@D-Bremer@FrankD@geeky@astrodicticum@RaccoOn_@JPhys@voidolIch beginne zunächst mit der "Giant Impact Hypothese" und dem Argument ihrer geringen Wahrscheinlichkeit.
Hier schlägt leider wieder einmal der (von mir zu recht als gefürchtet bezeichnete) „gesunde Menschenverstand“ zu, dem selbst Wissenschaftler manchmal auf den Leim gehen. Die Aussage: „im genau richtigen Winkel mit der genau richtigen Geschwindigkeit am genau richtigen Punkt“ klingt überzeugend, ist aber leider falsch. Es gibt eine Unzahl von möglichen Einschlägen, die alle das gleiche Ergebnis haben:
1) „Genau die richtige Geschwindigkeit“: Falsch.
Geschwindigkeit und Größe des Körpers können innerhalb weiter Grenzen variieren, nur die Einschlag – Energie muss stimmen. Ein kleinerer Körper mit höherer Geschwindigkeit ist ebenso geeignet wie ein größerer mit geringerer Geschwindigkeit.
2) „Im genau richtigen Winkel“: Ebenfalls falsch
Der Einschlag kann aus jeder beliebigen Richtung gekommen sein, sofern er nur annähernd aus der Bahnebene des Mondes kam und die Erde streifend traf
3) „Am genau richtigen Punkt“: Wieder falsch
Es gibt unzählige Kombinationen aus Masse, Geschwindigkeit, Einschlagrichtung und Auftreffpunkt die sehr ähnliche Ergebnisse bringen.
Der Explosions – Hypothese könnte man im Übrigen die gleiche „Unwahrscheinlichkeit“ entgegenhalten. Die Explosion müsste nämlich am genau richtigen Ort in der genau richtigen Tiefe mit genau der richtigen Sprengkraft erfolgt sein. Und diese Überlegung wäre ebenso falsch wie jene zum Giant Impact.
Nun zu der für das Absprengen der Mondmasse benötigten Energie und damit der Menge an Antimaterie:
Auch hier zeigt sich, dass der gefürchtete gesunde Menschenverstand beim Abschätzen von Größenordnungen hoffnungslos überfordert ist. Das läuft etwa so ab:
Bei der Explosion der Hiroshima – Bombe wurden 0,05 Gramm Masse in Energie umgewandelt und das Ergebnis war eine furchtbare, vernichtende Explosion, die eine ganze Großstadt vernichtet hat, also müssen ein paar Tonnen Antimaterie genügen um die Mondmasse aus der Erde heraus zu sprengenIch habe selbst die Sprengkraft des Tunnelmaterials zuerst aus dem Bauch heraus geschätzt und lag damit um etwa mehrere Zehnerpotenzen daneben. Erst die Rechnung hat mein Bauchgefühl richtig gestellt.
Führen wir also die Rechnung einmal Schritt für Schritt durch, mit der Hiroshima – Bombe als Referenz.
(Ich wähle Kilopondmeter als Einheit der Energie, da damit ein Umrechnungsschritt entfällt)
Zugrunde liegende Formeln: E = mc² und daher m = E/c²
Energie pro Kilotonne Sprengkraft: 4E+12 Joule oder 4,0774E+11 Kpm
c²: 9E+16 (c in m/sec)
Hiroshima – Bombe: (13 Kilotonnen)
Sprengkraft: rund 5,3E+12 Kpm oder 52E+12 Joule
Massendefekt: 5,3E+12 / 9E+16 = rund 0,0000588968 Kilogramm oder 0,059 Gramm
Ausgangsdaten für die Mond – Absprengung:
Masse des Mondes: 7,5 x 10^22 Kg
Anfangsgeschwindigkeit um die Masse über die Roche-Grenze hinauszuheben: 5 Km/sec
Dafür erforderliche kinetische Energie unmittelbar nach der Trennung von der Erde:
Formel: Ek = m*v²/2
Ek = 7,5E+22 * 5000² / 2
= 7,5E+22 * 2,5E+7 / 2
= 9,375E+29 Kpm oder 9,19688E+30 Joule
Wie viel Masse muss dazu völlig in Energie umgewandelt werden:
M = E / c²
= 9,19688E+30 / 9E+16
=1,02188E+14 Kg
=1,02188E+11 Tonnen gesamte Masse, also 51 093 750 000,00 Tonnen AM
Und da sehe ich, dass ich mich bei der früher geposteten Rechnung um zwei Stellen verzählt habe – es sind also „nur“ rund 51 Milliarden Tonnen AM. Sorry.
Moral von der Geschichte:
Niemals geposteten Zahlen ohne Nachrechnen vertrauen, aber auch niemals diese anzweifeln ohne die Rechnung überprüft zu haben.