Kulturforscher schrieb:Es ist immer gut, etwas dazu zu lernen.
Leider läßt der Rest Deines Beitrags erkennen, daß Du diesen Spruch nur zur Zierde, nicht als Grundlage für Dein eigenes Erkenntnissammeln einsetzt.
Kulturforscher schrieb:Zur Romkirche: Monotheistische Religionen sind seit Mose politische Doktrinen mit religiösem Etikett.
Der israelitische Monotheismus kam mehr als ein halbes Jahrtausend nach Mose auf. Daß Religionen politisch waren, Götter Reichsgötter und Kriege zwischen Reichen/Völkern Kriege zwischen den Göttern, das war im ostmediterranen bis mittelöstlichen Raum schon seit der Bronzezeit so. Und hielt sich auch später durch, Die Assyrer z.B. exilierten Götter der unterworfenen Völker und brachten ihre eigenen Götter ins Land, daß sie verehrt würden. Selbst die Römer bauten reichsweit ihre Jupiter/Zeustempel.
Kulturforscher schrieb:Es geht einzig darum, Völker gleichzuschalten und geistig zu unterwerfen, um sie leichter ausbeuten zu können.
Als das Römische Reich christlich wurde, hatte es seinen Zenit schon erreicht. Ab da war Expansion kaum mehr Thema, es ging viel stärker um Grenzsicherung und um das Verkraften von Verlusten. Die christliche Mission ging dennoch über die Reichsgrenzen hinaus, jedoch nicht, um die Völker ins Reich zu bekommen. Als Westrom an der germanischen Völkerwanderung zerbrach, da waren diese Germanenvölker bereits christlich.
Im Früh- und Hochmittelalter dann wurden die restlichen mitteleuropäischen germanischen Gebiete und auch weitere Regionen weitgehend durch die beiden iroschottischen Missionen christianisiert, sowohl im Gebiet des Reiches Kaiser Karls des Großen als auch außerhalb. (Irland und Schottland gehörten nicht zum Kaiserreich.) Diese Missionen erfolgten friedlich und auf freiwilliger Basis, stets erfolgte die Mission nach Einholung der Erlaubnis dazu vom jeweiligen Herrscher. Die so christianisierten Gebiete wurden politisch nicht umgemodelt, nicht dem Kaiserreich dadurch einverleibt. Diese Missionen dienten nicht einer Ausbeutung. Im Gegenteil brachten die iroschottischen Missionen Kultur, Wissen, Technologie ins Land, kurbelten die Wirtschaft an. Zentren und Ausgangspunkt der Urbanisierung, der verbesserten Landwirtschaft, der Bildung, der medizinischen Versorgung... waren die neugebauten Klöster.
Kulturforscher schrieb:Die Verchristung Europas war die Fortsetzung des röm. Kolonialreiches mit anderen Mitteln.
Nur innerhalb des fränkischen Herrschaftsbereiches, und selbst hier wirkte großenteils die iroschottische Mission, also gerade nicht die Fortsetzung der alten römischen Machart.
Kulturforscher schrieb:Dazu gehörte die Vernichtung der Kulturen aller unterworfenen Völker.
Was wir einen kulturellen Rückfall mit dem Einsetzen des Mittelalters nennen, das war das Ausbreiten und Dominieren germanisch-keltischer kultureller Elemente selbst über das Gebiet des alten Roms. Nicht die "Romifizierung" des restlichen Europas. Immerhin ist es richtig, daß gerade im kirchlichen Bereich viel Kulturelles aus römischer Zeit bewahrt werden konnte, das sich dann sehr allmählich wiede über das Christentum in Europa verbreiten konnte. So bestand Bildung im antiken Rom aus einem festen Kanon von Disziplinen, aber ab dem Mittelalter wurden diese nur marginal gepflegt. Vielmehr war das Erlernen von Kampftechniken Teil der Bildung der Elite, nicht jedoch Lesen, Schreiben, Rechnen, Medizin... Dies wurde - zum Glück! - im kirchlichen Raum bewahrt und schließlich in Europa verbreitet.
