Fall Andrea Stein aus Puderbach

Naja, ich weiß nicht, was ich mitkriegen würde in der eigenen Region, wenn ich mich nicht für dieses Thema generell interessieren würde. Wenn man keine regionale Zeitung liest, kriegt man sowas ja gar nicht mit ansonsten, es sei denn, jemand spricht einen zufällig drauf an.

Dass sie da so lang unentdeckt lag, könnte das evtl. daran gelegen haben, dass die Stelle nicht an einem normalen Weg liegt, sondern abseits, wo sich außer einem Angler, der ein ruhiges Plätzchen sucht, nicht viele Leute hinbegeben? Angler brauchen und suchen ja Ruhe, wollen nicht im Vorbeigehen von jedem 2. Spaziergänger angequatscht werden, die suchen sich dann natürlich auch oft von Gestrüpp verhangene Stellen am Ufer, wo man normalerweise sich nicht hinverirren würde, es sei denn, man SUCHT eben diese Abgeschiedenheit... Der eine zu Angeln, der andere leider zum Sterben.

Warten wir die Obduktion ab ,was sie bringt .

Ziva schrieb:Und was mich stutzig macht, sind die Klamotten, die nicht die selben wie in der ersten Veröffentlichung sind.

Das sehe ich mit einer gewissen Skepsis. Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber wenn die Frau noch am Tage ihres Verschwindens (mitten im Hochsommer) zu Tode gekommen ist und wenn die Leiche seitdem bekleidet im Wasser lag, kann ich mir nicht vorstellen dass die Klamotten aussehen wie frisch aus der Wäsche.

lawine schrieb:Das Thema Schuld bei Suizid ist unangebracht.

Das mag für viele vielleicht so sein.
Aber auch ich habe jemanden durch Suizid verloren.
Und Schuld ist da nunmal sehr präsent.
Da nütz es auch nichts wenn andere die nicht betroffen sind es für unangebracht halten.
Man darf nicht vergessen das die Angehörigen schwer traumatisiert sind.

@Vorsichtfalle
Deinen Anmerkungen stimme ich zu. Ich finde es jedoch erstaunlich, dass je bekannter ein vermisster Mensch ist bzw. je mehr dieser in die Gesellschaft integriert ist, umso größer ist die öffentliche Anteilnahme.

Im Fall von Andrea Stein sehe ich es so, dass die Familie sozial ausgegrenzt ist und aus diesem Grunde vielleicht die Anteilnahme und das Interesse derart gering ist/war. Wäre Fam. Stein sozial in Puderbach integriert, wäre das Interesse und auch die Hilfe und Unterstützung sicherlich größer - bzw. überhaupt vorhanden.

@all
Aber leider ist unsere Gesellschaft heute ja fast nur noch oberflächlich und Menschen mit "Manko" werden in Schubladen gesteckt. Dieses wird eigentlich auch in div. Beiträgen in diesem Thread deutlich: Nur weil Frau Stein aus einer "problembehafteten" Ehe/Familie stammt, heißt es doch nicht automatisch
- schlechte Mutter
- Drogensüchtig
- Alkoholsüchtig
- Frau Stein hat Leggins getragen als sie verschwand (wie kann sie nur!!!)
Heißt das jetzt = sind die Leggins von Gucci: toll - von Kik: geht ja gar nicht
- Hartz4 Empfänger gleich automatisch keine oder mangelnde Körperhygiene und Zahnpflege und deshalb die Zahnprothese?

Die Frau ist TOT! Ob freiwillig aus dem Leben geschieden oder nicht, sei dahin gestellt. Aber sie läßt zwei Töchter zurück, die nun ohne Mutter aufwachsen müssen.
Wie ich in den letzten Wochen erfahren musste, hatten sie und ihre Töchter bislang kein einfaches Leben. Nicht jeder hat das Glück, einen lieben netten fürsorglichen Ehepartner und Vater zu haben und auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Frau Stein hat sich ihr Leben und das ihrer Kinder sicherlich auch ganz anders vorgestellt und erträumt. Wer möchte schon von Hartz4 leben müssen, krank und so wie es scheint, sozial ausgegrenzt zu sein.
Das sie ihr Leben in andere Bahnen lenken und sich eine neue andere Zukunft aufbauen wollte, ist bekannt. Sehr traurig, dass es nun nicht mehr dazu kommen wird.
Und was wird aus den Töchtern? Aus eigener Kraft werden sie es nicht schaffen und benötigen dringend Hilfe. Hoffentlich gewährt man ihnen diese Hilfe und hoffentlich dürfen sie diese auch annehmen!

