Er hat eine 25-Jährige vergewaltigt und überfahren
Der Tod des Herrschinger Sex-Täters
Thomas Gautier, 21.05.2014 10:02 Uhr
Der Mann, der bei Herrsching eine 25-Jährige vergewaltigt und dann überfahren hat, ist tot. Nur Stunden nach der Tat fährt Matthias M. (28) nach Haar – und wirft sich vor einen Zug.
München - Matthias M. hätte sich stellen können. Zur Polizei gehen, seine schrecklichen Taten gestehen. Doch er wählte den Tod – und sprang in Haar vor einem Zug.
Am Sonntag gegen 12 Uhr erfasste ein Eurocity den 28-Jährigen, der laut Polizei eine junge Frau in einem Wald bei Herrsching halb tot geschlagen, vergewaltigt und danach mit seinem Auto überfahren hatte (AZ berichtete). Der Zug schleuderte Matthias M. am S-Bahnhof Gronsdorf auf ein zweites Gleis, wo ihn ein entgegenkommender Meridian-Zug überrollte.
Die Kripo Fürstenfeldbruck ist sicher, dass Matthias M. der brutale Sex-Täter von Herrsching ist. Am Parkplatz des S-Bahnhofs stand sein schwarzer 3er Golf. Am Auto fanden Rechtsmediziner „Gegenstände und Spuren, die eindeutig auf eine Täterschaft des 28-Jährigen hindeuten“, so Pressesprecher Hans-Peter Kammerer. „Die Kripo geht davon aus, dass es sich hier um das Tatfahrzeug handelt.“ Auch DNA-Spuren belegten die Täterschaft.
Die Tat hatte ganz Herrsching in Aufruhr versetzt. Laut Kripo-Leiter Manfred Frei war die 25-jährige Angestellte wohl ein reines Zufallsopfer. Frei rekonstruiert die Tat wie folgt: Am Sonntagmorgen nimmt die Frau in München die letzte S-Bahn. Um 3.15 Uhr steigt sie in Herrsching aus und fährt mit dem Radl nach Hechendorf. In der Hechendorfer Straße kommt ihr ein Fußgänger entgegen – Matthias M.! Er schlägt sie, reißt sie vom Rad herunter und zerrt sie in den Kofferraum seines Golfs. Danach fährt er mit ihr in ein Waldstück. Dort schlägt er weiter auf junge Frau ein, beschimpft sie, fesselt ihr die Hände mit Panzer-Tape, verbindet ihr die Augen – und vergeht sich an ihr.
Kripoleiter Manfred Frei: „Danach hat er die Frau einmal, aber gezielt überfahren.“
Danach denkt M. offenbar, die Frau sei tot – und flüchtet. Die 25-Jährige aber lebt. Und schleppt sich 1,3 Kilometer durch den Wald nach Herrsching. Um 5.30 Uhr findet sie ein Anwohner am Ortseingang. Nach einer Not-OP ist sie jetzt außer Lebensgefahr.
Während die Kripo Fürstenfeldbruck eine Ermittlungsgruppe mit 16 Beamten aufbaut, taucht Matthias M. am Sonntagvormittag bei einem Bekannten in München auf – beide arbeiteten hier in derselben Firma. Der gebürtige Starnberger ist in diesem Moment verzweifelt. „Er sagte ihm, er habe Scheiße gebaut“, sagt Kripo-Chef Manfred Frei. Er habe berichtet: „Ich hab’ jemanden totgefahren. Ich weiß nicht, was ich tun soll“ – und habe ihm auch den Ort im Wald genannt. Dann habe er gesagt: „Ich habe wohl ein Problem.“
Der Kollege rät Matthias M., sich zu stellen – mit dessen Bewährungshelfer. M. war laut Staatsanwaltschaft München II mehrfach vorbestraft und im Juni 2009 wegen Einbrüchen im Münchner Umland zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Im August 2013 war er auf Reststrafen-Bewährung auf freien Fuß gekommen.
M. fährt nach dem Gespräch mit seinem Kollegen aber nicht zur Polizei – sondern in den Tod. Sein Kollege meldet sich erst am Montag gegen 14 Uhr bei der Polizei. Zu diesem Zeitpunkt haben die Ermittler mit dem Opfer gesprochen und Spuren am Tatort gesichert. Da wird langsam klar, dass der Tote in Gronsdorf der Sex-Täter von Herrsching ist.
Täter und Opfer kannten sich offenbar nicht. M. stammte aus dem Kreis Starnberg und war in Herrsching gemeldet, hatte aber eine Freundin in München, bei der er laut Polizei meistens lebte. Warum er die Tat begangen hat, ist unklar. Ermittler Frei: „Ihn können wir nicht mehr fragen.“
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