Joggerin wurde mit Messer umgebracht
05.11.2013 um 09:20Prozess um den Tod einer Joggerin
Das Gewaltverbrechen an Anna-Lena hat überall Entsetzen hervorgerufen. Beim Joggen am Grenzstreifen nahe Lübeck soll sie der Täter an einem Sonntagmorgen im Juli überfallen und mit einem Messer erstochen haben. Wenige Tage später wurde der 45-jährige Lübecker Norman L. festgenommen. Schwerwiegende Indizien sprechen gegen ihn. Doch er schweigt eisern, erst im Ermittlungsverfahren und nun auch im Mordprozess gegen ihn. Das Gericht versucht nun in mühsamer Kleinarbeit, ein Bild vom Angeklagten zu entwerfen. Der sitzt ohne erkennbare Regungen an seinem Platz, scheint dem Geschehen aber aufmerksam zu folgen. Gestern nahm seine Lebensgefährtin auf dem Zeugenstuhl Platz. Mehrere Stunden lang gab die 35-Jährige bereitwillig Auskunft, sehr selbstbewusst und immer bereit "ihren Mann" gegen alle und jeden zu verteidigen. Sie liebe ihn, halte zu ihm und werde auch künftig immer zu ihm halten, gab sie kund. Was sie denn zu den schwerwiegenden Mord-Vorwürfen sage, fragen die Richter. Er habe ihr gegenüber bei einem Besuch in der Untersuchungshaft gesagt, er wisse nicht, was am Tattag geschehen sei. "Er hat mir dabei in die Augen geschaut", sagt sie. "Ich bin überzeugt, dass er es nicht war".
Vier Kinder hat das Paar in den 13 Jahren des Zusammenlebens in die Welt gesetzt. Sie leben derzeit in einer Jugendeinrichtung und bei Pflegeeltern, eine Entscheidung des Jugendamtes. Das Amt habe ihre Familie damit "komplett zerstört", sagt die Frau. Sie schildert den Angeklagten als häuslich, ordnungsliebend und streng, aber liebevoll bei der Erziehung der Kinder. Sie widersprach auch energisch einer Familienhelferin des Jugendamtes. Die Psychologin hatte Berichte von Familienangehörigen über Schläge und Tritte des Vaters gegen die jüngeren Kinder wiedergegeben. Es habe höchstens mal einen "Arschvoll" gegeben, schränkt die Zeugin ein.
Dabei hat sie offenbar den Mann durchaus mal kritisch gesehen - und aufgefordert, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen. Seine Eifersucht habe sie gestört, hatte sie den Ermittlern gegenüber zur Begründung gesagt. Dennoch habe die Beziehung weiter angehalten. Doch etwa drei Wochen vor der Tat soll sie die Verlobung einseitig gelöst haben. Nach einem Streit am Telefon habe sie den Ring abgestreift und eine Tochter beauftragt, dem Vater das Ende der Verbindung mitzuteilen, bestätigt sie. Ob der es erfuhr, wurde gestern nicht klar. Nachbarn berichteten der Frau, dass Norman L. danach oft auch nachts um das Haus herumschlich. Von "zurückhaltendem Stalking" ist vor Gericht die Rede. Das hätte er gar nicht nötig gehabt, wehrt die Frau ab. "Ich bereue es nicht, dass ich den Ring wieder aufgesteckt habe", sagt sie mit Nachdruck.
Die mutmaßliche Tatwaffe, ein Butterfly-Messer, an dem die Ermittler DNA-Spuren des Angeklagten und von Anna-Lena fanden, habe sie Norman L. vor Jahren geschenkt. Erst auf Nachfrage des Gerichts berichtete die Frau auch von "Jähzorn" des Mannes. "Aber ich glaube, mein Jähzorn ist schlimmer" sagte sie. Dass ihr Mann wegen versuchter Vergewaltigung vorbestraft ist, habe sie aus den Medien erfahren. "Das war vor meiner Zeit", wehrt sie Nachfragen ab.
Glaubt sie selbst an das Bild vom treusorgenden Mann? Schwer zu sagen, meint Rechtsanwalt Henning Heintzenberg, der die Familie als Nebenkläger vertritt. Anna-Lenas italienischer Ehemann verfolgt den Prozess, meidet aber sorgsam jeden Kontakt mit der Öffentlichkeit. Der Prozess wird mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Ein Urteil wird erst 2014 erwartet.
