Automobildesign im Wandel der Zeit - geht das nicht auch in schön?
08.07.2019 um 22:02Dobie schrieb:Den Verbrauch von SUV und Kompaktwagen vergleicht zwar niemand ernsthaft im Alltag, aber er findet sehr wohl Berücksichtigung im gesamten "Flottenprogramm" jedes Herstellers: Die Verordnung (EG) Nr. 443/2009 setzte den Flottenverbrauch aller neu zuzulassenden (= jeweils aktuell angeboteten) Kraftfahrzeuge eines Herstellers mit einem Grenzwert von 130 g CO2/km fest. Im wahrsten Wortsinne "atemberaubende" SUVs und andere Monstrositäten, also gerade die ausgesprochenen Imageträger eines Herstellers, werden damit nur über deutliche Effizienzsteigerungen bei Klein- und Mittelklassewagen (also Volumenmodellen) möglich und gewissermaßen genau damit erkauft. In der Gesamtbilanz geht das zulasten der Umwelt, weil man eben auch die Imagefahrzeuge deutlich effizienter bauen oder einfach weglassen könnte - und, weil der reale Flottenverbrauch in den letzten Jahren kontinuierlich geringfügig gestiegen statt gefallen ist.Das ist alles richtig. Aktualisiert sieht es in Bälde richtig dramatisch aus:
Ab 01.01.2020, also in 5 Monaten ist die Euro 6 D (also ohne "temp") gültig für ab diesem Datum neu homologierte Fahrezuge. Das ist die generelle Typprüfung nach EU-Richtlinie für die Erlaubnius zur Serienproduktion eines Fahrzeugs durch das Kraftfahrzeugbundesamt (KBA) und nicht zu verwechseln mit der Erstzulassung eines Fahrzeugs zur Teilnahme am Straßenverkehr.
Ab 01.01.2021 muss jedes neu zugelassene Fahrzeug die Euro 6d erfüllen. Das kann kompliziert werden. Ob wohl die ganze Euro 6 Gruppe keine Vorschriften zum CO2-Ausstoß macht (dies wird sehr häufig unzutreffend anders dargestellt) ändern sich die Verhältnisse dramatisch. Die erstmals mit der Euro 6D temp eingeführte Messmethode RDE ("Real Drive Emissions"), also die Abgasmessung während eines realen Fahrzyklusses wird mit Euro 6D weiter verschärft. Dabei geht es hauptsächlich um NOX und Feinstaub. Das RDE-Verfahren gesteht mit EURO 6D Abweichungen zwischen Prüfstand- und Fahrmessung von nur noch Faktor 1,45 (so ungefähr) zu, was sehr kanpp ist. Bei Feinstaub liegt der Faktor bei 1,5. Das ist eine neue Herausforderung. Einige Hersteller beginnen schon jetzt, ihre Motoren darauf einzustellen, was fast zwangsläufig zu Dreizylinder-Motoren führt, die ein eher häßliches Vernrennungsgeräusch haben aber erstaunlich munter sind. Das gilt übrigens alles für Diesel und Benziner gleichermaßen.
Dazu kommt ein weiteres Prüf- und Kontrollelement, das "FCM", also eine Messung und Speicherung des realen Kraftstoff/Energieverbrauchs im Fahrzeug. Man hat gelernt und will sich nicht mehr bescheißen lassen. Der Fahrzeughalter/Lenker merkt davon nichts, aber die Werte können jederzeit zu Prüfzwecken ausgelesen werden, vielleicht mal als Bestandteil der HU (vulgo "TÜV").
Nun wirds heftig mit der CO2-Betrachtung. Ganz richtig, hier ist die sogenannte Flottenemission des Herstellers entscheidend, also das arithmetische Mittel aller angebotenen Motor- und Getriebekombinationen aller Modelle eines Hersteller. Die Emissionsgrenze für CO2 wird im Mittel ab 2021 auf 95gr CO2/km festgelegt werden. Das ist ebenfalls eine Herausforderung. Die Lösung ist aber vergleichsweise einfach, z.B.:
4 x Motor/Getriebe Kombi mit 125 CO2, 2 x mit 160 CO2, 4 X mit 95 CO2 und 3 x mit 0 CO2 (Élektromodell) ergibt folgende Rechung:
(4X125 = 500 + 2x160 = 320 + 4x95 = 380 + 3 x 0)/13 = 92,3gr/km CO2. Bedingung erfüllt, und das mit immerhin noch großen 6 Zylinder Dieseln im Programm.
Insgesamt spannend aber immer noch nicht so wirklich umweltorientiert, dafür aber mehr verbraucherorientiert. Einen Tod stirbt der Autofahrer immer, solange er noch mit fossilen Brennstoffen herumheizt.