Oliver89
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Habe mein Foto-Smartphone in einen Geigerzähler verwandelt
31.08.2013 um 04:07Guten Morgen liebe Wissenschaftsfreunde,
eins vorweg, ich möchte mit diesem Thread vor allen Dingen Leute ansprechen, die gerne experimentieren und sich für Physik interessieren, aber auch "Laien" können damit sehr viel Spaß haben!
Ich habe mein Android-Foto-Smartphone mit der App "Radioaktivitäts Zähler" aus dem GooglePlayStore in einen zuverlässigen Geigerzähler für "Beta- und Gammastrahlung" verwandelt.
Ja, bevor mich jetzt vielleicht die ersten deswegen auslachen sollten, ich meine das wirklich "todernst" - die App wurde von einem Diplom. Ingenieur namens Rolf-Dieter Klein gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum München entwickelt. ( http://helmholtz-muenchen.de/ (Archiv-Version vom 27.08.2013) )
Es gibt da noch viele andere Radioaktivitäts-Bla-Bla-Apps im Playstore, die taugen aber allesamt nix... diese App funktioniert komplett über den CMOS-Fotosensor im Smartphone - "keine extra Hardware benötigt!!!" - möchte euch hier erklären, wie ihr euch diese App auch zunutze machen könnt - ein Howto für eine klasse App... (keine Werbung!)
Wie kam ich auf die Idee? Die Threads in Allmystery über Fukushima und Atomkraft haben mich irgendwie auf die Schiene gebracht, mich dafür zu interessieren, wie man Strahlung messen kann... Ja, wie geht das? Natürlich mit einem sogenannten Geigerzähler... Danach bin ich erstmal zu Ebay und habe nach einem Geigerzähler gesucht: PUUUUH - das Ding kostet ja 100-400 Euro oder mehr kosten die Teile! Nene, das ist mir gerade zu teuer... Aber ich will trotzdem!!!
Danach habe ich bei Google nach einem Geigerzähler gesucht und da bin ich dann irgendwie auf diesen Link hier gestoßen:
http://www.photoscala.de/Artikel/Das-Fotohandy-als-Geigerzaehler
Das hat mich gleich angesprochen und interessiert... Habe mir die App im PlayStore kurz angeschaut, okay, kostet ein paar Euro, aber die hatte ich noch auf meinem Account, also die App gekauft und geladen!
Link: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.rdklein.radioactivity
Dann habe ich erstmal mit der App herumgespielt, nach einiger Zeit kam ich aber zu der Erkenntnis, dass man sich da mal genauer einlesen sollte, da ich zu keinem guten Ergebnis kam.
Zunächst, es eignen sich hauptsächlich neuere Smartphones mit Fotolinse ab 6 Megapixel aufwärts dafür - Samsung Galaxy S2 etc. und Ähnliche - ich verwende ein Mobistel Cynus T2 mit 12 Megapixel Kamera.
Dazu schaut einfach mal in diese Liste, da sind Modelle gelistet:
http://hotray-info.de/html/radioa_data.html
Nun die Schritte um die App vernünftig zum Laufen zu bringen:
Also bin ich auf die Hilfeseite der App:
http://hotray-info.de/html/radioa_help.html
Dort steht, dass man vor Gebrauch der App die Fotolinse des Smartphones mit einem schwarzen/dunklen Streifen lichtdicht abkleben soll. Am besten mehrmals - zwei, drei oder vierfach. Das hat ganz einfach den Hintergrund, dass die Fotolinse später ja die radioaktiven Teilchen messen soll und nicht die Lichtpartikel.
ACHTUNG dabei: Die Fotolinse nicht einfach "überkleben" - ich habe es so gemacht: einen Schnitt von einer Rolle klebendem Isolierband verkehrt herum auf die Fotolinse gelegt und dann die Seiten an den Rändern verklebt - es sollte eben kein Kleber auf der Linse landen, das stört später die Messung!!! Also: Kein Kleber auf die Linse.
Das war das Frickelkram, jetzt geht es ans einstellen und messen...
Im Einstellungsmenü unter settings die frontcam abschalten - ja, man möchte ja gerne die Fotolinse vorne vom Smartphone zur Messung verwenden, nicht das kleine Miniding vorne, wobei es damit manchmal besser gehen soll laute Homepage...
Schritt 3 - Kalibrierung:
Habt ihr das erledigt, müsst ihr den Fotosensor kalibrieren, dazu gibt es zum Glück eine Automatik:
- im Einstellungsmenü auf set noise gehen. Dauert ca. 1 Minute! Das Smartphone dabei einfach auf dem Tisch liegen lassen... nach der einen Minute wieder in die Hand nehmen!