@KonradTönz1
Ja, aber wer sagt denn, das sie im Wasser lag? Im Pressebericht stand:

Angeblich hat ein Angler die Frauenleiche am Freitag an einem Gewässer in der Nähe von Puderbach, möglicherweise dem Holzbach, gefunden und die Polizei verständigt.

Da steht nix von im Wasser. Und das die Klamotten nach so langer Zeit anders aussehen, kann ich mir denken.

@gregorian
Ich stimme dir voll und ganz zu. Laut Zeitungsbericht, hat die Familie ja zurückgezogen gelebt, da werden sie nicht so viele gekannt haben und man hat sich nicht so die Gedanken darüber gemacht, ob man sie noch sieht oder nicht. Aber ich finde sowas traurig. Da ist ein Mensch so lange verschwunden und kaum einen interessiert es. Und wie ich schonmal gesagt hatte, kann es für die Zahnprothese ganz verschieden Gründe gegeben haben, wie z. B. einen Unfall oder sowas.

@gregorian

Es ist traurig aber wahr, da has Du recht, aber wenn die Familie nicht viel mit den Dorfbewohnern zu tun hatte etc., dann ist das ne ganz andere Dimension als wenn der Vorstand der Kirche oder vom Turnverein verschwindet.

Ich bin auch umgezogen, wohne seit einem Jahr woanders, klar habe ich schon Menschen kennengelernt, aber wenn ich heute verschwinden würde, glaube ich nicht, dass aus dem Ort das viele mitbekommen würden. Einfach weil da die Nähe zur Person fehlt.

Jetzt wo eine Leiche gefunden wurde, geht das rum wie ein Lauffeuer!!

Traurig aber wahr....

Das schlimme ist ja auch, das man von vielen Menschen vorverurteilt wird. Die empfangen Hartz4, die taugen nichts, dabei können das die tollsten Menschen sein. Die Tochter hat schonmal was angestellt, da kann die ganze Familie nix taugen. Und in so Dörfern wie hier besteht noch das Große Problem, du kommst nicht von hier, also schonmal Abstand. Du bist in keinem Verein oder sonstwas, also bist du nicht so toll wie die anderen. Ich mache das leider jeden Tag mit. Ich bin zwar in dem Dorf hier geboren, aber ich habe lange Jahre woander gewohnt. Ich bin auch in keinem Verein, also bin ich auch aussen vor. Du wirst hier richtig ausgegrenzt und wer noch Hartz4 empfängt, der taugt hier grad gar nix. Da wird gar nicht erst gefragt, warum das so ist, sonder du wirst gleich in eine Schublade gepackt. Und sowas finde ich abgrundtief mies.

@Ziva
Nur zur Info: die ältere Tochter muss zwar Sozialstunden leisten, aber kriminell ist sie nicht!
Es gibt unterschiedlichsten Gründe, weshalb jemand Sozialstunden leisten muss ...

Wollte ich nur noch einmal anmerken. Ich weiß, dass Du diese Behauptung nicht aufgestellt hast.

Ich weiß allerdings auch, dass die Tochter unter diesen und auch anderen Behauptungen sehr leidet!!!!

Ja, siehst du, das ist ja genau das Problem. Das Mädchen leidet, weil es mit solchen Behauptungen konfrontiert wird. Warum sie die Sozialstunden machen muss, da fragt keiner nach. Sie muss sie machen, Schublade auf, fertig. Was man dem Mädchen damit antut, da denkt keiner drüber nach.
Ich hatte mich vielleicht auch falsch ausgedrückt. Ich wollte sie jetzt nicht auch in diese Schublade stecken. Nur so wird halt gedacht.

Ist alles richtig, was ihr hier schreibt...auch das Verständnis, was aufgebracht wird - aber nützt im Nachhinein nix. Die Mutter ist tot, die Sozialstunden warum auch immer existieren, sind aber auch nur beiläufig das Thema hier gewesen.

@gregorian

Wenn Du soviel Einblick in das Umfeld von Andreas Familie hast, dann unternimm doch auch aktiv etwas um z.B. der Tochter zu helfen, wenn Du weißt, wie sehr sie darunter leidet, was die anderen denken usw.

@Interested
Ein "bisschen" Einblick ist manchmal schon genug (oder auch zuviel...).

Ich gebe nicht nur meine Meinung hier ab - ich helfe seit mehreren Wochen aktiv!

gregorian schrieb:Aber leider ist unsere Gesellschaft heute ja fast nur noch oberflächlich und Menschen mit "Manko" werden in Schubladen gesteckt.

