melody46 schrieb: Dieser Fall der Petra P. Wird doch hier in fast jedem Vermisstenfall als Beispiel genannt, genau wie natascha kampusch. Man sollte schon realistisch bleiben. Natürlich kann niemand mit Bestimmtheit sagen dass Diana Ferch nicht mehr am Leben ist, die Wahrscheinlichkeit ist jedoch sehr hoch, dass sie es leider nicht mehr ist.
Klar besteht leider eine (hohe) Wahrscheinlichkeit, dass sie einem Verbrechen zum Opfer fiel - ich kann mir aber vorstellen, dass sie ins "driften" kam - Zelten, draußen und Wandern gibt vielen Menschen ein unheimliches Freiheitsgefühl, weil du von nichts abhängig bist, du kannst wild campen, so weit laufen, wie es dir gut geht und du kommst der Natur sehr nahe - alles, was dich eingeengt hat, ist weit weg.
Lerche schrieb: Ansonsten können wir uns nur an die Fakten halten und an die Ausgangslage. Die besagt, dass Diana sich offenbar überfordert gefühlt hat, sie der Situation nicht gewachsen war, Mutter zu sein. Alleine die Aussage sagt schon viel mehr über ihren Char aus als man vielleicht glauben mag.
Ich würde das nicht als Charakterfrage einstufen - das Problem ist die gesellschaftliche Erwartung - ein Kind ist ja auf vielen Ebenen fordernd und einengend. Sie hat bei dieser Wanderung auch das Gegenteil erlebt - sie war frei, konnte sich ausleben, dort das Zelt aufschlagen, wo es ihr gefiel, Dinge nach ihrem eigenen Rhythmus und Gutdünken tun - vielleicht hat sie gegen Ende der Wanderung erkannt, dass sie nicht in das alte Leben zurückmöchte.
Wenn man das offen kommuniziert, wird das schwer - das Kind, das dich ja in der Regel abgöttisch liebt (du bist als Mutter nunmal bei kleineren Kindern die wichtigste Bezugsperson) wird emotional ganz ganz heftig reagieren und du wirst die Freiheit hinterher mit einem schlechten Gewissen erleben. Anders, wenn du "driftest" - du sagst dir erst "noch eine Woche", dann "jetzt noch eine" und du kannst dir dann einreden, dass es nicht so schlimm ist, nun doch zu spät, wieder zurückzugehen und es ist für dich einfacher.
Es gäbe sicher Leute, für die es, auch aufgrund ihrer eigenen emotionalen Bindung an Familie, Freunde, Beruf, Wohnort nicht in Frage käme, wortlos zu gehen. Aber es gibt auch Leute, für die das ein wirklicher Befreiungsschlag ist. Als kleine zierliche Frau ohne große Ansprüche kann man sich sicher irgendwie durchschlagen (siehe auch der Fall Maria H. aus Freiburg, die vier Jahre mit ihrem Entführer in Italien unterwegs war) - du findest sicher auch irgendwo einen Job (auch wenn das heute nicht mehr so einfach ist). Solange du nicht ernsthaft krank bist, klappt das sicher auch so ...
Du kannst sicher auch verdrängen, wer du einmal warst und dass du als Elternteil eigentlich eine moralische Verpflichtung dem Kind gegenüber hat. Sie wusste ja, dass das Kind durch den Kindsvater und ihre Mutter gut versorgt werden würde und konnte sich da rausziehen - die Frage ist, ob sie es gemacht hat oder ob ihr etwas zugestoßen ist.