brigittsche schrieb:Das ist ein interessanter Gedanke, Du denkst also dass z. B. ein Mensch mit "pädophil-mörderischen" Phantasien durch Arbeit, Familienleben, soziale Einbindung etc. so "stabilisiert" ist, dass er nicht zum Täter wird und dann diese stabilisierenden Faktoren wegbrachen als Folge (im weitesten Sinne) der Wiedervereinigung? Also z. B. dass seine Frau sich trennt und in den Westen geht, er vielleicht seine Arbeit verliert, damit auch sein soziales Umfeld stark reduziert wird, so dass er "instabil" und zum Täter wird?
Ich denke das spielt sicher eine Rolle, ja. Ich glaube einfach, dass die Hemmschwelle bei solchen Taten geringer ist als bei jemanden der ein stabiles Umfeld hat, voll im Leben steht. Was hat jemand zu verlieren, der sowieso schon ziemlich am Ende der Gesellschaft angekommen ist? Der sich nach der Wende beispielsweise überhaupt nicht mehr zurechtgefunden hat, wenn wir mal in Berlin bleiben?
Und da gab es ja sehr viele Menschen von damals. Sicher, die begehen nicht alle Morde, aber Viele sind auch getrauchelt und fanden sich nicht mehr zurecht.
Damit will ich nicht sagen, dass im Fall Stefan ein solcher Tätertyp am Werk war, halte es aber auch nicht für abwegig.
simie schrieb:Selbst das muss nicht sein. Es gibt auch durchaus Täter, die gut integriert sind und gar nicht auffallen
Ja, durchaus. Aber das ist doch eher seltener der Fall. Oder hast du schon einmal irgendwo gelesen, dass beispielsweise ein Akademiker ein Kind missbraucht und ermordet hat, sofern ein Täter überführt werden konnte? Ich nicht. Meistens sind es doch gerade diese Tätertypen die oftmals schon einmal auffällig geworden sind, einschlägig vorbestraft sind und gesellschaftlich eher unten statt oben stehen usw. Zum Teil auch wegen ganz anderer Delikte auffällig worden. Da gab es fast
immer eine Vorgeschichte.
Ich denke, dass es bei den meisten Tätern ein Prozess ist, der in der Fantasie, im Kopf stattfindet, bevor es dann zur eigentlichen Tat kommt. Ich glaube weniger, dass jemand einfach planlos loszieht, ein Kind entführt und dann ermordet, wenn es sich nicht um einen reinen Triebtäter handelt.
simie schrieb:as ist jedoch eine allgemeiner Trend gewesen. Die Kriminalität war Anfang bis Mitte der 90er auf einem ziemlichen Hoch angekommen und geht seitdem zurück. Ganz unabhängig ob in der Großstadt oder auf dem Land.
Ja. Sogar unabhängig von dem Staat. Diese Entwicklung ist in überraschend vielen Staaten zu beobachten.
Naja "the trend is your friend" würde ich jetzt nicht unbedingt unterschreiben. Das war damals, auch politisch eine ziemlich harte Zeit Anfang bis Mitte der 90er Jahre. Tötungsdelikte/Vermisstenfälle an Kindern, jungen Frauen, gab es für mein Empfinden wesentlich vermehrt in den 90er Jahren als es aktuell der Fall ist, was natürlich mehrere Gründe haben wird.
Ich habe aber auch derzeit keine Kriminalstatistik aus der Zeit. Das wäre sicher ein interessanter Vergleich zu heute.