Ich versteh solche Zusätze wie "heute" oder "in unserer heutigen Zeit" immer nicht, im Zusammenhang solcher Aussagen. Das suggeriert fälschlicherweise, dass der die angeprangerten Zustände erst seit kurzem so bestehen würden und früher die Situation besser gewesen sei. Wann soll das aber gewesen sein? Wann ging es Menschen mit einem "Manko" denn je gut?

Umgekehrt wird viel eher ein Schuh drauß: Nie ging es Menschen die aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage waren für ihren eigenen Lebensunterhalt aufzukommen besser als heute in Deutschland.

@gregorian

Super! Dann kann ich Dein Engagement hier auch besser und richtig einstufen. Wie Du ja weißt, gab es auch 'die andere Seite' hier...

@KonradTönz1
"Umgekehrt wird viel eher ein Schuh drauß: Nie ging es Menschen die aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage waren für ihren eigenen Lebensunterhalt aufzukommen besser als heute in Deutschland."

Sorry, aber in welcher Traumwelt lebst Du denn?????????????

@Interested
Ja, leider gab es auch die andere Seite und von dieser Seite wurde ja auch das Thema der 17 jährigen hier aufgebracht, warum sie angeblich Sozialstunden machen muss. Und das sie gedroht hat und was für ein schlechtes Verhälnis sie zur Mutter hatte. Man kann immer schlecht über andere reden, vor allem, wenn sie sich nicht selbst verteidigen können und wir haben hier ja eine Zeitlang ausschließlich nur über die eine Seite gehört.

gregorian schrieb:Sorry, aber in welcher Traumwelt lebst Du denn?????????????

Nicht ich lebe da in einer Traumwelt. Wenn du als armer Mensch die Wahl zwischen den folgenden beiden Alternativen hättest:

1. heute in Deutschland leben mit Hartz 4

2. Zu irgendeinder andereren Zeit in irgendeinem anderen Land der Welt

für was würdest du dich da wohl entscheiden? Nenne mir bitte eine Epoche und ein Land in der/dem es Menschen die nicht für sich selbst sorgen konnten besser ging als heute in Deutschland.

Das ist jetzt wirklich off topic, das gebe ich zu. Andererseits nervt mich dieses politisch korrekte herumgeschleiche um bestimmte Fakten.

Es ist nunmal so dass Armut, schlechte Zahnhygiene, Gewalt, bestimmte Suchtformen usw. durchaus in einem Zusammenhang stehen können und dass das wohl auch die wahrscheinlichste Erklärung für viele der Aspekte in diesem Fall hier ist (mal verglichen mit den Verrenkungen die viele unternehmen, um die fehlenden Zähne bloß nicht mit dem sozialen Status der Unglücklichen Frau Stein in Verbindung bringen zu müssen).

Also ich verstehe schon, was @KonradTönz1 damit sagen möchte. Die soziale Absicherung eben. Ein Dach über dem Kopf, ärztliche Versorgung, Geld für den Lebensunterhalt...ist nie genug, weiß ich - aber in anderen Ländern gibt es das alles z.B. nicht!

Ohne Geld, kein Arzt, Sozialhilfe ist auch nicht in jedem Land üblich und daher stimmt es schon, dass es in Deutschland im Verhältnis zur übrigen Welt, schon sozialverträglicher zugeht.

Zu der Prothese kann ich nix sagen...Drogen halte ich immer noch für unwahrscheinlich. Kann ja auch aufgrund eines Unfalls, häuslicher Gewalt etc. herrühren....

@KonradTönz1
In welchem Land der Welt es Menschen ohne eigenes Einkommen besser geht oder nicht, steht hier doch nicht zur Diskussion.
Tatsache ist doch, dass es Menschen mit Hartz4 in Deutschland NICHT gut geht. Abgesehen von einigen, die einfach keine Lust auf Arbeit haben und sich mit Hartz4 Bezügen gut durch das Leben bringen. Funktioniert aber auch nur, wenn man keinerlei Ansprüche an das eigene Leben bzw. Überleben hat.
Aber die meisten Menschen, die Hartz4 beziehen, sind unfreiwillig in diese Situation geraten und müssen mit dem wenigen mehr schlecht als recht ihr Leben bewerkstelligen.
Außerdem denke ich auch an viele Arbeitnehmer, die mit ihrem Verdienst nicht mehr auskommen und Zweit- und Drittjobs annehmen müssen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Dazu müssen viele auch noch mit Sozialhilfe aufstocken.
Ebenso gab es noch nie so viele Sozialstationen, in denen sich Bedürftige Nahrungsmittel abholen können, wie jetzt ... muss doch einen Grund haben, oder?
Was ist mit Rentnern, die ein Lebenlang gearbeitet und in die Sozialkassen eingezahlt haben? Existenzminimum ist für viele im Rentenalter die Realität!
Alleinerziehenden Müttern geht es auch nicht wirklich gut und auch hier stehen Geldsorgen an der Tagesordnung.