Kulturen wurden nicht vernichtet, sie wandelten sich, durch Austausch, Vernetzung, Handel, politische Bündnisse, selbstverständlich auch durch christliche Mission, selbst durch Krieg und Eroberung.
Kulturforscher schrieb:Da der Sieger immer die Geschichte nach seinen Vorstellungen umschreibt, haben wir auch seit 2000 Jahren eine rom- und kirchenfreundliche Geschichtsschreibung und Forschung.
Echt jetzt? Du beweist die Realität mit nem pauschalen Sprichwort? Sowas ist ein sauberer deduktiver Fehlschluß, mehr nicht. Nur wenn etwas absolut zwingend ist, ist der Schluß von der allgemeinen Regel zum konkreten Einzelfall korrekt.
Kaiser Karl der Große erwies sich in den Sachsenkriegen als sehr brutal, er arbeitete mit Massen- und Zwangsbekehrung, mit Massenhinrichtung, mit umfangreicher Deportation. Und obwohl er der "Sieger der Geschichte" ist, hielten viele Chronisten, selbst Hofschreiber, diese Brutalität fest, ebenso die massive Kritik aus vielen Kreisen, vor allem kirchlichen, an diesem Vorgehen. Durch das gesamte Mittelalter hinweg galt Karl der Große dafür als der Sachsenschlächter, ein großer Makel auf dem ansonsten doch sehr positiven Karls-Bild. Nie hat dieser Sieger diese Geschichte für sich umschreiben können.
Erst in der Neuzeit, vor allem ab der Aufklärung, als Kirchenkritik hoffähig und trés chic wurde, da wurde diese Geschichte umgeschrieben. Nämlich indem dieses von der Kirche abgelehnte Vorgehen des Kaisers nun zum gängigen Vorgehen der Kirche umstilisiert wurde.
Kulturforscher schrieb:Beispiel: Bei heidnischen Völkern suchen die Forscher stets verzweifelt nach Anhaltspunkten für möglichst gruselige Menschenopfer.
Welcher Forscher heute sucht denn nach sowas? Gar verzweifelt? Belege jedenfalls gibts genug, von den Azteken über Moorleichen bis zu Skeletten von Erwachsenen wie Kindern, verbaut im Fundament von Gebäuden.
Wenn etwas zeigt, daß Dein Satz, wenn schon nicht auf Fakten, dann aber wenigstens auf Ideologie basiert, dann Dein "möglichst gruselige".
Kulturforscher schrieb:Dass die Römer in ihren Arenen Menschen zur Volksbelustigung z.B. lebendig an Löwen verfüttert haben oder die Kirche Millionen Frauen auf Scheiterhaufen "zur Ehre Gottes" geopfert hat und ein Drittel aller Menschen in dieser Zeit Sklaven, Knechte und Leibeigene waren, wird uns als "Einführung von Zivilisation, Kultur und Gesittung" weisgemacht.
Ach, ist das so? Wer sagt das denn so? Kannst Du dazu irgendein Historiker-Werk nennen? Ein Schulbuch wenigstens? Oder was aus den Öffentlich Rechtlichen? Ich würd selbst den "Spiegel" als Quelle akzeptieren!
Und im übrigen: es waren keine Millionen Frauen, sondern zwei Größenordnungen weniger. Und die aller-allerwenigsten davon basierten auf katholisch-inquisitorischem Anlaß.
Kulturforscher schrieb:Anderes Beispiel: Während die Schandmauer, die Deutschland und Berlin geteilt hat, weitgehend abgerissen wurde, gräbt man heute jedes winzige Steinchen des röm. Limes aus, um diesen zu "rekonstruieren". Es wird mit zweierlei Mass gemessen: "Was der Herr tut, das ist wohlgetan."
Ähm, der römische Limes (eigentlich die römischen Limesse, gibt ja mehrere, auch in England und Afrika) wurde vom vorchristlichen Rom angelegt.
Und selbstverständlich gibt es in Berlin Mauer-Archäologie - schon jetzt. In Zukunft wird esmehr davon geben, wenn es erst "weit vergangene Geschichte" ist.
Ich beende diesen Beitrag mal mit einem guten Rat:
Kulturforscher schrieb:Es ist immer gut, etwas dazu zu lernen.