Was war vor dem Urknall
15.12.2006 um 16:07
Ganzheit
Das deutsche Wort All für Universum ist eigentlich sehr passend; dasAll ist tatsächlich Alles. Der Leerraum zwischen den Sternen ist in Wirklichkeit voll.Die Sterne wären wie Luftbläschen im All. Um sich das besser vorstellen zu können, nehmeman eine Flasche Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt. Was man sieht ist nicht was daist (das Wasser), sondern was nicht da ist (die Bläschen). Die Bläschen sind wie "Löcher"im Wasser (ist also die Abwesenheit von Wasser). In diesem Sinne könnte man sich auch dasAll vorstellen. Die Sterne müßte man sich dann als "Löcher" im All vorstellen. Die s.g."schwarzen Löcher" haben also die richtige Bezeichnung. Konsequenterweise, müßte man dienormal sichtbaren Sterne dann aber als "weiße Löcher" bezeichnen.
Die Löcher imAll sind durch den Vollraum miteinander verbunden und nicht etwa durch einen Leerraumvoneinander getrennt. Aber nicht nur die Sterne im Weltall sind auf diese Weisemiteinander verbunden, sondern alles was existiert, ist durch das Alles miteinanderverbunden. Wenn man das so sieht, dann ist man schon sehr nah an einer ganzheitlichenSichtweise. Die ganzheitliche Weltanschauung wird dadurch fast selbstverständlich. Manbräuchte jetzt nur noch zu erklären wieso wir den Raum als leer empfinden, wo er dochvoll ist.
Wo ist die Fülle geblieben?
Das All wird vom menschlichenWahrnehmungssystem herausgefiltert. Das Wahrnehmungssystem "entfernt", sozusagen, dieFülle aus dem Vollraum und läßt ihn leer erscheinen. Nur Veränderungen und Abweichungenwerden registriert. Wir würden nichts mehr wahrnehmen können, wenn es das nicht täte. Obder Raum leer ist oder voll, ist eine reine Anschauungssache. Beides ist richtig. Mirwurde versichert, daß die "Naturgesetze" in beiden Fällen gleichermaßen funktionieren.Eine algebraisch korrekte Umkehrung des Vorzeichens (minus statt plus) macht nichts aus:Die mathematischen Formeln in der Physik liefern in beiden Fällen das gleiche Ergebnis(nur negativ statt positiv). Man darf es sich auswählen, welche Betrachtung man nimmt. Eshängt wohl von der Situation ab, welche Sichtweise gerade nützlicher ist (richtig sindsie beide).
Erstaunlicherweise ist das menschliche Gehirn mit seinem geistigen'Software' durchaus in der Lage, das All wahrzunehmen. Man sieht es zwar nicht optischmit den Augen, sondern mit Hilfe des Wahnsystems. Der Wahn ist eine Art von geistigerWahrnehmung (also eigentlich eine Wahnnehmung). Mit ein wenig Übung kann man zwischenLeer und Voll, bzw. zwischen Nichts und Alles, umschalten. Diese Umkehrung funktioniertallerdings nur wenn man vorher, die erwähnten Ansichten über Nichts und Alles (bzw. Leerund Voll) als gleichwertige Alternativen akzeptiert hat. Das Wahnsystem ist dannentsprechend informiert und kann die vom Wahrnehmungssystem entfernte Fülle, bei Bedarfwieder hinzuwähnen (rekonstruieren).
Die Umkehrung
Die "Umkehrung" istein recht interessantes Phänomen. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, ein kleinesGedankenspiel: Man nehme ein leeres Blatt weißes Papier und fängt an, mit einem schwarzenStift zu schreiben. Jetzt ist das Blatt nicht mehr leer. Je mehr man schreibt, um sovoller wird das Blatt. Theoretisch könnte man das ganze Blatt so voll schreiben bis keineinziges Fleckchen weiß mehr zu sehen ist. Somit wäre dann das Blatt ganz schwarz undtotal voll. Wenn man jetzt jedoch auf diesem schwarzen Blatt mit einem weißen Stiftschreibt, dann sieht man das Blatt wieder als leer an. Das ist jetzt die Umkehrung, dieich meine. Man könnte das leere schwarze Blatt jetzt mit einem weißen Stift wieder sovoll schreiben, bis es wieder leer ist, usw. Ob etwas leer oder voll ist, istAnsichtssache. Man darf es selber bestimmen.
