@rockandroll“ da frage ich mich wieso die Natur so viel Energie für das bewusste Ich ?verschwendet?
Ich meine 4/5 sind kein Pappenstiel, und "müssen" erstmal aufgewendet werden.
Sicherlich nicht grundlos.
Wie erklärst Du Dir diese Verschwendung, die man von der Natur normalerweise nicht kennt, weil sie fürgewöhnlich sehr ökonomisch mit ihren Kräften/Energiehaushalt umgeht.“Eine sehr, sehr gute Frage mein Freund.
4/5 sind in der Tat überhaupt kein Pappenstiel, wenn man bedenkt, dass hier die 80% Energieaufwand für gerade mal für einen winzigen Bruchteil von 0,00036% bewussten Sinneswahrnehmungen herhalten…
Ich selbst bin auch noch an dieser Frage beschäftigt und bin noch nicht zu einem wirklichen Ergebnis gekommen, Ansätze schon, aber schauen wir mal eine Möglichkeit an. Erst in letzter Zeit bestätigte sich, dass auch sehr viele Tierarten ein Ich-Bewusstsein aufweisen und dies regte natürlich zu weiteren intensiven Beobachtungen diesbezüglich an.
Welchen Überlebensvorteil die Ausbildung des Bewusstseins mit sich gebracht haben könnte, versuchte z.B. der Soziobiologe Eckhart Voland von der Universität Giessen herauszufinden. Für Voland ist Evolution ein durch und durch ökonomischer Prozess –Du hast es auch bereits erwähnt navi-, in dem es darum geht, mit möglichst geringen Aufwand maximalen Vorteil zu erziehlen.
Volands Hypothese: Tiere, die in einer Gruppe leben, müssen wissen, wie sich die anderen Mitglieder dieser Gruppe verhalten werden. Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen („Mind reading“), macht deren Verhalten berechenbar und ist somit nützlich für ein einzelnes Tier.
Denn wenn ein Lebewesen eine Vorstellung davon macht, dass seine Artgenossen Individuen mit eigenen Plänen und Wünschen sind, kann es sich in deren Lage versetzen und überlegen, was es in ihrer Situation wohl tun würde. Es kann abschätzen, wer ihm schaden könnte.
Das geht aber nur, wenn ein Tier die Vorstellung eines „Ich“ besitzt.
So also könnte das Selbst- Bewusstsein entstanden sein: als Fähigkeit, sich in die Artgenossen hineinzudenken –und damit als Überlebungsvorteil.
Wenn zum Beispiel das Alphatier in einer Schimpansengruppe ahnt, dass ein Konkurent sich mit einem schwächeren Gruppenmitglied verbünden will, um den Chef zu entmachten, kann es selbst die Initiative ergreifen und den Konkurrenten vertreiben. Das hilft, die eigene Vormachtstellung zu festigen, erfolgreichen Nachwuchs zu zeugen und so die eigene Gene zu verbreiten.
„Erkenne Deinen Artgenossen!“ wäre demnach der Grund dafür, dass sich dieses Bewusstsein für andere entwickelt hatte, so nimmt Voland an, begann es sich auch auf das Individuum selbst zu richten.
„Erkenne Dich selbst“ – quasi ein Abfallprodukt der Evolution…
Weil sich das Selbst-Bewusstsein auf ganz unterschiedliche Bewusstseinszustände beziehen kann – etwa das Körperbewusstsein, das sprachliche, das handelnde oder das erlebende Bewusstsein –„Ich spüre mich, rede, handle oder erlebe etwas“-, nimmt Gerhard Roth an, dass das „Ich“ gar
keine einheitliche Instanz ist.
Vielmehr hefte sich das „Ich“- Gefühl (anm. auf der Bühne des Geistes, der Denkerfahrung) an verschiedene Bewusstseinsformen an, nach dem Motto: „Ich bin es, der dies oder jenes gerade denkt, fühlt, ausführt“, und werde vor allem durch das autobiografische Gedächtnis erzeugt.
Wichtig sei dabei auch der Umgang mit unseren Eltern, Familienangehörigen, Freunden, Bekannten und Kollegen,
die uns als ungeteilte Einheit, als Individuum behandeln und anreden.Daher, so Roth, sei die Einheit „Ich“ auch etwas Erlerntes.