Der Fall Manuel Schadwald - Ein großes Fragezeichen
04.01.2017 um 20:49@Teegarden
vor vielen Seiten hast Du mal folgende Frage gestellt:
1) der Zeitraum Ende der 1960er bis Anfang der 1980er war ein Zeitraum einer kulturellen Revolution. Unter vielem anderen auch einer Revolution der Sexualmoral. In dieser Zeit wurden viele althergebrachte sexuelle Verhaltensnormen auf den Prüfstand gestellt. Diese sogenannte "sexuelle Revolution" hat viel Gutes bewirkt, verklemmte, spiessige und menschenfeindliche Sexualvorstellungen der 50er ("Kein Sex vor der Ehe", "Eine Frau, die ohne Trauschein mit einem Mann zusammenzieht, ist eine Schlampe" usw.) endlich beseitigt, noch viel wichtiger, menschenfeindliche Gesetze wie zB. die Strafbarkeit homosexueller Handlungen auch zwischen consenting adults beseitigt. Aber es wurden auch richtige und sinnvolle Grenzen der Sexualität in Frage gestellt oder sogar bewusst oder unbewusst überschritten. Es gab da zumindest einen kurzen Zeitraum, in dem an bestimmten Orten (APO, Debattierklubs an Unis, alternative Szene, Hausbesetzerszene, Kommunen...) jemand tatsächlich aufstehen konnte und sagen "ich bin pädophil, wer will mit mir gemeinsame Sache machen", ohne gleich eins auf die Schnauze zu bekommen, weil jemand, der dies abstossend fand, in der allgemeinen Verunsicherung, die mit der Infragestellung tradierter moralischer Normen immer einhergeht, sich fragte oder hätte fragen lassen müssen, ob er nicht vielleicht nur einer überkommendem Moral anhängt.
Und darüberhinaus haben die Pädophilen in jener Zeit ja auch tatsächlich versucht, in die Öffentlichkeit herauszutreten und versucht, ihr Handeln zu legalisieren. Bei der Diskussion um pädophile Tendenzen bei den Grünen Anfang der 1980er wird oft aus einer allgemeinen Abneigung gegenüber dieser Partei argumentiert. Ich denke dies ist falsch, ich glaube nicht, dass die Pädophilen damals ebenso untrennbar zu den Grünen gehörten wie Friedensbewegte, Atomkraftgegner und Umweltschützer. Vielmehr denke ich, dass Pädophile damals die Grüne Partei als mögliches Vehikel betrachtet haben, eine Legalisierung pädophiler Handlungen ebenso zu erreichen, wie die Homosexuellen zuvor eine Legalisierung ihres Handels erreicht hatten, und daher die Grüne Partei eher geentert haben als sich mit ihr identifiziert. Dieser Versuch ist dann zum Glück gescheitert, aber ich vermute, dass diese Phase zu der Knüpfung vieler Kontakte von Pädophilen untereinander geführt hat.
2) Neben der Sexualmoral wurden in diesem Zeitraum auch beispielsweise Familienmodelle, Erziehungs-, auch Sexualerziehungs-Fragen auf den Prüfstand gestellt. Dies dürfte ebenso manche pädophile Handlung erst ermöglicht haben, den Rahmen dafür geschaffen haben. Es war eben manchmal nicht einfach zu unterscheiden, ob alternative Erziehungskonzepte in Kinderläden jetzt besonders fortschrittlich oder schon übergriffig waren, ob zB. jemand, der mit einer Kindergruppe gemeinsam nackt badet jetzt besonders natürlich, frei und liberal oder aber ein Pädophiler ist... Oder ob das Präsentieren des eigenen Gliedes in der Öffentlichkeit jetzt ein antiautoritärer, revolutionärer Akt oder schlicht verschwitzter Exhibitionismus war...
3) Auch damals (wie heute, siehe Fall Edathy) gab es legales, aber eindeutig auf die Zielgruppe der Pädophilen (oder Hebephilen) zugeschnittens Material.
Im Speziellen erinnere ich mich, dass noch Ende der 80er bei unserem Zeitschriftenhändler um die Ecke ganz offen ein sogenanntes "FKK-Magazin" (Titel erinnere ich nicht mehr) angeboten wurde, welches ausschliesslich Bilder von Pubertierenden am Strand zeigte. Da ich damals gerade selbst in die Pubertät kam, fand ich die Zeitschrift damals hochinteressant (habe sie trotzdem nie gewagt zu kaufen...), habe aber damals nicht im Ansatz begriffen, dass Zielgruppe nicht pubertierende Jungs (quasi als Bravo-Alternative), sondern vermutlich Pädophile oder Hebephile war...
