Heizenberch schrieb:Geht man davon aus, dass im Reaktor 100 T Material sind.
Fehlanzeige. Sind ca. 2500 t MOX-Brennelemente, zumindest "offiziell". Und die enthalten alle Plutonium.
Heizenberch schrieb:Bist du dir sicher, dass das radioaktive Material in einem Kraftwerk in diesem Zustand ausreicht, um die gesamte Welt zu verseuchen, wo doch die Menge an spaltbarem Material, die für Atombombentest (die großflächig verteilt gemacht worden sind) eingesetzt worden ist, um viele Größenordnungen größer ist?
Heizenberch schrieb:Klar würden viele Menschen ihr Leben lassen müssen, wenn dort etwas schief geht. Das bestreite ich garnicht. Aber es wird kein Globales Massensterben geben. Ich bezweifle, dass es überhaupt starke globale Auswirkungen haben wird.
Die Menge würde gewaltig sein und viel viel größer als die bei den Nuklearwaffentests. Die Nagasaki-Bombe "Fat Man" (war die größere) hatte nur 6,2 kg (!) Delta-Phase-Plutonium-Legierung an Spaltmaterial. Das ist im Vergleich zu den 2500 TONNEN Plutonium-Uran-MOX in Fukushima ein Witz von einem Fliegenschiss. Überleg jetzt mal folgendes (ich zitiere jetzt mal Wikipedia):
Toxizität von PlutoniumPlutonium ist wie andere Schwermetalle giftig und schädigt besonders die Nieren. Es bindet ebenfalls an Proteine im Blutplasma und lagert sich unter anderem in den Knochen und der Leber ab. Die für einen Menschen tödliche Dosis liegt wahrscheinlich im zweistelligen Milligrammbereich.
So, das ist aber noch nicht alles, denn:
Viel gefährlicher als die chemische Wirkung ist seine Radioaktivität, die Krebs verursachen kann. Bereits die Inhalation von 40 Nanogramm 239-Pu reicht aus, um den Grenzwert der Jahres-Aktivitätszufuhr für Inhalation bei Arbeitern zu erreichen. Diese Menge ist so winzig, dass die Giftigkeit von Plutonium noch gar nicht zum Tragen kommen kann.
Ein einziges Partikel von 1 µ ist bereits praktisch sicher Krebs erzeugend. 1 µ ist 1 Millionstel Gramm. Und in Fukushima liegen 2500 TONNEN davon. Immer noch so entspannt?
Heizenberch schrieb:Geht man jetzt realistischer davon aus, dass nur kleinere Anteile in die Atomsphäre geblasen werden, so ist die "Verseuchung" auf fast der gesamten Erde so gering, dass es keine Auswirkungen hat.
Nix realistisch. Das ist eher die unrealistischste Annahme.^^ Die großen Problemisotope Plutonium und Strontium-90 sind Feststoffe und gelangen zunächst zwar nicht in die Atmosphäre bzw. entfernen sich nicht so weit vom Streuungsort Fukushima. Aber Japan wäre nach der Detonation der 4 Höllenkessel sowas von tot, dass man von einem nuklearen Holocaust sprechen könnte. Und alles, was in der Nähe ist, nämlich China, Korea, zahlreiche Inselchen und die umliegenden Meeresgebiete, wären alle stockverstrahlt und kein Land würde die verseuchten Überlebenden aufnehmen. Das wäre ein einziges Chaos.
Doch damit nicht alles. Der Teil, der sich global verteilen wird über die Atmosphäre, besteht aus den nicht festen Bestandteilen und das sind die Cäsium-Isotope und das Jod-131. Und davon würde dann die 85-fache Menge Tschernobyls rumschweben. Da kriegt jeder auf der Welt sein Stück vom Kuchen. Strahlende Aussichten, wie beim Wetter. Und was ist mit der Nahrungskette? Jeder Fisch, jede Muschel und diverse Seevögel (die dann wieder alles an Land brächten), wären satt gefüllt mit den genannten Isotopen, also ungenießbar. Es würde ein Prozess in Gang gesetzt werden, der eine unfassbar große Tragweite hätte. Problem ist nur, wir reden hier von einer Sache, die tatsächlich in den nächsten Jahren passieren kann. Ein regionales Erdbeben der Stärke 8,0 genügt.
Man muss es einfach sagen, wie's ist. Die Lage ist mehr als ernst und wenn man sich dann noch überlegt, mit welchen hochgefährlichen Technologien die selbsternannte Krone der Schöpfung da alles spielt, dann dürfte eigentlich niemals mehr irgendein Ignorant sagen, dass der Hund dümmer sei als der Mensch. Der Hund hält sich sein Zuhause, der Mensch zerstört sich seins. Tepco öffnete die Büchse der Pandora. Noch ist der Deckel nicht ganz auf. Noch.