Polizei benötigt Hilfe
Unbekannte Tote: Hilft jetzt "Aktenzeichen XY"?
München - Die Polizei ist fieberhaft auf der Suche nach der Identität der Toten aus der Kompostieranlage. Sollte die Suche erfolglos bleiben, hilft wohl nur ein Aufruf bei "Aktenzeichen XY" im ZDF.
Alles an ihr wirkt so zerbrechlich: Das schmale Gesicht mit den schönen, langen Wimpern und den hohen Wangenknochen. Der schlanke Körper, gerade mal 48 Kilo schwer und nur 1,58 Meter groß. Und noch immer rätselt die Münchner Mordkommission (Tel.: 089/ 2 91 00), was dieser jungen Frau zugestoßen ist. Und warum sie nach all den Wochen niemand vermisst. Am Mittwoch wurde ein Foto von ihr veröffentlicht.
Am Nachmittag des 3. Januar entdeckte ein Mitarbeiter der städtischen Kompostieranlage in der Tischlerstraße (Hadern) in der Senkgrube die zum Teil ins Eis eingefrorene Leiche einer höchstens 30-jährigen Frau mit langen, dunkelblonden Haaren. Sie ist ertrunken – ob in dem 3,30 Meter tiefen Becken oder andernorts ist unklar.
Gestern gab der Leiter der Münchner Mordkommission, Markus Kraus, weitere Details bekannt. Weder an der Leiche noch am Beckenrand finden sich Spuren, die auf einen gewaltsamen Tod oder einen Kampf hinwiesen. Auf einer im Eis festgefrorenen Styropor-Platte lag eine rostige Uhr (Firma Guess) mit abgerissenem Armband.
An einem nicht bestimmbaren Tag um 15.42 Uhr nachmittags oder 3.42 Uhr früh blieb sie stehen. Ob sie der jungen Frau gehörte, ist unklar. Nachdem nur 15 eher vage Hinweise ohne eine heiße Spur eingegangen waren, veröffentlichte die Kripo gestern ein von einer LKA-Zeichnerin retuschiertes Foto der Toten. Und noch immer ist wissen die Ermittler nicht, ob sie Selbstmord beging oder einem Unfall oder Verbrechen zum Opfer fiel. Auf die Herkunft der Toten gibt es keinen gesicherten Hinweis. Ihre Zahnbehandlungen entsprechen jedoch dem westeuropäischen Standard – ebenso wie ihre gepflegte Kleidung: ein beiges Trägerhemd, ein Slip von Mey, ein schwarzes Bustier von Tchibo, eine schwarze Seidenstrumpfhose, darüber eine Mustang-Jeans, ein langärmeliges Feinrippshirt von Ludwig Beck und blaue Paul-Green-Stiefel mit cognacfarbenem Rand. Allein diese Stiefel aus der aktuellen Kollektion des Münchner Labels kosten 140 Euro.
Wird jetzt „Aktenzeichen XY“ zur letzten Hoffnung?
Die junge Frau hat offenbar schon einige Wochen vor Weihnachten in der Senkgrube gelegen. Ob sie dort auch ertrunken ist, ob sie von Drogen, Alkohol oder Medikamenten betäubt war – all diese Erkenntnisse erwartet die Kripo vom chemisch-toxischen Gutachten der Rechtsmedizin, dass in Kürze fertig ist. Auffallend ist, dass die Tote weder eine Jacke noch Tasche oder persönliche Gegenstände bei sich hatte.
Sollte sich auch nach der Foto-Veröffentlichung in allen Medien und dem Internet niemand melden, der die Identität der Frau kennt, wird ihr Foto vermutlich schon bald bei einer der nächsten Sendungen der ZDF-Fersehfahndung Aktenzeichen XY... ungelöst gezeigt. Damit wird das Foto dann auch in Österreich und der Schweiz gezeigt.
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