- danach kommt eine extra-Aufforderung für eine weitere Kalibrierung - die ca. 6-15 Minuten in Anspruch nehmen wird - jetzt solltet ihr die Smartphone-Linse auf eine lichtstarke Szene ausrichten, die Empfindlichkeit wird eingestellt! Das Fenster mit OK bestätigen und danach gleich zur Lichtquelle ausrichten, das Smartphone mal 15 Minuten alleine lassen, die Kalibrierung dauert eben!
Ich habe dazu einen hellen sonnigen Tag genutzt und das Smartphone im Garten schräg gen Himmel gerichtet (aber nicht direkt auf die Sonne, damit macht ihr den Sensor kaputt!!!)
Sollte keine Sonne in Sichtweite sein, geht zur Ausrichtung auch eine helle Lampe! :) :) :)
Dabei sollte öfters ein andauerndes "Knackgeräusch" zu hören sein - wie bei einem echten Geigerzähler!
Aber danach seid ihr sozusagen fertig - das Smartphone klackert jetzt nur noch, wenn wirklich ionisierende Strahlung auf den Sensor fällt!!! Pro Minute solltet ihr ohne zusätzliche Strahlungsquelle 1-10 counts (abgekürzt mit cnt), also Zählungen, haben.
Falls es noch zu oft klackert (wobei daran auch eine Strahlungsquelle schuld dran sein kann!!!), den noise-Wert in den Einstellungen höher ansetzen.. Die Hilfe der App ist übrigens auch sehr aufschlussreich...
Nun würdet ihr euch aber vielleicht für die Strahlungsdosis interessieren? Ja, die wird in der App in Gray (Gy/h - Gray pro Stunde) angegeben.
Dazu müsst ihr die App aber erst mit der Info füttern, wieviele Zählungen wieviel Gray sind. Das geht im Einstellungsmenü unter adjust.
Richtwerte findet ihr dazu auch auf der Homepage unter Data ( http://hotray-info.de/html/radioa_data.html )...
Dabei sind diese drei Spalten entscheidend:
-CPM for 100 µGy/h
-CPM for 1000 µGy/h
-CPM for 50000 µGy/h
Dort lässt sich auch ein Strahlungsalarm einrichten (CPM-Alarm)... den Wert könnt ihr frei wählen, bei mir sind es 28000 CPM...
Nun wird euch auch eine Strahlungsdosis angezeigt, die App ist fertig eingerichtet!!!
Zuviel Arbeit? Ist es aber nicht, immerhin habt ihr jetzt einen ultra-kompakten Geigerzähler für unterwegs!
Die spannendere Frage nun - was kann man damit machen?
- falls ihr in der Nähe von einem Atomkraftwerk wohnen solltet - nachmessen ob das Ding auch wirklich dicht ist!!!
- man kann Pilze und Mineralien in der freien Natur auf Strahlung checken - interessant vor allen Dingen wenn man in Bayern wohnt und Pilze aus dem Wald essen möchte - da soll es ja besonders starken Fallout von Tschernobyl gegeben haben! (Cäsium-137)
- generell Strahlungsquellen aufspüren! (wer möchte gerne verstrahlt werden?)
Ganz ehrlich gesagt: Ich möchte die App nicht mehr missen, das Smartphone kommt mir nun mittlerweile wirklich fast wie ein Tricorder aus Star Trek vor, Träume werden wahr!
Vorteile:
- klein und handlich - portabler Geigerzähler für unterwegs - unauffällig
- geringe Kosten (drei Euro fünfzig für die Vollversion)
- Entwickler scheint sympatisch, gut erreichbar und kontaktfreudig (geht aus den Bewertunge hervor)
- keine Spaß-App! Hat Hand und Fuß (falls ihr es immer noch nicht glaubt, schaut euch mal die ganzen Videos auf der Entwickler-Homepage an!!!)
Nachteile:
- funktioniert noch nicht auf allen Smartphones perfekt, wobei die Unterstützung schon ziemlich gut ist (siehe Homepage), mein Smartphone war ja auch nicht gelistet und es geht trotzdem...
- frisst auf Dauer einiges an Akku
Möchtet ihr auf Nummer sicher gehen, dass der gemessene Wert auch wirklich stimmt, solltet ihr selbstverständlich mal einen "echten Geigerzähler" hinzuziehen... Übernehme hierfür keinerlei Garantie!
