@mojorisin@nocheinPoet Dürfte ich noch einmal den Anwalt der Gegenseite spielen?
Dank Eurer beiden Verweise zur Verneinung der Bildung von schwarzen Löchern bei sich nahe der Lichtgeschwindigkeit bewegten Massen musste ich mein altes Hirn erst wieder auf Betriebstemperatur bringen...
Die dortigen Erläuterungen verwenden sehr schön und anschaulich die Einstein-Gleichung und speziell unseren eher ungeliebten Energie-Impuls-Tensor.
Allerdings hätte ich zu den Ausführungen ein paar Gegenargumente, die vielleicht diskussionswürdig sind.
1. Meines Erachtens geht man dort fälschlicherweise davon aus, dass dieselbe Masse M
0 aufgrund des dem EIT innewohnenden Erhaltungssatz für Energie und Impuls, keine unterschiedliche gravitative Wirkung bei unterschiedlichen
Geschwindigkeiten der betrachteten Masse besitzt.
Das stimmt im abgeschlossenen Bezugssystem, was hier aber so nicht zutrifft.
Vielmehr ändert sich der Energie/Impulseintrag sehr wohl, weil unsere Ruhemasse
beschleunigt wird und die Quelle dieser Beschleunigungsenergie mit ins Bezugssystem eingerechnet werden müsste. Die Ruhemasse nimmt diese Energie während der gesamten Phase der Beschleunigung auf und formt damit fortwährend den Metriktensor bzw. dessen abgeleiteten Einstein-Tensor.
Kurz gesagt: Die Geschwindigkeit spielt tatsächlich keine Rolle, vielmehr ist es die aufgenommene kinetische Energie aufgrund der permanenten Beschleunigung, die den EIT und damit die Krümmung beeinflusst.
2. Das wirklich Ärgerliche an den Einstein'schen Feldgleichungen sind die den Tensoren zugrunde liegenden partiellen Differentialgleichungen. Relativ einfach sind noch die Vakuum-Lösungen, bei denen der EIT (quasi mangels Masse;-) wegfällt. Beispiele dazu sind die Metriken schwarzer Löcher.
Meines Wissens gibt es (noch) keine exakte Lösung der Feldgleichungen, die eine beliebig beschleunigte Ruhemasse korrekt beschreibt - und das hat möglicherweise auch einen guten Grund...
3. Interessanterweise beschrieb ausgerechnet die ART ihre eigenen Grenzen mit der Schwarzschild-Metrik als erste exakte Lösung der Feldgleichungen. Die hier auftauchende Singularität in der Beschreibung eines nicht rotierenden schwarzen Loches war die erste prinzipielle Grenze für die Anwendbarkeit der ART, die Planck-Skala zeigt letztlich die fundamentalen Grenzen der ART auf.
Daher die Frage: Wenn die ART nachweislich Grenzen ihrer Vorhersagefähigkeit aufweist, kann man dann für genau diese Grenze - in diesem Fall die Bildung eines schwarzen Lochs - physikalisch korrekte Aussagen treffen?
4. Es gibt zumindest ein laufendes Experiment - nämlich am LHC - was auch Ausschau nach den Zerfallsprodukten mikroskopischer schwarzer Löcher (MBH's) sucht. In der Standardtheorie müsste dazu eine Energie von 10
16 TeV aufgebracht werden, was natürlich um viele Größenordnungen über den Möglichkeiten des LHC liegt.
Trotzdem würden einige Varianten der Stringtheorie es ermöglichen, das die Planck-Grenze sehr viel niedriger liegt und MBH's bereits bei einigen TeV erzeugt werden könnten.
Das bislang nichts gefunden wurde ist eine Sache, aber warum sollte man überhaupt suchen, wenn es prinzipiell nach der ART gar nicht möglich wäre? Schließlich werden im LHC massebehaftete Protonen enorm beschleunigt und zur Kollision gebracht.
Falls also Protonen MBH's aufgrund ihrer durch Beschleunigung erzielten dynamischen Massenzunahme erzeugen können, sollte das meines Erachtens für jede andere Testmasse ebenfalls gelten.
Insgesamt würde ich dafür plädieren, dass viele grenzwertige physikalische Betrachtungen bislang keine eindeutigen Aussagen zulassen.
Unsere Instrumente SRT/ART/QT etc. sind fantastisch und haben viele bemerkenswerte Erkenntnisse eingebracht, aber sie sind nicht vollständig und schon gar nicht exakt.