Enterprise1701 schrieb:Leider und warum auch immer sind viele Spuren kurioserweise in dem Appartment unbrauchbar. Ist Euch das aufgefallen ?
@Enterprise1701im Prinzip war doch die ganze Situation ab dem 3.5./nach 22h einfach nur verheerend.
Man muss sich doch nur mal ältere Presseberichte zu Gemüte führen, was da in dieser Nacht losgewesen sein muss. Das hat jetzt natürlich (Stand heute) überhaupt nichts mehr mit den aktuellen Geschehnissen zu tun und es lässt sich leider auch nicht mehr ändern - ich behaupte aber, dass bereits in dieser Nacht die Grundlage geschaffen wurde für ein nahezu desaströses Ermittlungs-Prozedere. Mit dem Ergebnis, das wir heute immer noch haben. Nämlich keins!
Hier mal ein beispielhafter Link zu den "Spuren"
http://www.tagesspiegel.de/fall-madeleine-wir-werden-den-fall-loesen/1075646.htmlEs gibt andere Aussagen, dass man neben den Fingerabdrücken von Kate McCann auch noch weitere Abdrücke zweifelsfrei identifizieren konnte. Nur gehörten die einem portugiesischen Polizisten.
Eigentlich geht es ja schon damit los, wer wann die Polizei gerufen hat.
Aus dem Umfeld der Ärztepaare hiess es anschließend, dass man sich umgehend an die Rezeption/Hotelleitung wandte. Und diese hat signalisiert, dass man selbstverständlich sofort die Polizei rufen wird. Das wusste sogar der MW-Chef John Hill zu bestätigen. Und das geht auch aus den Zeugenaussagen der OC-Mitarbeiter klar hervor. Heute kann keiner mehr sagen, ob nicht irgendeiner der Angestellten mit seinem Mobiltelefon die 112 angefunkt hat. Dem Rezeptionisten wurde ja gesagt, dass man erst einem Einbruch nachgehen muss. Das hat sich doch dieser Mensch nicht ausgedacht. Die Polizei in Lagos indes dokumentiert den ersten Anruf von seiten der Rezeption um ca. 22.40h. Punkt 1, den man der Familie McCann später um die Ohren knallen wird. Für mich absolut unberechtigt - ich würde in einem Hotel (in einem fremden Land) in so einer Situation ebenfalls sofort die Leitung verständigen und darum bitten, die Polizei anzurufen. Weil man sich im Hotel aus Ausländer bei der verantwortlichen Leitung nunmal besser verständlich machen kann und sich in so einer Situation eigentlich darauf verlassen möchte, dass die Hotel-Verantwortlichen die Brisanz besser in der Landessprache transferieren und verständlich machen können.
Punkt 2 - die portugiesische Polizei und die Medien
Wenn in Deutschland (sicherlich auch in UK!) ein Kleinkind mit knapp 4 Jahren von einer Minute auf die andere spurlos verschwindet - und man anhand der vorliegenden Aussagen und Erkenntnisse davon ausgehen muss, dass ein Kapitalverbrechen vorliegt, dann bedeutet das "Gefahr im Verzug". Gerry McCann wird später einmal die Aussage treffen, dass keine Hubschrauber eingesetzt wurden. Amaral & Co (und auch heute noch dessen Fans) werden dagegenhalten, dass McCanns Aussagen eine Verleumdung wären. Denn es wurden für den nächsten Tag tatsächlich Hubschrauber angefordert. Also was stimmt jetzt? Ich würde sagen, ersteres. Denn hierzulande hätte es in so einer dringenden Gefahren-Situation trotz nächtlicher Stunde gerade mal eine Stunde gedauert und es würden mindestens ein, wenn nicht sogar zwei Polizeihubschrauber das Gelände weiträumigst absuchen. Ausgerüstet mit entsprechenden Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten. Es würden umgehend Strassensperren errichtet und - falls der Verdacht besteht, das Kind würde ins Ausland gebracht werden - der BGS informiert werden, um die Grenzen zu kontrollieren. Wäre das Verschwinden des Kindes in der Nähe eines grösseren Gewässers (z.B. Bodensee), dann hätte man zudem sofort die Hafenpolizei informiert, um die Ufernähe abzusuchen und den Schiff-Verkehr zu kontrollieren.
Das klingt jetzt vielleicht etwas vermessen, aber genau das erwartet man als Vater eines (mutmaßlich) entführten Kindes. Was aber bekamen die Eheleute McCann? In der besagten Nacht nichts von all dem. Ein paar fast schon süffisante Aussagen darüber, ob sich das Kind nicht vielleicht doch selbständig gemacht haben könnte? Anschließend haben ein Dutzend Beamte in der Nacht den Ort durchsucht.
Ein mutmaßlicher Entführer - und da muss dieser noch nicht einmal besonders gewieft sein - war zu diesem Zeitpunkt sicherlich schon längst nicht mehr in der Nähe.
Die eigentliche Suche hat irgendwann am nächsten Morgen begonnen.
Etwa 10 Stunden nach dem Verbrechen.
Auch dazu gibt es übrigens einen recht anschaulichen Zeitungs-Bericht, der übrigens auch die Intervention der Eltern bei den Medien begründet. Denn exakt an diesem Punkt wird später sehr gerne Ursache mit Wirkung verwechselt: wenn ich als Vater eines verschwundenen Kindes von der ersten Minute an das Gefühl habe, dass man mich und die Sorge um mein entführtes Kind nicht ernst nimmt - dann werde ich ebenfalls einen anderen Weg gehen, um es wieder zu finden. UM JEDEN PREIS quasi!
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/der-fall-madeleine-mccann-gesucht-warnsystem-fuer-vermisste-kinder-a-549841.htmlWobei es ja ohnehin nie geklärt wurde, wer aus der Ärzte-Gruppe in der besagten Nacht Sky bzw. BBC verständigt hatte. Die McCanns weisen diese "Anschuldigung" von sich. In einer der Zeugenaussagen heisst es, dass Frau Oldfield einen persönlichen Kontakt zur Presse hatte und diesen vielleicht genutzt hat. Die McCanns haben sich dann am Abend des 4.5. vor die Kameras gestellt und gefleht, dass man ihrem Kind nichts antun soll. Das war sozusagen der Beginn dieser "Medienkampagne" - die diesen beiden Menschen später ebenfalls um die Ohren geschlagen wird.
Zum Thema Medien und portugiesische Behörden hier nochmal 2 Links - die beschreiben relativ gut, was da anschließend für eine Schlammschlacht ausgetragen wurde..
http://www.stern.de/panorama/fall-maddie-der-info-krieg-an-der-algarve-590849.htmlhttp://www.tagesspiegel.de/fall-madeleine-das-beredte-schweigen-von-portugals-ermittlern/1045424.htmlMag sein, dass das hier für den ein oder anderen nicht (mehr) viel zur Sache hat.
Vor allem für die, deren Urteil über die Familie McCanns längst feststeht.
Wie auch immer....ich wollt auch einfach nur mal wieder etwas plakativ daran erinnern - wie sich die Situation dort von Anfang an entwickelt hat. Um vielleicht auch bei etwaigen Neueinsteiger in dieses "Kriminalstück" für etwas mehr Verständnis werben - für Eltern, die gerade ihr kleines Mädchen verloren haben.