Btw. falls es euch interessiert:
eins vorweg, ich möchte mit diesem Thread vor allen Dingen Leute ansprechen, die gerne experimentieren und sich für Physik interessieren, aber auch "Laien" können damit sehr viel Spaß haben!
Ich habe mein Android-Foto-Smartphone mit der App "Radioaktivitäts Zähler" aus dem GooglePlayStore in einen zuverlässigen Geigerzähler für "Beta- und Gammastrahlung" verwandelt.
Ja, bevor mich jetzt vielleicht die ersten deswegen auslachen sollten, ich meine das wirklich "todernst" - die App wurde von einem Diplom. Ingenieur namens Rolf-Dieter Klein gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum München entwickelt. ( http://helmholtz-muenchen.de/ (Archiv-Version vom 27.08.2013) )
Es gibt da noch viele andere Radioaktivitäts-Bla-Bla-Apps im Playstore, die taugen aber allesamt nix... diese App funktioniert komplett über den CMOS-Fotosensor im Smartphone - "keine extra Hardware benötigt!!!" - möchte euch hier erklären, wie ihr euch diese App auch zunutze machen könnt - ein Howto für eine klasse App... (keine Werbung!)
Wie kam ich auf die Idee? Die Threads in Allmystery über Fukushima und Atomkraft haben mich irgendwie auf die Schiene gebracht, mich dafür zu interessieren, wie man Strahlung messen kann... Ja, wie geht das? Natürlich mit einem sogenannten Geigerzähler... Danach bin ich erstmal zu Ebay und habe nach einem Geigerzähler gesucht: PUUUUH - das Ding kostet ja 100-400 Euro oder mehr kosten die Teile! Nene, das ist mir gerade zu teuer... Aber ich will trotzdem!!!
Danach habe ich bei Google nach einem Geigerzähler gesucht und da bin ich dann irgendwie auf diesen Link hier gestoßen:
http://www.photoscala.de/Artikel/Das-Fotohandy-als-Geigerzaehler
Das hat mich gleich angesprochen und interessiert... Habe mir die App im PlayStore kurz angeschaut, okay, kostet ein paar Euro, aber die hatte ich noch auf meinem Account, also die App gekauft und geladen!
Link: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.rdklein.radioactivity
Dann habe ich erstmal mit der App herumgespielt, nach einiger Zeit kam ich aber zu der Erkenntnis, dass man sich da mal genauer einlesen sollte, da ich zu keinem guten Ergebnis kam.
Zunächst, es eignen sich hauptsächlich neuere Smartphones mit Fotolinse ab 6 Megapixel aufwärts dafür - Samsung Galaxy S2 etc. und Ähnliche - ich verwende ein Mobistel Cynus T2 mit 12 Megapixel Kamera.
Dazu schaut einfach mal in diese Liste, da sind Modelle gelistet:
http://hotray-info.de/html/radioa_data.html
Nun die Schritte um die App vernünftig zum Laufen zu bringen:
Also bin ich auf die Hilfeseite der App:
http://hotray-info.de/html/radioa_help.html
Dort steht, dass man vor Gebrauch der App die Fotolinse des Smartphones mit einem schwarzen/dunklen Streifen lichtdicht abkleben soll. Am besten mehrmals - zwei, drei oder vierfach. Das hat ganz einfach den Hintergrund, dass die Fotolinse später ja die radioaktiven Teilchen messen soll und nicht die Lichtpartikel.
ACHTUNG dabei: Die Fotolinse nicht einfach "überkleben" - ich habe es so gemacht: einen Schnitt von einer Rolle klebendem Isolierband verkehrt herum auf die Fotolinse gelegt und dann die Seiten an den Rändern verklebt - es sollte eben kein Kleber auf der Linse landen, das stört später die Messung!!! Also: Kein Kleber auf die Linse.
Das war das Frickelkram, jetzt geht es ans einstellen und messen...
Im Einstellungsmenü unter settings die frontcam abschalten - ja, man möchte ja gerne die Fotolinse vorne vom Smartphone zur Messung verwenden, nicht das kleine Miniding vorne, wobei es damit manchmal besser gehen soll laute Homepage...
Schritt 3 - Kalibrierung:
Habt ihr das erledigt, müsst ihr den Fotosensor kalibrieren, dazu gibt es zum Glück eine Automatik:
- im Einstellungsmenü auf set noise gehen. Dauert ca. 1 Minute! Das Smartphone dabei einfach auf dem Tisch liegen lassen... nach der einen Minute wieder in die Hand nehmen!