Ein anderes Beispiel: Jeder istwahrscheinlich schon mal in einem Zug gesessen wo nebenan ein anderer Zug steht. Aufeinmal fährt der Zug nebenan weg. Doch ein wenig später merkt man, daß nicht der andereZug weggefahren ist, sondern daß der eigene Zug in entgegengesetzer Richtung abgefahrenist. Bewegung ist immer relativ. Das Wahrnehmungssystem braucht einen zusätzlichenAnhaltspunkt um zu entscheiden welcher Zug steht und welcher fährt. Noch schwieriger wirdes, wenn beide Züge neben einander fahren: Der eine fährt manchmal etwas schneller alsder andere und dann wieder etwas langsamer. Das ist ein verwirrendes Erlebnis. Manempfindet das so, als würde der eigene Zug abwechselnd vorwärts und rückwärts fahren bzw.der anderer Zug fährt abwechselnd rückwärts und vorwärts. Solange es keinen weiterenAnhaltspunkt gibt um die Zweideutigkeit zu klären, ist das System nicht in der Lage eineeindeutige Richtung zu konstruieren. Es kann sich nicht entscheiden, welche Richtung"richtig" ist.
Es ist jedoch auch möglich, diesen "Richtungswechsel" bewußtherbeizuführen. Manchmal, wenn ich alleine eine längere Strecke auf der Autobahn fahre,mache ich zum Zeitvertreib eine Übung mit dem Wahrnehmungssystem. Ich schalte dieWahrnehmung dann absichtlich so, daß ich abwechselnd sehe wie das Fahrzeug sich über dieAutobahn nach vorne bewegt, oder umgekehrt, wie die Autobahn auf mich zukommt. Wenn ichannehme, daß die Welt steht, dann fährt das Fahrzeug (was stimmt). Wenn ich mir aberüberlege, daß ich eigentlich nur still im Fahrersitz sitze, ohne mich zu bewegen (wasebenfalls stimmt), dann bewegt sich die Welt. Das Wahrnehmungssystem, das die Richtungfestlegt, hat keine andere Möglichkeit als die Welt auf mich zukommen zu lassen. DieBewegung ist ja relativ, also ist beides richtig. Ob ich in die Welt hineinfahre, oderdie Welt auf mich zu kommt, ist letztlich eine Frage der Interpretation. Ich sehe zwarkeine praktische Verwendung in dieser Übung, aber als Unterhaltung um die Langeweile zuvertreiben reicht es allemal.
Die Umschaltung der Wahrnehmung kann also bewußtvorgenommen werden. Man muß zuerst etwas annehmen und dann wird das Wahnsystem sichbemühen, die gewünschte "Realität" dementsprechend zu präsentieren. Man sieht demnach wasman meint. Der Artikel "Präsentation und Reaktion" erklärt wie das funktioniert. DieUmschaltung in der Wahrnehmung bewirkt eine Umkehrung der "Wirklichkeit". Auf diese Weisekann ganz gut zwischen "vorwärts und rückwärts", "leer und voll" oder "nichts und alles"hin und her geschaltet werden.
Das folgende Bild ist ebenfalls gut geeignet umdas umschalten der Wahrnehmung zu üben:
Die meistenLeute sehen anfänglich entweder nur die alte Hexe oder sonst nur die junge Dame. Erstspäter sieht man beide und dann kann man nach belieben umschalten. Wenn Sie sowohl dieHexe als auch die Dame zugleicherzeit sehen können, dann haben Sie es gelernt. Wenn maneinmal diese Fähigkeit entwickelt hat, könnte man sie auch in anderen Bereichen anwenden.Diese Spielerei mit der Wahrnehmung führt manchmal zu ganz verblüffenden Erkentnissen.
Niemand
Ich bin neugierig was passieren würde, wenn wir die Umkehrungder Wahrnehmung von Alles oder Nichts (bzw. Voll oder Leer) im psychologischen Bereichanwendeten. Es hieße dann nicht "Nichts", sondern Niemand. Die "Umkehrung" von Niemandwäre Alle.
Das Wort niemand ist kurz für "nicht jemand". (Früher schrieb mannoch "iemand", aber das "i" hat sich im Laufe der Zeit in ein "j" verwandelt.) Aufniederländisch gibt es ebenfalls das Wort niemand und bedeutet auch "niet iemand". (Das"i" ist ein "i" geblieben.) Im englischen gibt es nobody (no-body) parallel zu nothing(no-thing).
Niemand zu sein ist gleichbedeutend mit nichts zu sein. Niemandmöchte nichts sein. Deshalb strengt man sich an, jemand zu werden. Wäre es vielleichtmöglich ein Konzept zu entwickeln, in dem "niemand" eventuell auch als "alle" betrachtetwerden kann (analog zu Alles oder Nichts)? Anstelle von niemand wäre man dann eventuelldie ganze Menschheit. Wenn das so wäre bräuchte man sich nicht mehr zu schämen einNiemand zu sein.