Wie auch immer, ich denke, dass der Handel mit solchem Material und auch zB. Kontaktanzeigen in Zeitschriften mit solchem Inhalt ebenso Kontakte zwischen Pädophilen geschaffen hat.
4) Leider ist es ja so, dass es auch vorkommt (und ohne eine Statistik dazu zu kennen, so doch vermutlich nicht einmal ganz selten), dass ein ehemaliges Missbrauchsopfer später selbst zum Täter wird. Es kommt wohl immer wieder vor, dass ein Mensch, welcher selbst als Kind missbraucht wurde, später mit anderen damaligen Opfern oder sogar mit seinen eigenen Peinigern gemeinsame Sache macht und gemeinsam Kinder missbraucht!
Im Kontext der Diskussionen über sexuellen Missbrauch in Internaten und in Kinderheimen (zB. im speziellen an katholischen Kinderheimen in Irland) in den 50er, 60er und 70er Jahren kam auch wiederholt der Vorwurf hoch, dass Missbrauch nicht nur von der Gruppe <Lehrer, Betreuer, Priester>, sondern auch von älteren Kindern, älteren Schülern oder von Angehörigen beider Gruppen gemeinsam ausging! Es steht zu vermuten, dass da Schüler, die als Kinder dort missbraucht wurden, bei eigenen pädophilen Neigungen später selbst Missbrauch an neuen, jüngeren Schülern ausübten. Auch dadurch dürften Netzwerke pädophil Veranlagter sowohl unter den Schülern als auch generationenübegreifend zwischen pädophilen Betreuern und ehemaligen Schülern entstanden sein...
5) und zum Schluss dürfte sogar die Strafverfolgung Pädophiler manchmal kontaktstiftend wirken: die allermeisten Pädophilen fangen ja nicht gleich mit der Vergewaltigung von Kindern an und die Polizei wird auch nicht das erste Mal wegen sowas auf sie aufmerksam, die meisten dürften wegen verhältnismäßig "kleiner" Vergehen den ersten Kontakt mit der Polizei haben, zB. wegen Exhibitionismus oder Austausch von kinderpornografischem oder sogar nur fragwürdigem Material (siehe Edathy). Wenn jemand in U-Haft oder Strafhaft kommt, dann jedoch macht unter den Mitgefangenen der ihm gegenüber vorgeworfene Tatbestand immer irgendwie die Runde, das lässt sich wohl nicht vermeiden, auf irgendeinem Kanal wird es bekannt. Und während die meisten "normalen" Gefangenen einen pädophilen Verdächtigen eher meiden oder sogar nach "Gefängnisehre" vermöbeln, werden andere Pädophile in ihm einen Leidensgenossen sehen und einen Kontakt herstellen, der dann auch über die Haftdauer (die bei "kleinen" Taten ja eher gering ist) hinaus bestehen bleibt und Nukleus eines pädophilen Netzwerks sein kann.
In diesem Kontext würde ich gerade die Kombination Zeitraum der 1990er und Berlin besonders betrachten: aufgrund der politischen Umbrüche kamen damals nicht wenige Gefängnisinsassen in den Gefängnissen der DDR früher als ursprünglich geplant aus der Haft und gleichzeitig wurde der Überwachungsapperat der Polizei der DDR, der ja nicht nur zur Überwachung politischer Gegner, sondern auch zur Überwachung von ehemaligen Gefängnisinsassen eingesetzt wurde, abgewickelt oder zumindest massiv zurückgebaut.
Ich denke, dass da manche Gefängnisfreundschaft von Pädophilen auch nach Haftentlassung fortgesetzt wurde, den Beteiligten vielleicht in einer Welt, die plötzlich so ganz anders war wie die, die sie bei Antritt der Haftstrafe verlassen hatten, auch Halt gab, aber eben auch zu gemeinsamen Sexualstraftaten führte, die nie entdeckt wurden.
vor vielen Seiten hast Du mal folgende Frage gestellt:
Wie also kann so ein Pädophilenring wachsen? Man läuft ja nicht rum und erzählt jdem sowas nach dem Motto "hey ich bin pädophil, kennst du einen tollen Ring"? Sowas geht nicht.dazu würde ich mich mal an einer Antwort versuchen wollen:
Heute könnte man noch sagen, das sich solche Leute irgendwie übers Internet finden, wobei ich da nicht weiß wie stark da die Polizei vertreten ist.
