brigittsche schrieb:Das ergibt sich aber daraus, welches Szenario Du annimmt.
Nein. Das kann man allenfalls hineininterpretieren, ja. Ich habe auch nicht von "einem Merkmal" geschrieben, sondern lediglich den Aspekt berücksichtigt, dass sie allesamt entweder Scheidungskinder waren oder aus eher sozialschwachen Familien stammten. Das ist ja nun mal kein Merkmal was ein Täter wissen kann, es sei denn, wovon ich nicht ausgehe, er hat die Jungen vorher schon gekannt.
brigittsche schrieb:Und wenn man, wie Du selbst ja schreibst, dass der Täter sich irgendwie an die Jungs herangemacht hat und dabei ausgenutzt hat, dass sie aus prekären Verhältnissen kamen, dann muss er das ja in irgendeiner Form gewusst haben.
Habe ich so auch nicht geschrieben. Es ist sicher lediglich einfacher gewesen, einen Jungen anzusprechen und ihm mit irgendetwas zu locken als bei einem Jungen der aus einem heilen Elternhaus stammte und wo beide Elternteile den Jungen von kleinauf schon impliziert haben, sich nicht mit fremden Männern, egal in welcher Form, mitzugehen, bzw. sich auf irgendetwas einzulassen.
Ich will da überhaupt nicht drauf herumreiten. Es ist, wie gesagt nur eine Auffälligkeit und verallgemeinern kann man auch nicht inwieweit man hier, unabhängig von zerrütteten, sozialschwachen oder heilen Verhältnissen, in welcher Form auch immer, eine elterliche Aufklärungspflicht stattgefunden hat oder eben auch nicht.
Ein Täter muss das auch nicht vorher gewusst haben, aus welchen familären Verhaltnissen diese Kinder kamen. Ist ja auch großer Bullshit, wenn er die Jungen vorher nicht kannte. Wie wurden als Kinder oft von Männern im gleichen Alter angesprochen.
Nur hat man dem als Kind damals keinerlei große Bedeutung geschenkt , noch auch nur ansatzweise als 12 jähriger gedacht, dass hinter dem "netten Mann" ein Triebtäter stecken könnte.
Und ähnlich wird es auch den Jungen gegangen sein. Da läufst du nicht gleich zu Mami und erzählst ihr brühwarm, heute wurde ich aber von einem fremden Mann angesprochen, usw.
Insofern glaube ich auch eher weniger im Gegensatz zu heute, dass man dem damals als Junge keine große Bedeutung zugemessen hat, nach dem Motto": das hätte sich aber herumgesprochen, man wüsste das, usw.
Das ist ein ganz großer Irrglaube. Ich möchte nicht wissen, wieviele Jungen der oder die Täter in den 90er Jahren vorher schon angesprochen hatten, bevor er/sie dann auf sein erstes Opfer traf?
Das wird auch noch einmal sehr deutlich im Fall Marcel H. als man in der Wohnung des arbeitslosen Elektrikers, der eine zeitlang auch in U-Haf saß, einige Hunderte von Nacktaufnahmen von Berliner Jungen fand. Es hat nicht einmal die Nachbarn interessiert, dass da Jungen bei ihm ein und ausgingen. Und von den Jungen hat sich wohl auch keiner seinen Eltern anvertrautet, denn das kam erst zum Vorschein als die Spurensicherung haufenweise Kartons mit Photos aus der Wohnung schleppte...
Davon auszugehen, das jeder Junge gleich Zuhause brühwarm erzählt, dass er angequatscht worden ist, halt ich wirklich für vermessen. Ich denke, dass die Realität damals in den 90er defintiv anders ausgesehen haben wird.