Wozu dienten Erdställe?
15.07.2020 um 14:49Kühlkeller für Flaschenbiere benötigen unbedingt derartig umständliche Gangführungen.
Oder Lagerräume für steinzeitliche Sektkellereien?
Oder Lagerräume für steinzeitliche Sektkellereien?
emz schrieb:Kühlkeller für Flaschenbiere benötigen unbedingt derartig umständliche Gangführungen.Ich schrieb ja bereits selbst, daß ich es für eine Schnapsidee halte. Warum also so unterschwellig aggressiv (Flaschenbiere, Sektkellerei)? Klingt nicht sachbezogen. :(
Oder Lagerräume für steinzeitliche Sektkellereien?
emz schrieb:Schriften, die von Antisemiten stammen, erscheinen mir als Quelle nicht geeignet.Das ist nun einmal die Rezeptionsgeschichte der erste der von neolithischen Ursprung ausging war Vrbka, zu dessen Vortrag ich ja einen Artikel verlinkt und Kießling gehört auch zu der Erdstallforschung, siehe auch die Literatur Links von Wiki:
Dazu soll auf die ausführliche Arbeit von Otto Huth, über die Kulthöhle hingewiesen werden, in der religionswissenschaftlich der Kreis von den Urmythen "Himmel-Erde" bis zu den Gnadenstätten und Wahlfahrtsorten Süddeutschlands und Österreichs geschlossen wird. Huth sieht die Höhle als Abbild der Unterwelt, des Totenreiches. [...] Der Abstieg ist ein altes Ritual, das den Durchgang durch den Tod und die Neugeburt darstellt.Falkenberg, 7.3. Wiedergeburtsmagie S.202 ff*
Wichtige Merkmale der Erdställe:Quelle: https://www.erdstallforschung.de/Erdstall.html
- Schmale, niedrige Gänge mit Spitz- oder Rundbogen, immer ohne Ausmauerung und Stützen.
- Enge Schlupflöcher verbinden unterschiedliche Ebenen oder Gangabschnitte mit kleinen Kammern.
- Faustgroße Nischen in den Wänden ohne logische Anordnung.
- Größere Nischen mit sitzbankartiger Abstufung in den Seitenwänden, meist in unmittelbarer Nähe zu den Schlupfstellen.
- Erkennbare Verwendung von Hilfsschächten für den Materialabtransport beim Bau zu den Gängen hin mit einer Trockenmauer verlegt).
- Meist aus Trockenmauern gesetzte und mit schweren Steinplatten abgedeckte, enge horizontale Einstiege. In seltenen Fällen auch vertikale Einstiegsschächte.
Die Erforschung unterirdischer Bauwerke ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Besonders, wenn es sich wie im Falle der Erdställe um fundleere, unausgemauerte und oft einsturzgefährdete, enge Räumlichkeiten handelt.Quelle: https://www.erdstallforschung.de/Forschung.html
Die Erdställe sind in ihrer Architektur derart rätselhaft und unpraktisch, dass sich allein auf Grund ihres Erscheinungsbildes keinerlei Hinweis auf eine Verwendung ergibt. Auf den ersten Blick kommt sicherlich der Gedanke an ein Versteck, aber die Enge und die geringe Ausdehnung der Anlagen ergeben wenig Sinn. Spätestens die Verengungen (Schlupfstellen) mit einem Durchmesser von oft weniger als 40 cm sind nicht nur für mögliche Verfolger größtes Hindernis. Ein praktischer Nutzen der Erdställe lässt sich nicht ausreichend belegen.
Probleme der Erdstallforschung:
Pseudowissenschaftliche Veröffentlichungen von angeblichen Forschungsergebnissen, die der Laienforschung die Glaubwürdigkeit entziehen, wie z.B. Datierungen in prähistorische Zeit.
Sicher dienten die "Erdställe" nicht astronomischen Zwecken, wie die offenen und geschlossenen Tempelanlagen mit den künstlichen runden Lochsteinen. Dazu liegen sie zu versteckt und sind so gebaut, dass sie zu Kalenderabgleich und Sonnenstandsmessungen nicht geeignet sind. Eher haben die Erbauer darauf geachtet, dass die Eingänge versteckt liegen und möglichst kein Tageslicht hineinfällt.Quelle: Der Baum der Bäume, S. 118
Das hat nur Sinn, wenn man einen Ort sucht, an dem man ungestört ist - ganz privat für sich und abgeschirmt von fremden Blicken. Und da bleiben eigentlich nur Rituale, die man in heidnischer Zeit zu zweit allein durchführte: Begattungs-, Beischlaf-, Fruchtbarkeits-, Wiedergeburts- und Entbindungsrituale.