Qber wie sollte so ein pädopholenring sich in den 90ern vergrößern? Kann mir das nicht so ganz vorstellen.
1) der Zeitraum Ende der 1960er bis Anfang der 1980er war ein Zeitraum einer kulturellen Revolution. Unter vielem anderen auch einer Revolution der Sexualmoral. In dieser Zeit wurden viele althergebrachte sexuelle Verhaltensnormen auf den Prüfstand gestellt. Diese sogenannte "sexuelle Revolution" hat viel Gutes bewirkt, verklemmte, spiessige und menschenfeindliche Sexualvorstellungen der 50er ("Kein Sex vor der Ehe", "Eine Frau, die ohne Trauschein mit einem Mann zusammenzieht, ist eine Schlampe" usw.) endlich beseitigt, noch viel wichtiger, menschenfeindliche Gesetze wie zB. die Strafbarkeit homosexueller Handlungen auch zwischen consenting adults beseitigt. Aber es wurden auch richtige und sinnvolle Grenzen der Sexualität in Frage gestellt oder sogar bewusst oder unbewusst überschritten. Es gab da zumindest einen kurzen Zeitraum, in dem an bestimmten Orten (APO, Debattierklubs an Unis, alternative Szene, Hausbesetzerszene, Kommunen...) jemand tatsächlich aufstehen konnte und sagen "ich bin pädophil, wer will mit mir gemeinsame Sache machen", ohne gleich eins auf die Schnauze zu bekommen, weil jemand, der dies abstossend fand, in der allgemeinen Verunsicherung, die mit der Infragestellung tradierter moralischer Normen immer einhergeht, sich fragte oder hätte fragen lassen müssen, ob er nicht vielleicht nur einer überkommendem Moral anhängt.
Und darüberhinaus haben die Pädophilen in jener Zeit ja auch tatsächlich versucht, in die Öffentlichkeit herauszutreten und versucht, ihr Handeln zu legalisieren. Bei der Diskussion um pädophile Tendenzen bei den Grünen Anfang der 1980er wird oft aus einer allgemeinen Abneigung gegenüber dieser Partei argumentiert. Ich denke dies ist falsch, ich glaube nicht, dass die Pädophilen damals ebenso untrennbar zu den Grünen gehörten wie Friedensbewegte, Atomkraftgegner und Umweltschützer. Vielmehr denke ich, dass Pädophile damals die Grüne Partei als mögliches Vehikel betrachtet haben, eine Legalisierung pädophiler Handlungen ebenso zu erreichen, wie die Homosexuellen zuvor eine Legalisierung ihres Handels erreicht hatten, und daher die Grüne Partei eher geentert haben als sich mit ihr identifiziert. Dieser Versuch ist dann zum Glück gescheitert, aber ich vermute, dass diese Phase zu der Knüpfung vieler Kontakte von Pädophilen untereinander geführt hat.
2) Neben der Sexualmoral wurden in diesem Zeitraum auch beispielsweise Familienmodelle, Erziehungs-, auch Sexualerziehungs-Fragen auf den Prüfstand gestellt. Dies dürfte ebenso manche pädophile Handlung erst ermöglicht haben, den Rahmen dafür geschaffen haben. Es war eben manchmal nicht einfach zu unterscheiden, ob alternative Erziehungskonzepte in Kinderläden jetzt besonders fortschrittlich oder schon übergriffig waren, ob zB. jemand, der mit einer Kindergruppe gemeinsam nackt badet jetzt besonders natürlich, frei und liberal oder aber ein Pädophiler ist... Oder ob das Präsentieren des eigenen Gliedes in der Öffentlichkeit jetzt ein antiautoritärer, revolutionärer Akt oder schlicht verschwitzter Exhibitionismus war...
3) Auch damals (wie heute, siehe Fall Edathy) gab es legales, aber eindeutig auf die Zielgruppe der Pädophilen (oder Hebephilen) zugeschnittens Material.