Sicher ist es richtig, dass wir in Deutschland diese Grundsicherung haben. Und es ist auch gut so, aber ob dieses ausreichend ist, wage ich arg zu bezweifeln.

Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland immer weiter auseinander ... und gut geht es denen, die auf der "armen" Seite stehen und von staatlichen Mitteln leben müssen ganz bestimmt nicht.

gregorian schrieb:In welchem Land der Welt es Menschen ohne eigenes Einkommen besser geht oder nicht, steht hier doch nicht zur Diskussion.

Ich hab mich nur an einer Kleinigkeit aufgehängt, nämlich an dem Eindruck dass es Menschen mit Manko erst sei kurzem schlecht geht.

Wir liegen sonst nicht so weit auseinander - vor allem sind wir uns denke ich einig, dass die "soziale Frage" nicht das Thema hier im Thread ist. Wir wollen ja nicht von dem düsteren Schicksal von Frau Stein ablenken.

Ziva schrieb:Ja, aber wer sagt denn, das sie im Wasser lag? Im Pressebericht stand:

Angeblich hat ein Angler die Frauenleiche am Freitag an einem Gewässer in der Nähe von Puderbach, möglicherweise dem Holzbach, gefunden und die Polizei verständigt.

Naja:

"Angler", "Gewässer", "Holzbach" - ich kann mir nicht helfen, aber aus irgendwelchen Gründen habe ich all diese Begriffe automatisch mit "Wasser" assoziiert.
Klar ist noch die Frage, ob "Am Wasser" heißt dass sie neben dem Wasser gefunden wurde. Ich kenne jetzt den Bach nicht, aber wärs nicht möglich dass sie sich ertränkt hat und erst jetzt angespült wurde? Das könnte erklären warum sie bei der ersten Suche nicht entdeckt wurde.

Über Hartz IV können wir lang un d breit diskutieren; ich bin da mit beiden Standpunkten einverstanden: natürlich ist der Unterschied zwischen einem hafenarbeitertagelöhner in lagos, Nigeria, und einem Hartz IV Empfänger einerseits gewaltig...dennoch geht es einem hartz IV Empfänger in dieser Gesellschaft wirklich nicht gut.

>Zum Thema selbst: Obduktion abwarten. Unfall, Suizid, Verbrechen... Nichts genaues weiß man nicht.

Das facebook-Gebahren der Schwester stößt mir einerseits auch ungut auf...andererseits: Wenn es dort wirklich häusliche Gewalt (welch reizender Terminus!) gegeben hat, ist das klar, laut und deutlich so zu sagen! Hat Männe mal wieder geglaubt, er dürfe "seine" (gehört ihm ja!) Andrea nach Strich und Faden vermöbeln, wenn ihm der Sinn danach steht? Wenn es so war: Karten aufn Tisch! Würde dann übrigens trivialerweise auch ermittlungsrelevant sein.

Das Schicksal von Frau Stein macht mich betroffen, und das wäre auch so wenn sie aus einem gutbürgerlichen Umfeld stammen würde.

Diese Diskussion um Schubladendenken ist mir zu pauschal. Ich hatte nicht das Gefühl, dass hier in diesem Thread unsensibel mit Familieninterna umgegangen wurde.

Immerhin sind Dinge an die Öffentlichkeit getragen worden, sei es jetzt durch die Presse ( Zitat: AK-Kurier :
Aus zuverlässiger Quelle war auch zu erfahren, dass Andrea Stein ein Drogenproblem gehabt haben soll. )
sowie durch die Facebook-Aktivitäten ihrer Schwester über häusliche Gewalt etc...

Dafür kann man doch diesem Forum keinen Vorwurf machen.
Was uns hier umtreibt ist doch das rätselhafte Verschwinden und die ungeklärten Umstände ihres Todes.
Nicht Hartz 4 oder Sozialstunden.

@jungler

Da ich mich durch diesen Thread geackert habe: sehe ich genau so.

@Nian
war dein vater in der zeit der vermissten andrea stein ,öfters an der stelle wo sie gefunden wurde .
hätte er sie auch schon früher dort finden können .?

@zweiter

Richtig, denn wichtig ist der Todeszeitpunkt, denn ob Mord, Suizid oder natürliche
Todesursache: Eine fast 2 Monate alte Leiche ist an dem Auffindungsort nach den
Witterungsverhältnissen aus geringer Distanz weder als eine solche zu erkennen,
noch zu ertragen.