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Wozu dienten Erdställe?

430 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mittelalter, Erdställe, Erdstall ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wozu dienten Erdställe?

09.02.2018 um 08:21
Der untere Satz sagt eigentlich alles:
Wikipedia: Schlupfloch
Der Begriff „Schlupfloch“ ... z. B. im Sinne von Unterschlupf, Refugium, Versteck, Obdach, Zufluchtsstätte, Zuflucht, Zufluchtsort, sicherer Hafen etc., „sich in sein Schlupfloch zurückziehen“). Der Dichter Karl Griesheim im Vierzeiler „Flucht“[5]:
Suchst vor dem Jammer du, Freund, dir ein glücklich dich bergendes Schlupfloch, Ringsher suchst du’s umsonst, kannst ja dir selbst nicht entflieh’n.


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Wozu dienten Erdställe?

09.02.2018 um 09:01
Nur weil wir heute(!) diese Engstellen als Schlupf bezeichnen, schließt du gleich auf Schlupfloch und darauf dass Erdställe solche waren?
Das kann man nicht mal mehr an den Haaren herbeigezogen nennen. Das ist schierer Unsinn. Was wird dann aus einer Unterhose, in die man kopfüber hineinschlüpft? Und welchen "Dichter" willst du da dann bemühen?


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Rao ehemaliges Mitglied

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Wozu dienten Erdställe?

09.02.2018 um 10:28
In früheren Zeiten hatte das "schlupfen" auch eine kultische Bedeutung. Es gibt bis heute mancherorts Steine, Felsen oder auch alte Bäume mit auffallenden Löchern, in früheren, noch heidnisch bekleckerten Zeiten glaubte man, daß das rituelle Durchschlüpfen oder Durchkriechen durch solche Löcher insbesondere der weiblichen Fruchtbarkeit auf die Sprünge helfen würde, wenn sich der erwünschte Nachwuchs nicht einstellen wollte. Als nachgestellter symbolischer Geburtsakt quasi. Auch da deutet das "Schlupfloch" auf eine kultische Tradition hin und eben nicht auf Versteck, Vorratslager oder Kindergefängnis.


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Wozu dienten Erdställe?

10.02.2018 um 08:51
Ok, das ist auch eine Lösung, bei wikipedia wurde die kultische Bedeutung aber nicht angesprochen.


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Rao ehemaliges Mitglied

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Wozu dienten Erdställe?

14.02.2018 um 11:55
Wikipedia: Mên-an-Tol "Sagen und Rituale" Da sowas in christlichen Zeiten aber nicht mehr erwünscht war und das Anlegen neuer "Crickstones" garantiert nicht erlaubt worden wäre, hat man die Sache einfach unter die eigenen Häuser in die Erde verlagert, wo kein Fremder was davon mitbekam.


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Wozu dienten Erdställe?

14.02.2018 um 18:53
Gibt aber doch gar keine Crick-Stones odgl. in den Erdställen. Das Besondere an "magischen Portalen" ist ja, daß sie nicht zwei physisch reale Räume miteinander verbinden, was bei den Schlupflöchern der Erdställe aber der Fall ist.


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Wozu dienten Erdställe?

15.02.2018 um 21:08
Es ist auf jeden Fall sehr interessant, laut den östereichischen Sagen, waren das ja Tore zur Unterwelt, wo die Schratten und die Unifrauen herkamen. Daher hatte die Kirche im Mittelalter auch verordnet das alles zu schliessen und zuzuschütten.


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Wozu dienten Erdställe?