Wir sind von Natur aus als Niemand geboren, aber sofort nachder Geburt macht man schon etwas aus uns. Die Mutter sagt: "du bist mein Baby". Der Vatersagt: "du heißt ab sofort, wie ich". Dann kommt der Priester und sagt: "du bist einChrist, wie wir" und der Standesbeamte sagt "du bist einer von uns" (oder er sagt esnicht; in diesem Falle wirst du zum Ausländer gestempelt).
Jeder will etwas ausuns machen. Wir müssen brav sein und uns gut benehmen, damit die Eltern stolz auf ihreKinder sein können und wir müssen in die Schule, damit wir brauchbare Bürger in derGesellschaft werden. Um sicher zu stellen, daß wir das alles mitmachen, werden wir gelobtoder verachtet (je nach dem, ob wir die Tricks richtig machen oder nicht). Die Erziehungtreibt uns mit Zuckerbrot und Peitsche in die gewünschte Richtung. Wenn alles gut geht,werden wir zum angesehenen Bürger. Andernfalls werden wir verachtet und sollen unsschämen.
Bewertung
Die übliche Ansicht ist, daß ich am Anfang niemandbin, und daß erst die "Eigenschaften" (mir zugeschriebene Attribute) jemand aus mirmachen. Diese Ansicht ist an und für sich auch korrekt: Das Problem liegt in der falschenBewertung über Niemand. Normalerweise, wird Niemand als jemand ohne Wert angesehen. DieseBewertung hat zur Folge, daß Leute, die nichts sind oder nichts haben, einenMinderwertigkeitskomplex bekommen und möglicherweise sich selber in Depressionenversetzen oder sich sogar unnötigerweise zum Selbstmord treiben.
So wie Nichtsim Grunde genommen Alles ist, bedeutet auch Niemand Alle. Man muß es nur umkehren.
So wie es nur ein Nichts geben kann, gibt es auch nur ein Niemand. Dieses eineNiemand ist also identisch mit dem Nichts. Niemand bedeutet lediglich; nicht jemand imbesonderen, oder nicht jemand speziell, nicht hervorragend eben; aber mit Wert hat esnichts zu tun.
Menschen (und sonstige Lebewesen) sind nicht wertvoll oderwertlos; sie sind jenseits von jeglicher Wertvorstellung. Die Idee vom "Wert" ist nämlicheine gedankliche Erfindung, die meines achtens nicht auf Menschen angewendet werden soll.Menschen sind Lebewesen und keine Waren. Einen Menschen als wertvoll anzusehen, ist einesubtile Form von Menschenverachtung denn die Implikation ist, daß Menschen einen Werthaben können wodurch implizit die Möglichkeit eingeräumt wird, dass Menschen auch wertlossein können. Die Idee, daß Menschen wertvoll sind (und somit auch wertlos sein können),darf man höchstens in speziellem Zusammenhang anwenden: z.B. Finanz-Institutionenbewerten einen Kunden nach seinem finanziellen Vermögen. Arbeitgeber bewerten einenArbeitnehmer nach seinem intellektuellen Vermögen oder handwerklichen Geschick, usw.Diese Art von Bewertung, gilt jedoch nur für bestimmte Zwecke und unter bestimmtenUmständen. Der gleiche Mensch kann für bestimmte Zwecke wertvoll, und dennoch für anderewiederum wertlos sein. Der "Wert" eines Menschen ist zweckbezogen; Sie gilt nicht für denMenschen an sich. Man kann höchtens sagen, er ist für bestimmte Zwecke geeignet oderungeeignet, aber der Mensch an sich ist jenseits von wertvoll oder wertlos. Wenn man dasso sieht, dann sind Minderwertigkeitskomplexe schon gar nicht mehr möglich.
Dasgedankliche Konzept, das besagt, daß ein Niemand minderwertig ist, verursacht erheblichepsychologische und soziale Komplikationen. Es ist also eher ein gedankenloses Konzept. Esveranlaßt einen zwangsläufig zu versuchen "Jemand" zu werden. Die Folge ist eine Art vonWettlauf um die wertvollsten "Eigenschaften" (Attribute). Es führt zu Bestrebungen,möglichst "hervorragend" zu sein. Jeder will etwas Besonderes sein. Das Streben nachBeachtung (in Form von Macht, Ruhm, Reichtum, Exklusivität usw.), ist im Grunde eineAngst vor der Verachtung. Die Verachtung ist übrigens auch nur eine gedanklicheErfindung, also eine Wahnheit, die vermutlich als Druckmittel zur Einflußnahme, z.B. inder Erziehung, erfunden wurde.