Jenisa und Dano - Ein Täter?
10.07.2014 um 11:28
Hier ist der Artikel aus der HAZ von heute. ( Was mich besonders nervt, wenn es denn stimmt, dass Jenisas Eltern es aus der Zeitung erfahren haben. Kann man denn da keinen Beamten hinschicken, der die Eltern behutsam informiert?)
Hier der Text:
Hannover. Mit einer Hundertschaft ist die Polizei am Donnerstagmorgen in einem Waldstück bei Blumenau nahe Wunstorf angerückt, um nach der Leiche des verschwundenen Mädchens zu suchen. Auch Spürhunde begleiten die Beamten bei der großen Suchaktion. Ob es dasselbe Waldstück ist, das im Jahr 2007 nach dem Verschwinden des Mädchens schon einmal durchkämmt wurde, ist bislang nicht klar. "Wir gehen Hinweisen aus dem Umfeld der Häftlinge nach", sagte Staatsanwältin Kathrin Söfker am Morgen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.
Mit diesen "Häftlingen" sind offenbar der seit Juli inhaftierte Onkel von Jenisa, Ibrahim B., und vermutlich ihm bekannte Mithäftlinge gemeint. B. sitzt wegen Verdachts des Mordes an einem kleinen Jungen seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft und wird auch des Mordes an Jenisa verdächtigt. Wie die "Bild"-Zeitung am Donnerstag berichtet, hat B. im Gefängnis ein ausführliches Geständnis abgelegt. In einem Schriftstück, das der Staatsanwaltschaft vorliege, beschreibe er den Missbrauch und Mord an dem kleinen Mädchen. Laut "Bild" habe er auch eine Karte angefertigt, auf der der Ort verzeichnet sei, an dem Jenisas Leiche versteckt wurde. Anhand dieser Karte solle das betreffende Waldstück in Wunstorf gründlich durchsucht werden, so die Zeitung weiter.
Bestätigen wollte die Staatsanwaltschaft diese Informationen nicht. "Ich will nicht davon sprechen, dass ein Mordgeständnis vorliegt, um keine falschen Hoffnungen zu schüren", so Söfker. Laut "Bild" war B.s schriftliches Geständnis für einen oder mehrere Mithäftlinge verfasst worden und nur über rätselhafte Umwege in die Hände der Staatsanwälte gelangt. "Herr B. schweigt weiter", so Söfker. Sie gehe nicht davon aus, dass sich das in näherer Zukunft ändern werde.
Juliano und Like Muja, die Eltern des Mädchens haben die Nachricht vom angeblichen Mordgeständnis mit Erschütterung aufgenommen. "Sie sind ziemlich durch den Wind, alle Verwandten sind derzeit bei ihnen", sagt der Rechtsanwalt der Familie im Gespräch mit der HAZ. Die Mujas waren bereits in der vergangenen Nacht im Internet auf die Nachricht gestoßen. "Sie haben sich dann hier mit der Polizei in Verbindung gesetzt und die Bestätigung erhalten, dass es eine erneute Suche nach Jenisa gibt", sagt der Jurist.
Denkbar ist derweil auch, dass andere neue Erkenntnisse die Polizei auf das Waldstück in Wunstorf gebracht haben. Erst vor wenigen Tagen waren die Ermittlungen im Fall des 2007 in Hannover verschwundenen Mädchens wieder aufgenommen worden. „Nach gründlicher Durchsicht der Akten haben wir uns dazu entschlossen, die Ermittlungen wieder aufzunehmen“, sagte Staatsanwältin Kathrin Söfker Anfang Juli.
Der Hauptverdächtige Ibrahim B. war in den Fokus der Ermittler gerückt, nachdem er im April dieses Jahres gestanden hatte, in Herford den fünfjährigen Dano getötet zu haben. Eine konkrete Begründung für die Wiederaufnahme der Ermittlungen gegen den 43-Jährigen im Fall Jenisa wollten die Strafverfolger aus taktischen Gründen bislang nicht öffentlich geben. Bislang ist auch nicht klar, was die Behörden Ibrahim B. konkret vorwerfen. „Das liegt auch daran, dass wir bis jetzt nicht wissen, was mit dem Mädchen passiert ist“, sagte Staatsanwältin Söfker Anfang Juli. Die Leiche der Achtjährigen ist bislang nicht aufgetaucht. Gerüchte, sie sei ins Ausland verschleppt worden, haben sich ebenfalls nicht bestätigt. „Wir erhoffen uns, dass uns jetzt der Durchbruch im Fall Jenisa gelingt“, sagte die Behördensprecherin nach der Wieraufnahme der Ermittlungen.
Seit September 2007 verschwunden
Jenisa Muja verschwand am 7. September 2007. Sie war auf dem Weg zu ihrer Tante, die damals gemeinsam mit Ibrahim B. im Ihme-Zentrum wohnte. Bis heute ist unklar, was dann mit dem Mädchen geschehen ist. Die Ermittler vermuteten damals, die Schülerin sei in der Wohnung nicht auf ihre Tante, sondern auf Ibrahim B. gestoßen. Dann verliert sich ihre Spur.
Drei Tage später entdeckten Fahnder Kleidungsstücke des Kindes an einer Autobahnauffahrt in Wunstorf. Ibrahim B. wurde von der Kripo vernommen und verstrickte sich dabei immer wieder in Widersprüche. So konnte er beispielsweise kein handfestes Alibi für den Zeitpunkt von Jenisas Verschwinden vorweisen. Auch konnte er nicht schlüssig erklären, warum er seinen VW Golf, in dem die Achtjährige am Nachmittag des 7. September gesehen worden war, wenig später verkauft hatte. Sechs Wochen lang saß Ibrahim B. in Untersuchungshaft. Doch die Beweise reichten letztlich nicht aus, um B. vor Gericht zu stellen. Er zog mit Jenisas Tante und den gemeinsamen Kindern nach Nordrhein-Westfalen. Die Familie wohnte zunächst in Hiddenhausen und dann in Herford.
Dort verschwand am 14. März dieses Jahres der fünf Jahre alte Dano, dessen Familie wie die von Jenisa aus dem Kosovo stammt. Der Junge hatte, so rekonstruierten es die Ermittler der Polizei später, am Tag seines Verschwindens bei Jenisas Tante geklingelt, weil er mit einem der Kinder spielen wollte. Doch der Spielkamerad war nicht zu Hause. Stattdessen traf Dano auf Ibrahim B. Zwischen dem Mann und dem Jungen entwickelte sich ein Streit, in dessen Verlauf der 43-Jährige Dano geschlagen haben soll. Als der Junge damit drohte, seinen Eltern von dem Vorfall zu erzählen, holte B. den Jungen in seine Wohnung, ließ ihn zunächst ein wenig fernsehen und erwürgte ihn später. Drei Wochen lang suchte die Polizei nach Danos Leiche. Der tote Junge wurde schließlich in einem Gebüsch am Ufer der Werre entdeckt.