15.02.2018 um 22:45
Zitat von KatoriKatori schrieb:Es ist auf jeden Fall sehr interessant, laut den östereichischen Sagen, waren das ja Tore zur Unterwelt, wo die Schratten und die Unifrauen herkamen.
Ähm, dieses Legendenmotiv ist aber doch selbsterklärend und schwerlich eine Art "Erinnerung" an ne ursprüngliche Bedeutung der Erdställe.
Zitat von KatoriKatori schrieb:Daher hatte die Kirche im Mittelalter auch verordnet das alles zu schliessen und zuzuschütten.
Ähm, meines Wissens wurden Erdställe kirchlich genutzt, durch Überbauung mit Kapellen, Aufstellen von Heiligenstatuen...
https://www.br.de/themen/wissen/erdstall-schrazelloch-gang-100.html
Interessanterweise hat die Kirche viele später gefundene Erdställe verchristlicht. Der Erdstall in Reichersdorf zum Beispiel wurde nach dem 30-Jährigen Krieg wiederentdeckt - und die Kirche ließ dort eine Kapelle über dem Eingang errichten. In einer der Kammern ließ sie Figuren der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, aufstellen.
Was Du da schreibst, finde ich nur im Dunstkreis von Kusch, freilich zusammen mit hanebüchenen Behauptungen.
http://www.spurensucher.eu/index.php?id=84
Die Kirche hat bereits im Mittelalter dafür gesorgt, dass die Zugänge zugeschüttet und versiegelt wurden – diese Vorgehensweise gibt heute Anlass zu Spekulationen …
[...]
Die unterirdischen Gänge wurden im 16. Jahrhundert per Kirchen-Dekret landesweit geächtet und deren Zutritt verboten. Die Kleriker setzten alles daran, die entsprechenden Zugänge akribisch und unter größtem Aufwand zu versiegeln.
[...]
Ab Min. 28:00 erörtert Dr. Kusch anhand der Kartenkopie die Theorie (Bezug Dr. Dr. Röhrig), dass die unterirdischen Gänge Energiewege über weitere Entfernungen – in diesem Fall 7 km – durchs Feld seien (sogenannte Haderschratteln); hierüber sollen die mittelalterlichen Geistlichen schon Bescheid gewusst haben. Außerdem sollen sie genutzt worden sein. Die Kirche hält Karten solcher Gänge und Linien von ganz Europa in ihrem Besitz.
Er spricht von Sende- und Empfangsstationen bei den Schachteinstiegen: "Auf der einen Seite sollen sich die Grundstoffe der Dinge (der Materie) auflösen, um sich in der Tiefe wieder zusammen zu setzen …" (diese Erklärung ist allerdings in ihrer Oberflächlichkeit nicht nach- oder überprüfbar).
Der Probst Caspar Christiani von Klosterneuburg mmerhin ließ den "Felsenkeller der Urchristen, welcher zuletzt von der 12 A[postel] Zeche genützt", verschütten und vermauern (Zeche meint hier sowas wie Gilde). Auch wenn Kusch diesals Beleg für ein Vorgehen "der Kirche" gegen die Erdställe werten mag, es handelt sich dabei nicht um nen Erdstall, sondern um eine weitläufige und voluminöse Unterkellerung. Hier mal ein Foto:

9880347 web

Dies und weitere Bilder dieser Anlage aus der Römerzeit, vermischt mit Erdstallfotos (und einem Artikel über Kusch) findet man hier:
https://www.meinbezirk.at/klosterneuburg/lokales/wundersame-klosterneuburger-unterwelt-d1603576.html

ProbstChristiani war während der einsetzenden Gegenreformation mit dem Zurückdrängen des um sich greifenden Protestantismus sowie der Rückgewinnung der Menschen zum Katholizismus in und um Klosterneuburg betraut. Der Klosterkeller wurde dort von der Zwölf-Apostel-Zeche christlich verwendet, aber diese Aktivitäten erfolgten ohne Anbindung an die Kirche, waren daher ein Risiko für protestantische Einflüsse. Hier wurde ein potentiell subversiver Versammlungsort geschlossen. Ein (gar konzertiertes) Vorgehen gegen fragwürdige, möglicherweise heidnische Räume im Erdreich kann man da nicht rauslesen.


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Wozu dienten Erdställe?

15.02.2018 um 23:38
@Katori

Die Erdställe, die ich besichtigt habe, waren nicht in der Nähe von Kirchen und auch nicht zugeschüttet, hätte ansonsten auch nicht als Kind da durchkriechen können.
Da stimmt also so einiges nicht.


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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:19
@perttivalkonen ja der Kusch meint das er das Alter hat testen lassen, anhand einer Methode die die Bearbeitungsspuren alterstechnisch ermittelt, ich weiss leider gerad nicht wie die hieß, aber sie ist aufwendiger und langwieriger, als die C-14 Methode. Demzufolge wären nicht alle Erdställe so jung, sondern zum Teil auch um die 10000 Jahre. Iwo hat der auch gesagt, das die Gänge mitunter zu perfekt gearbeitet worden wären, als das man das mit Hammer und Meißel hätte bewerkstelligen können, und hat einen Erstall mit Lasertechnik vermessen die das beweisen sollte, das es zu perfekt ist.
Das mit dem Alter kann ich mir durchaus vorstellen, aber dann wieder mit ner Hightech Fräse ankommen ist auch für mich einfach nur unglaubwürdig. Und dann dieser schwarze Stein, der von sich aus leuchtete. Höchst fragwürdig.

Bezüglich der katholischen Kirche und heidnischen Kultstätten, da ist mir das auch bekannt, das sie die Stellen übernahmen, um eben die heidnischen Kulte zu transformieren.



@emz cool :o war sicher sehr eine sehr aufregende Erfahrung da drinnen durchzukriechen, wäre mir ja nichts :D bin etwas klaustrophobisch.

Ich meinte auch nicht, das alle verschlossen sind, sind wahrscheinlich ja nicht mal alle Erställe die es gibt bekannt.


