Ab wieviel Millisievert (mSV) kann es für den Mensch schädlich werden?
16.03.2011 um 22:38
Aus Wikipedia bezüglich Strahlenkrankheiz:
bis 0,2 Sv Mögliche angenommene Spätfolgen: Krebs, Erbgutveränderung. Diese zählen nicht zur Strahlenkrankheit im eigentlichen Sinne; sie sind stochastische Strahlenschäden (siehe Strahlenrisiko).
0,2–0,5 Sv Keine Symptome, nur klinisch feststellbare Reduzierung der roten Blutkörperchen
0,5–1 Sv Leichter Strahlenkater mit Kopfschmerzen und erhöhtem Infektionsrisiko. Temporäre Sterilität beim Mann ist möglich.
1–2 Sv leichte Strahlenkrankheit 10 % Todesfälle nach 30 Tagen (Letale Dosis(LD) 10/30).
Zu den typischen Symptomen zählen – beginnend innerhalb von 3-6 Stunden nach der Bestrahlung, einige Stunden bis zu einem Tag andauernd – leichte bis mittlere Übelkeit (50 % wahrscheinlich bei 2 Sv) mit gelegentlichem Erbrechen. Dem folgt eine Erholungsphase, in der die Symptome abklingen. Leichte Symptome kehren nach 10-14 Tagen zurück. Diese Symptome dauern etwa vier Wochen an und bestehen aus Appetitlosigkeit (50 % wahrscheinlich bei 1,5 Sv), Unwohlsein und Ermüdung (50 % wahrscheinlich bei 2 Sv). Die Genesung von anderen Verletzungen ist beeinträchtigt, und es besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Temporäre Unfruchtbarkeit beim Mann ist die Regel.
2–3 Sv schwere Strahlenkrankheit 35 % Todesfälle nach 30 Tagen (LD 35/30).
Erkrankungen nehmen stark zu und eine signifikante Sterblichkeit setzt ein. Übelkeit ist die Regel (100 % bei 3 Sv), das Auftreten von Erbrechen erreicht 50 % bei 2,8 Sv. Die Anfangssymptome beginnen innerhalb von einer bis sechs Stunden und dauern ein bis zwei Tage an. Danach setzt eine 7- bis 14-tägige Erholungsphase ein. Wenn diese vorüber ist, treten folgende Symptome auf: Haarausfall am ganzen Körper (50 % wahrscheinlich bei 3 Sv), Unwohlsein und Ermüdung. Der Verlust von weißen Blutkörperchen ist massiv, und das Infektionsrisiko steigt rapide an. Bei Frauen beginnt das Auftreten permanenter Sterilität. Die Genesung dauert einen bis mehrere Monate.
3–4 Sv schwere Strahlenkrankheit 50 % Todesfälle nach 30 Tagen (LD 50/30).
Nach der Erholungsphase treten zusätzlich folgende Symptome auf: Durchfall (50 % wahrscheinlich bei 3,5 Sv) und unkontrollierte Blutungen im Mund, unter der Haut und in den Nieren (50 % wahrscheinlich bei 4 Sv).
4–6 Sv akute Strahlenkrankheit 60 % Todesfälle nach 30 Tagen (LD 60/30).
Die Sterblichkeit erhöht sich schrittweise von ca. 50 % bei 4,5 Sv bis zu 90 % bei 6 Sv (außer bei massiver medizinischer Intensivversorgung). Das Auftreten der Anfangssymptome beginnt innerhalb von 30–120 Minuten und dauert bis zu zwei Tage. Danach setzt eine 7- bis 14-tägige Erholungsphase ein. Wenn diese vorüber ist, treten im Allgemeinen die gleichen Symptome wie bei 3–4 Sv verstärkt auf. Bei Frauen ist permanente Unfruchtbarkeit die Regel. Die Genesung dauert mehrere Monate bis 1 Jahr. Der Tod tritt in der Regel 2–12 Wochen nach der Bestrahlung durch Infektionen und Blutungen ein.
6–10 Sv akute Strahlenkrankheit 100 % Todesfälle nach 14 Tagen (LD 100/14).
Die Überlebenschance hängt von der Güte und dem möglichst frühen Beginn der intensivmedizinischen Versorgung ab. Das Knochenmark ist nahezu oder vollständig zerstört, und eine Knochenmarktransplantation ist erforderlich. Das Magen- und Darmgewebe ist schwer geschädigt. Die Anfangssymptome treten innerhalb von 15–30 Minuten auf und dauern bis zu zwei Tagen an. Danach setzt eine 5- bis 10-tägige Erholungsphase ein, die als Walking-Ghost-Phase bezeichnet wird. Die Endphase endet mit dem Eintritt des Todes durch Infektionen und innere Blutungen. Falls eine Genesung eintritt, dauert sie mehrere Jahre, wobei diese wahrscheinlich nie vollständig erfolgen wird.