Vieleicht dienten die Erdstellen sogar der Prostitution, die in vielen Naturkulturen ja auch ritualisiert war. Oft bestehen die Erdstellen aus einzelnen "Kabinen" mit eigenen Eingangslöchern (sehr doppeldeutig!), die sich leicht mit einer Platte versperren lassen. In einem Vorraum mit einem Einstieg von aussen konnte dann ein Aufpasser oder Wächter über die Ungestörtheit des Glückes wachen.Quelle: Der Baum der Bäume, S. 119-120
Ursprünglich waren das vieleicht Eltern, Verwandte oder Freunde. Ist diese Tätigkeit der Bewachung der Zugangslöcher später zum positiven Ursprung für den Begriff "Zuhälter" geworden? - Und kommt daher vieleicht auch die Sicherheit und Schutz versprechende Redewendung "ich halte zu dir"? - Und stammt die rote Laterne etwa vom matten Öllämpchen in der kuscheligen Lustgrotte ab? - Oder bedeutete das Lämpchen im Vorraum "bitte nicht stören, hier sind gerade Liebende zugange"?
Thorsteen schrieb:diese Tätigkeit der Bewachung der Zugangslöcher später zum positiven Ursprung für den Begriff "Zuhälter" geworden?Oh man... Lol...
Thorsteen schrieb:Das hat nur Sinn, wenn man einen Ort sucht, an dem man ungestört ist - ganz privat für sich und abgeschirmt von fremden Blicken. Und da bleiben eigentlich nur Rituale, die man in heidnischer Zeit zu zweit allein durchführte: Begattungs-, Beischlaf-, Fruchtbarkeits-, Wiedergeburts- und Entbindungsrituale.Dazu bräuchte das Kamasutra dringend ein weiteres Kapitel: "Über Stellungswechsel im Erdstall".
Quelle: Der Baum der Bäume, S. 118
Nochmal zur Erinnerung ein Bild:
Thorsteen schrieb am 17.07.2020:zu zweit allein durchführte: Begattungs-, Beischlaf-, Fruchtbarkeits-, Wiedergeburts- und Entbindungsrituale.Mein Favorit sind die Entbindungsrituale: Wie sich die hochschwangere Frau mit ihrem dicken Bauch da reinquält ist schon eine etwas skurrile Vorstellung....
brigittsche schrieb am 23.07.2020:Mein Favorit sind die Entbindungsrituale: Wie sich die hochschwangere Frau mit ihrem dicken Bauch da reinquält ist schon eine etwas skurrile Vorstellung....Nicht alle "Erdställe" haben überhaupt diese Durchschlupfe, und nicht alle davon sind zu eng. Brauchtum "arbeitet" viel mit Sinnbildern und Gleichnissen. Wo die "reale" Entbindung unmöglich wäre, bleibt immer noch die rituelle VER-bindung bei der Zeugung. Im Märchen "Frau Holle" weiss auch jeder, dass der Brunnen nicht als Ein- und Ausstieg zum Erdinnern taugt. Aber das findet Ihr alles im Text, den ich hier hochzuladen versuche.
Kulturforscher schrieb:Nicht alle "Erdställe" haben überhaupt diese Durchschlupfe, und nicht alle davon sind zu eng.Du kannst doch sicher benennen, welche Erdställe du konkret meinst.
emz schrieb:Du kannst doch sicher benennen, welche Erdställe du konkret meinst.Mir ist bisher keine Statistik darüber bekannt. Das wäre doch mal eine lohnende Aufgabe für Spezialisten wie Herrn Ahlhorn. Ich habe leider keine Zeit und Möglichkeit, alle weit über tausend (bekannten) "Erdställe" zu besuchen und zu vermessen. Aber vielleicht liegt den Spezialisten ja bereits eine solche Statistik vor. Oder ich kann sie mit meiner These dazu veranlassen, aus den bekannten Vermessungen eine zu erstellen. Bestimmte Forschungen werden ja in allen Bereichen oft erst dann angestellt, wenn es gilt, eine neue These zu prüfen - zu bestätigen oder zu verwerfen.
Bedanke mich jetzt schon für Beispiele.
Kulturforscher schrieb:Nicht alle "Erdställe" haben überhaupt diese Durchschlupfe, und nicht alle davon sind zu eng.Ich bin völlig zufrieden, wenn du zwei, drei Erdställe benennst, die keinen Durchschlupf haben und den ein oder anderen, der nicht zu eng ist.
emz schrieb:Ich bin völlig zufrieden, wenn du zwei, drei Erdställe benennst, die keinen Durchschlupf haben und den ein oder anderen, der nicht zu eng ist.Leider geben die im Netz verfügbaren Grundrisse und Videos keine genauen Abmessungen wieder. Die zwei angeblichen "Erdställe", die ich vor etwa 25 Jahren mal betreten konnte / durfte, hatten überhaupt keine Durchschlüpfe, waren von Kellern aus zugänglich und haben auch schlicht als einfache Verstecke oder "Geheimtresore" in unruhigen Zeiten dienen können. Deshalb auch meine Vermutung / Behauptung, dass man sich nicht bei allen als "Erdställe" bezeichneten Bauwerken auf nur EINEN Verwendungszweck festlegen sollte.
Kulturforscher schrieb:Die zwei angeblichen "Erdställe", die ich vor etwa 25 Jahren mal betreten konnte / durfte, hatten überhaupt keine Durchschlüpfe, waren von Kellern aus zugänglich ...Wunderbar, da hätten wir ja zwei Beispiele.