- danach kommt eine extra-Aufforderung für eine weitere Kalibrierung - die ca. 6-15 Minuten in Anspruch nehmen wird - jetzt solltet ihr die Smartphone-Linse auf eine lichtstarke Szene ausrichten, die Empfindlichkeit wird eingestellt! Das Fenster mit OK bestätigen und danach gleich zur Lichtquelle ausrichten, das Smartphone mal 15 Minuten alleine lassen, die Kalibrierung dauert eben!
Ich habe dazu einen hellen sonnigen Tag genutzt und das Smartphone im Garten schräg gen Himmel gerichtet (aber nicht direkt auf die Sonne, damit macht ihr den Sensor kaputt!!!)
Sollte keine Sonne in Sichtweite sein, geht zur Ausrichtung auch eine helle Lampe! :) :) :)
Dabei sollte öfters ein andauerndes "Knackgeräusch" zu hören sein - wie bei einem echten Geigerzähler!
Aber danach seid ihr sozusagen fertig - das Smartphone klackert jetzt nur noch, wenn wirklich ionisierende Strahlung auf den Sensor fällt!!! Pro Minute solltet ihr ohne zusätzliche Strahlungsquelle 1-10 counts (abgekürzt mit cnt), also Zählungen, haben.
Falls es noch zu oft klackert (wobei daran auch eine Strahlungsquelle schuld dran sein kann!!!), den noise-Wert in den Einstellungen höher ansetzen.. Die Hilfe der App ist übrigens auch sehr aufschlussreich...
Nun würdet ihr euch aber vielleicht für die Strahlungsdosis interessieren? Ja, die wird in der App in Gray (Gy/h - Gray pro Stunde) angegeben.
Dazu müsst ihr die App aber erst mit der Info füttern, wieviele Zählungen wieviel Gray sind. Das geht im Einstellungsmenü unter adjust.
Richtwerte findet ihr dazu auch auf der Homepage unter Data ( http://hotray-info.de/html/radioa_data.html )...
Dabei sind diese drei Spalten entscheidend:
-CPM for 100 µGy/h
-CPM for 1000 µGy/h
-CPM for 50000 µGy/h
Dort lässt sich auch ein Strahlungsalarm einrichten (CPM-Alarm)... den Wert könnt ihr frei wählen, bei mir sind es 28000 CPM...
Nun wird euch auch eine Strahlungsdosis angezeigt, die App ist fertig eingerichtet!!!
Zuviel Arbeit? Ist es aber nicht, immerhin habt ihr jetzt einen ultra-kompakten Geigerzähler für unterwegs!
Die spannendere Frage nun - was kann man damit machen?
- falls ihr in der Nähe von einem Atomkraftwerk wohnen solltet - nachmessen ob das Ding auch wirklich dicht ist!!!
- man kann Pilze und Mineralien in der freien Natur auf Strahlung checken - interessant vor allen Dingen wenn man in Bayern wohnt und Pilze aus dem Wald essen möchte - da soll es ja besonders starken Fallout von Tschernobyl gegeben haben! (Cäsium-137)
- generell Strahlungsquellen aufspüren! (wer möchte gerne verstrahlt werden?)
Ganz ehrlich gesagt: Ich möchte die App nicht mehr missen, das Smartphone kommt mir nun mittlerweile wirklich fast wie ein Tricorder aus Star Trek vor, Träume werden wahr!
Vorteile:
- klein und handlich - portabler Geigerzähler für unterwegs - unauffällig
- geringe Kosten (drei Euro fünfzig für die Vollversion)
- Entwickler scheint sympatisch, gut erreichbar und kontaktfreudig (geht aus den Bewertunge hervor)
- keine Spaß-App! Hat Hand und Fuß (falls ihr es immer noch nicht glaubt, schaut euch mal die ganzen Videos auf der Entwickler-Homepage an!!!)
Nachteile:
- funktioniert noch nicht auf allen Smartphones perfekt, wobei die Unterstützung schon ziemlich gut ist (siehe Homepage), mein Smartphone war ja auch nicht gelistet und es geht trotzdem...
- frisst auf Dauer einiges an Akku
Möchtet ihr auf Nummer sicher gehen, dass der gemessene Wert auch wirklich stimmt, solltet ihr selbstverständlich mal einen "echten Geigerzähler" hinzuziehen... Übernehme hierfür keinerlei Garantie!
Btw. falls es euch interessiert:
"Auch eine professionelle Linie auf eigener Hardware ist in Planung, sie ist für den Einsatz in medizinischem und wissenschaftlichem Umfeld gedacht."