10–20 Sv akute Strahlenkrankheit 100 % Todesfälle nach 7 Tagen (LD 100/7).
Diese hohe Dosis führt zu spontanen Symptomen innerhalb von 5–30 Minuten. Nach der sofortigen Übelkeit durch die direkte Aktivierung der Chemorezeptoren im Gehirn und großer Schwäche folgt eine mehrtägige Phase des Wohlbefindens (Walking-Ghost-Phase). Danach folgt die Sterbephase mit raschem Zelltod im Magen-Darmtrakt, der zu massivem Durchfall, Darmblutungen und Wasserverlust sowie der Störung des Elektrolythaushalts führt. Der Tod tritt mit Fieberdelirien und Koma durch Kreislaufversagen ein. Behandlung kann nur noch palliativ erfolgen.
20–50 Sv akute Strahlenkrankheit 100 % Todesfälle nach 3 Tagen (LD 100/3), im Übrigen wie bei „10–20 Sv“
über 50 Sv Sofortige Desorientierung und Koma innerhalb von Sekunden oder Minuten. Der Tod tritt in wenigen Stunden durch völliges Versagen des Nervensystems ein.
über 80 Sv Die US-Streitkräfte rechnen bei einer Dosis von 80 Sv schneller Neutronenstrahlung mit einem sofortigen Eintritt des Todes.
Vergleich mit Jahresdosiswerten [Bearbeiten]
Im Folgenden sind die normalerweise auftretenden und die nach der Strahlenschutzverordnung zulässigen Jahresdosen angegeben (mSv/a bedeutet Millisievert pro Jahr). Dabei handelt es sich um die allmählich im Lauf eines Jahres angesammelte Dosis. Der Vergleich mit obigen Zahlen zeigt, dass sogar die kurzzeitige Verabreichung der gesamten zulässigen Jahresdosis nicht zur Strahlenkrankheit führen würde.
Jahresdosis Beschreibung
1–5 mSv/a Übliche Exposition durch Umgebung, Innenraumatemluft (Radon), medizinische Untersuchungen (Röntgen) und Flugreisen (Kosmische Strahlung)
zusätzlich 1–6 mSv/a nach derzeitiger Gesetzeslage noch erlaubte zusätzliche berufliche Exposition für Überwachungskategorie B.
zusätzlich 6–20 mSv/a nach derzeitiger Gesetzeslage noch erlaubte zusätzliche berufliche Exposition für Überwachungskategorie A (seit 2001).
ICRP-Empfehlung aus dem Jahr 1991: 0,05 Sv pro Jahr, 0,1 Sv pro 5 Jahre, 0,4 Sv über die Lebenszeit
Therapie [Bearbeiten]
Primäres Ziel ist es, die Einwirkzeit der Strahlung auf den Körper zu verkürzen. Deshalb erfolgt bei radioaktiver Kontamination des Patienten zuerst eine Dekontamination (Entfernung der radioaktiven Verunreinigung). Bei Kernreaktorunfällen ist die Gabe von Iod sinnvoll, um die Schilddrüse mit nicht radioaktivem Iod zu sättigen, damit möglichst wenig freigesetztes Iod-131 sich hier anlagert. Wirklich wirkungsvoll ist diese Maßnahme allerdings nur, wenn sie vor der möglichen Aufnahme von Iod-131 durchgeführt wird.
Danach werden die hämatologischen Schäden (Schäden im Blut) behoben. Dies geschieht durch Bluttransfusionen oder Stammzelltransplantationen. Oftmals wird durch Vitaminpräparate auch versucht, die Blutregeneration zu beschleunigen. Weiterhin muss ein Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes stattfinden. Wichtig ist auch das Beheben von Hautschäden, da der Körper nach der Bestrahlung besonders infektionsanfällig ist. Aus diesem Grund findet oft eine Begleittherapie mit Antibiotika statt.
Siehe auch [Bearbeiten]
Hibakusha
Strahlenbelastung
Strahlenrisiko
Strahlenfolgen am Verdauungstrakt
Literatur [Bearbeiten]
Kauffmann et al.: Radiologie, 3. Aufl. Urban & Fischer München/Jena 2006. ISBN 3-437-44415-8
Igor A. Gusev: Medical management of radiation accidents. CRC Press, Boca Raton 2001, ISBN 0-8493-7004-3.
Einzelnachweise [Bearbeiten]
↑ Hans-Peter Beck-Bornholdt, Hans-Hermann Dubben, H. Willers: Proliferationsrate und Strahlenempfindlichkeit.Der Irrtum von Bergonié und Tribondeau. In: Strahlentherapie und Onkologie. 173, Nr. 6, 1997, S. 335–337, doi:10.1007/BF03038917, PMID 9235641.
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