Im Speziellen erinnere ich mich, dass noch Ende der 80er bei unserem Zeitschriftenhändler um die Ecke ganz offen ein sogenanntes "FKK-Magazin" (Titel erinnere ich nicht mehr) angeboten wurde, welches ausschliesslich Bilder von Pubertierenden am Strand zeigte. Da ich damals gerade selbst in die Pubertät kam, fand ich die Zeitschrift damals hochinteressant (habe sie trotzdem nie gewagt zu kaufen...), habe aber damals nicht im Ansatz begriffen, dass Zielgruppe nicht pubertierende Jungs (quasi als Bravo-Alternative), sondern vermutlich Pädophile oder Hebephile war...
Wie auch immer, ich denke, dass der Handel mit solchem Material und auch zB. Kontaktanzeigen in Zeitschriften mit solchem Inhalt ebenso Kontakte zwischen Pädophilen geschaffen hat.
4) Leider ist es ja so, dass es auch vorkommt (und ohne eine Statistik dazu zu kennen, so doch vermutlich nicht einmal ganz selten), dass ein ehemaliges Missbrauchsopfer später selbst zum Täter wird. Es kommt wohl immer wieder vor, dass ein Mensch, welcher selbst als Kind missbraucht wurde, später mit anderen damaligen Opfern oder sogar mit seinen eigenen Peinigern gemeinsame Sache macht und gemeinsam Kinder missbraucht!
Im Kontext der Diskussionen über sexuellen Missbrauch in Internaten und in Kinderheimen (zB. im speziellen an katholischen Kinderheimen in Irland) in den 50er, 60er und 70er Jahren kam auch wiederholt der Vorwurf hoch, dass Missbrauch nicht nur von der Gruppe <Lehrer, Betreuer, Priester>, sondern auch von älteren Kindern, älteren Schülern oder von Angehörigen beider Gruppen gemeinsam ausging! Es steht zu vermuten, dass da Schüler, die als Kinder dort missbraucht wurden, bei eigenen pädophilen Neigungen später selbst Missbrauch an neuen, jüngeren Schülern ausübten. Auch dadurch dürften Netzwerke pädophil Veranlagter sowohl unter den Schülern als auch generationenübegreifend zwischen pädophilen Betreuern und ehemaligen Schülern entstanden sein...
5) und zum Schluss dürfte sogar die Strafverfolgung Pädophiler manchmal kontaktstiftend wirken: die allermeisten Pädophilen fangen ja nicht gleich mit der Vergewaltigung von Kindern an und die Polizei wird auch nicht das erste Mal wegen sowas auf sie aufmerksam, die meisten dürften wegen verhältnismäßig "kleiner" Vergehen den ersten Kontakt mit der Polizei haben, zB. wegen Exhibitionismus oder Austausch von kinderpornografischem oder sogar nur fragwürdigem Material (siehe Edathy). Wenn jemand in U-Haft oder Strafhaft kommt, dann jedoch macht unter den Mitgefangenen der ihm gegenüber vorgeworfene Tatbestand immer irgendwie die Runde, das lässt sich wohl nicht vermeiden, auf irgendeinem Kanal wird es bekannt. Und während die meisten "normalen" Gefangenen einen pädophilen Verdächtigen eher meiden oder sogar nach "Gefängnisehre" vermöbeln, werden andere Pädophile in ihm einen Leidensgenossen sehen und einen Kontakt herstellen, der dann auch über die Haftdauer (die bei "kleinen" Taten ja eher gering ist) hinaus bestehen bleibt und Nukleus eines pädophilen Netzwerks sein kann.
In diesem Kontext würde ich gerade die Kombination Zeitraum der 1990er und Berlin besonders betrachten: aufgrund der politischen Umbrüche kamen damals nicht wenige Gefängnisinsassen in den Gefängnissen der DDR früher als ursprünglich geplant aus der Haft und gleichzeitig wurde der Überwachungsapperat der Polizei der DDR, der ja nicht nur zur Überwachung politischer Gegner, sondern auch zur Überwachung von ehemaligen Gefängnisinsassen eingesetzt wurde, abgewickelt oder zumindest massiv zurückgebaut.
Ich denke, dass da manche Gefängnisfreundschaft von Pädophilen auch nach Haftentlassung fortgesetzt wurde, den Beteiligten vielleicht in einer Welt, die plötzlich so ganz anders war wie die, die sie bei Antritt der Haftstrafe verlassen hatten, auch Halt gab, aber eben auch zu gemeinsamen Sexualstraftaten führte, die nie entdeckt wurden.