt gerade soweit, dass er sagen konnte wie er heißt und wo er lebt.
Mittlerweile hat er eine Ausbildung absolviert, einen gut bezahlten Job, eine schöne Wohnung, soziale Kontakte.... ein "ganz normales" Leben.

Es ist natürlich wiedermal nicht direkt vergleichbar mit der Situation von LM..... soll nur aufzeigen, dass manche Menschen den (Über)Mut haben mit nichts von vorn zu beginnen obwohl andere sowas für unmöglich halten.
Der perfekte Spruch dazu ist doch:
"Alle dachten das geht nicht...... da kam einer, der wusste das nicht & hat es einfach gemacht!"

Zur Frage des Ausssteigens greife ich jetzt Mal wieder auf meinen über 5 Jahre verschwundenen Bekannten zurück, der ohne die Sprache zu können, nach Schweden abgehauen ist. Dort hat er sich mit Englisch und Deutsch durchgeschlagen, zunächst. Er hatte nur seinen Reisepass dabei, sonst nichts und hat auf Campingplätzen, gegen Kost und Logis, ausgeholfen. Er hat sich nach gut drei Monaten Mal um Fragen, wie Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnis gekümmert. Da EU Bürger war das nicht nötig, aber will man länger in Schweden bleiben, muss man sich bei irgendeinem Amt registrieren lassen und Einkommen nachweisen. Da hat er sich dann um einen festen Job als Bäcker und Konditor bemüht, ohne Zeugnisse. Er hat einfach Probe gearbeitet und hatte dann auch nach kurzer Zeit einen Job. Seinen Nebenjob auf dem Campingplatz hat er auch behalten und da fast zwei Jahre gewohnt, ehe er eine Wohnung angemietet hat.
Es geht also alles.

Wieso sollte LM nicht irgendwo noch gejobbt haben bis zum Beginn des Winters oder Saisonende in Varna und ist dann vielleicht weiter gezogen.
Wer weiß das schon.

brigittsche schrieb:Bliebe nur Schwarzarbeit als Hilfskraft

brigittsche schrieb:Ohne Arbeitserlaubnis und Nachweis einer Ausbildung sowie Sprachkenntnisse bleiben doch eher Hilfstätigkeiten, zumindest aber geringere Bezahlung.

Welche Arbeitserlaubnis?
Der Mann ist Deutscher, Bulgarien seit 2007 in der EU, da herrscht Freizügigkeit für all die, welche erwerbstätig sind, studieren oder ihren Lebwnsunterhalt nebst KV aus eigenen Mitteln bestreiten und nicht die öffentliche Sicherheit und Ordnung beeinträchtigen.
Dafür braucht es in den EU Staaten einen Personalausweis, nicht mal einen Pass.
Und Freizügigkeit genießt man, bis förmlich festgestellt wird, das der Verlust eingetreten ist, und das ist gar nicht so einfach.
Möglich, dass es in Bulgarien eine Meldepflicht gibt, aber das wäre es dann schon.

LucyDiamond schrieb:"Alle dachten das geht nicht...... da kam einer, der wusste das nicht & hat es einfach gemacht!"

@brigittsche
@Balumpa

Genau das empfehle ich euch auch. Weiter gibt es kein Rezept wie sowas funktioniert.

Und wer sagt eigentlich, dass LM wirtschaftlich genau gleicht weiter leben wollte? BW sollte.

Balumpa schrieb:Und was hat LM dann in den 2-3 Jahren vorher getan?

Und was hat LM nach dem er den Flughafen verlassen hat getan? So schnell wie möglich gestorben?

FritzPhantom schrieb:Ne, das meinte ich ja vorher, wenn dann ist er in Deutschland, in Bulgarien hätte er doch keine Chance. Er könnte nach Deutschland getrampt sein und ganz normal in einer anderen Stadt wohnen, daher meine Frage, wie die Polizei wohl reagieren würde, wenn sie das rausfindet. Ob sie die Eltern informieren würde oder ob sie das gar nicht darf ohne sein Einverständnis.

Ob er noch lebt und ob er in Deutschland ist, weiß man nicht. Wenn die Polizei erfährt, dass LM noch lebt, egal wo, dann werden sie mit Sicherheit der Mutter davon berichten. Schließlich müssten sie ja auch begründen, warum die Ermittlungen eingestellt werden.
Allerdings, sollte Lars nicht wollen, dass seine Familie erfährt wo er sich befindet, dann wird das natürlich auch nicht weitergegeben.