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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:26
@Katori

Zur Datierung (und dem Fehler dabei, diese Methode auf die Erdställe anzuwenden) gibt es was auf der Vorseite zu lesen:

Beitrag von perttivalkonen (Seite 10)

und folgende Postings


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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:33
Zitat von KatoriKatori schrieb:ja der Kusch meint das er das Alter hat testen lassen, anhand einer Methode die die Bearbeitungsspuren alterstechnisch ermittelt, ich weiss leider gerad nicht wie die hieß
Kannste hier im Thread nachlesen, einschließlich der Erklärung, wieso man damit nicht das Alter der Ardställe herausbekommt. Ist also nur eintypischer Kuschscher Bullshit.
Zitat von KatoriKatori schrieb:Iwo hat der auch gesagt, das die Gänge mitunter zu perfekt gearbeitet worden wären, als das man das mit Hammer und Meißel hätte bewerkstelligen können
Er kann meinetwegen auch sagen, daß der Mond ein großer grüner Käse ist, wen scherts? Schau einfach immer nach, womit er seineseilen Thesen belegt. Wo ist denn das amtliche Paper des Instituts, welches für ihn die lasertechnische Erdstallvermessung durchgeführt hat, mit all den Angaben zur Perfektion?
Zitat von KatoriKatori schrieb:Und dann dieser schwarze Stein, der von sich aus leuchtete. Höchst fragwürdig.
In der Tat, höchst fragwürdig.


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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:36
@Katori

Das war ja das Eigenartige. Ich war nämlich als Kind durchaus klaustrophobisch und mein Vater achtete sehr darauf, wie er mir viel später sagte, das langsam anzugehen. Aber nichts davon trat in der Situation auf. Ich krabbelte vor und zurück und half, die Gänge zu vermessen. Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, das ich dabei hatte. Ich fühlte mich geborgen.

Was die Erstellung mit "Hammer und Meißel" anbelangt, die von mir besichtigten Erdställe waren in Lehm gegraben worden.


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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:44
Zitat von emzemz schrieb:Was die Erstellung mit "Hammer und Meißel" anbelangt, die von mir besichtigten Erdställe waren in Lehm gegraben worden.
So einen hat der im Vortrag gar nicht erwähnt :D ein Schelm wer da was böses denkt.

Da war bei dir wahrscheinlich die Neugier und der Forschungseifer größer als die Angst.

Hier sagen sie das alle Erdställe in Gestein gehauen sind.

http://www.kleinezeitung.at/steiermark/oststeier/5200511/800-Erdstaelle-um-Vorau_Das-Raetsel-der-10000-Jahre-alten-Erdgaenge


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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:51
Zitat von KatoriKatori schrieb:So einen hat der im Vortrag gar nicht erwähnt :D ein Schelm wer da was böses denkt.
hä?
Zitat von KatoriKatori schrieb:Iwo hat der auch gesagt, das die Gänge mitunter zu perfekt gearbeitet worden wären, als das man das mit Hammer und Meißel hätte bewerkstelligen können



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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:52
Zitat von KatoriKatori schrieb:Da war bei dir wahrscheinlich die Neugier und der Forschungseifer größer als die Angst.
Das interpretierst du falsch. Es gab nicht den Anflug von Angst. Da war einzig ein Gefühl von Geborgenheit. Glaub mir das doch einfach.


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Wozu dienten Erdställe?

16.02.2018 um 11:52
@perttivalkonen einen Erdstall in Lehm gegraben. Vlt hat der das ja informell unterschlagen.
Zitat von emzemz schrieb:Das interpretierst du falsch. Es gab nicht den Anflug von Angst. Da war einzig ein Gefühl von Geborgenheit. Glaub mir das doch einfach.
Ok :o wundert mich sehr.


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Wozu dienten Erdställe?

01.05.2018 um 09:39
Mich würde interessieren, wie der "Skandal - Vortrag" von diesem Heinrich Kusch genau abgelaufen ist. Hat er wertfrei von irgendwelchen dubiosen Sagen berichtet, oder dies als seine persönliche Meinung dargestellt? Der Veranstalter musste diese Behauptung ja offensichtlich widerrufen. Gibt es mehr Infos zu diesem Abend?

Ansonsten ein echt spannendes Thema, dessen Sinnhaftigkeit einen nicht wirklich schlau werden lässt.


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Wozu dienten Erdställe?

01.05.2018 um 10:05
Zitat von onlyandreonlyandre schrieb: wie der "Skandal - Vortrag" von diesem Heinrich Kusch
Kusch? Den kenn ich doch! Woher kenn ich den denn?


ed.: Oh. I see. Specialforschung. Muss-man-wissen-Forschung.


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08.06.2018 um 04:00
Gibt es zufällig Quellen/ Informationen welche Temperaturen im Sommer als auch im Winter in solchen Erdställen herrschen?


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