Schweriner Volkszeitung
Das Gewaltverbrechen an Anna-Lena hat überall Entsetzen hervorgerufen. Beim Joggen am Grenzstreifen nahe Lübeck soll sie der Täter an einem Sonntagmorgen im Juli überfallen und mit einem Messer erstochen haben. Wenige Tage später wurde der 45-jährige Lübecker Norman L. festgenommen. Schwerwiegende Indizien sprechen gegen ihn. Doch er schweigt eisern, erst im Ermittlungsverfahren und nun auch im Mordprozess gegen ihn. Das Gericht versucht nun in mühsamer Kleinarbeit, ein Bild vom Angeklagten zu entwerfen. Der sitzt ohne erkennbare Regungen an seinem Platz, scheint dem Geschehen aber aufmerksam zu folgen. Gestern nahm seine Lebensgefährtin auf dem Zeugenstuhl Platz. Mehrere Stunden lang gab die 35-Jährige bereitwillig Auskunft, sehr selbstbewusst und immer bereit "ihren Mann" gegen alle und jeden zu verteidigen. Sie liebe ihn, halte zu ihm und werde auch künftig immer zu ihm halten, gab sie kund. Was sie denn zu den schwerwiegenden Mord-Vorwürfen sage, fragen die Richter. Er habe ihr gegenüber bei einem Besuch in der Untersuchungshaft gesagt, er wisse nicht, was am Tattag geschehen sei. "Er hat mir dabei in die Augen geschaut", sagt sie. "Ich bin überzeugt, dass er es nicht war".
Vier Kinder hat das Paar in den 13 Jahren des Zusammenlebens in die Welt gesetzt. Sie leben derzeit in einer Jugendeinrichtung und bei Pflegeeltern, eine Entscheidung des Jugendamtes. Das Amt habe ihre Familie damit "komplett zerstört", sagt die Frau. Sie schildert den Angeklagten als häuslich, ordnungsliebend und streng, aber liebevoll bei der Erziehung der Kinder. Sie widersprach auch energisch einer Familienhelferin des Jugendamtes. Die Psychologin hatte Berichte von Familienangehörigen über Schläge und Tritte des Vaters gegen die jüngeren Kinder wiedergegeben. Es habe höchstens mal einen "Arschvoll" gegeben, schränkt die Zeugin ein.
Dabei hat sie offenbar den Mann durchaus mal kritisch gesehen - und aufgefordert, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen. Seine Eifersucht habe sie gestört, hatte sie den Ermittlern gegenüber zur Begründung gesagt. Dennoch habe die Beziehung weiter angehalten. Doch etwa drei Wochen vor der Tat soll sie die Verlobung einseitig gelöst haben. Nach einem Streit am Telefon habe sie den Ring abgestreift und eine Tochter beauftragt, dem Vater das Ende der Verbindung mitzuteilen, bestätigt sie. Ob der es erfuhr, wurde gestern nicht klar. Nachbarn berichteten der Frau, dass Norman L. danach oft auch nachts um das Haus herumschlich. Von "zurückhaltendem Stalking" ist vor Gericht die Rede. Das hätte er gar nicht nötig gehabt, wehrt die Frau ab. "Ich bereue es nicht, dass ich den Ring wieder aufgesteckt habe", sagt sie mit Nachdruck.
Die mutmaßliche Tatwaffe, ein Butterfly-Messer, an dem die Ermittler DNA-Spuren des Angeklagten und von Anna-Lena fanden, habe sie Norman L. vor Jahren geschenkt. Erst auf Nachfrage des Gerichts berichtete die Frau auch von "Jähzorn" des Mannes. "Aber ich glaube, mein Jähzorn ist schlimmer" sagte sie. Dass ihr Mann wegen versuchter Vergewaltigung vorbestraft ist, habe sie aus den Medien erfahren. "Das war vor meiner Zeit", wehrt sie Nachfragen ab.
Glaubt sie selbst an das Bild vom treusorgenden Mann? Schwer zu sagen, meint Rechtsanwalt Henning Heintzenberg, der die Familie als Nebenkläger vertritt. Anna-Lenas italienischer Ehemann verfolgt den Prozess, meidet aber sorgsam jeden Kontakt mit der Öffentlichkeit. Der Prozess wird mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Ein Urteil wird erst 2014 erwartet.
Schweriner Volkszeitung