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Sind 70.000 Euro ein Motiv?
Gabriele Obst besaß eine Lebensversicherung, und die Tat sollte wie Selbstmord aussehen - Mordopfer bestattet - Witwer nicht dabei
Am Steinhausener Weg in Halle, wo am 16. April das Fahrrad von Gabriele Obst gefunden wurde, stehen Blumen und Kerzen. Foto: Klaudia Genuit
Freitag, 17. Mai 2013
- 07:17 Uhr
Von Christian Althoff
Halle (WB). Nach der Festnahme des Ehemanns (74) von Gabriele Obst (49) versucht die Mordkommission jetzt, das Motiv für den gewaltsamen Tod der Frau zu ergründen. Dabei durchleuchten die Polizisten auch die finanziellen Verhältnissen der Familie.
Unterdessen ist in Halle gestern in aller Stille die Urne mit der Asche von Gabriele Obst beigesetzt worden. Etwa 15 Menschen nahmen Abschied. Der Witwer (74), der seit Dienstag wegen Totschlagverdachts in Untersuchungshaft sitzt, war nicht dabei. »Er hat nicht beantragt, aus dem Gefängnis ausgeführt zu werden«, sagte Staatsanwalt Christoph Mackel.
Gestern wurde bekannt, dass seit etwa acht Jahren eine Lebensversicherung für Gabriele Obst bestanden haben soll – angeblich über 70.000 Euro. Laut Versicherungsvertragsgesetz zahlt eine Lebensversicherung auch bei Suizid, sofern der Vertrag mindestens drei Jahre bestanden hat. Auffallend ist, dass der Mörder der 49-Jährigen offensichtlich wollte, dass die Tote gefunden wird, und alles so arrangierte, dass es nach Selbstmord aussah. Übrigens: Tötet ein Begünstigter einer Lebensversicherung den Versicherten und wird überführt, bekommt er nach dem Gesetz kein Geld. Die Summe fiele dann nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch der Erbmasse zu, und damit beispielsweise den Kindern.
Können 70.000 Euro ein Motiv für den 74-jährigen früheren Maurer gewesen sein, seine Frau zu töten? Dagegen spricht, dass Gabriele Obst mit ihren Jobs als Zeitungsausträgerin, Reinigungskraft in einer Arztpraxis und Haushaltshilfe in zwei Familien ganz wesentlich zum Lebensunterhalt des Ehepaares beigetragen hat.
Ein anderes mögliches Motiv, das in Halle als Gerücht kursiert, sind angebliche Pläne Gabriele Obsts, sich von ihrem Mann zu trennen und eine eigene Wohnung zu nehmen. Staatsanwalt Christoph Mackel: »Wer dazu Angaben machen kann, sollte sich bitte an die Polizei wenden.« Anhaltspunkte für eine Ehekrise gebe es nämlich bisher überhaupt nicht.
Während der Witwer seit Mittwoch in Bielefeld in U-Haft sitzt, suchen Wissenschaftler beim Landeskriminalamt weiter nach Spuren. Sie hatten bereits DNA des Ehemanns an der Tatwaffe gefunden und damit seine Aussage widerlegt, er kenne die Flinte nicht. Auch die im Gewehr steckende Patrone sowie den Kartoffelsack, auf dem die Tote im Wald lag, will der 74-Jährige noch nie gesehen haben. Würden nun seine Spuren daran gefunden, spräche das ebenfalls gegen seine Glaubwürdigkeit. Das Landeskriminalamt verfügt über die DNA der Familienangehörigen, weil diese zu Beginn der Ermittlungen freiwillig Speichelproben abgegeben haben. So sollte es ermöglicht werden, eventuelle Täter-DNA an der Toten von DNA aus der Familie abzugrenzen.
Die Frage, ob jetzt auch die legale Pistole des Jägers auf Kleiderfasern untersucht wird (er hätte seine Frau damit am Tattag zwingen können, in seinen Geländewagen zu steigen), wollte die Kripo gestern nicht beantworten.
Für Rechtsanwalt Siegfried Kammel (Bielefeld) steht die Schuld seines Mandanten keinesfalls fest: »Es gibt sicher Indizien, die auf den ersten Blick gegen ihn sprechen, aber die lassen sich vielleicht auch ganz anders interpretieren.« Konkret könne er sich erst äußern, wenn er die Ermittlungsakte gelesen habe. »Ich hoffe, dass ich sie nach Pfingsten von der Staatsanwaltschaft bekomme.«
Es könnte schwer werden, dem Rentner die Tötung zu beweisen. Denn der Sohn (27), der seinen Vater am Dienstag belastet hat (unter anderem hat er das Alibi widerrufen, das er seinem Vater gegeben hat), kann die belastenden Angaben jederzeit zurücknehmen und vor Gericht schweigen. Dann dürfte alles, was er bisher zu Protokoll gegeben hat, wohl kaum noch verwendet werden. Übrig blieben zum jetzigen Zeitpunkt die Lüge des Witwers, das Schrotgewehr nicht zu kennen – und seine Erklärung, nur aus Angst um seinen Jagdschein die Unwahrheit gesagt zu haben.[/b]
Oh - da sehe ich aber schwarz...!
:( Da gibt es für die Polizei noch einiges zu tun!