Link: www.spiegel.de (extern)neues Futter zum alten Streit:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,475196,00.htmlArchitektwill uraltes Bau-Rätsel gelöst haben
Wie konnten Menschen vor 4500 Jahren dreiMillionen Steinquader mit je 2,5 Tonnen Gewicht mehr als hundert Meter hoch aufschichten?Der Bau der Cheops-Pyramide gilt als Mysterium des Alten Ägyptens. Ein französischerArchitekt will das Rätsel nun gelöst haben.
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Theorien zur Errichtungder Cheops-Pyramide gibt es einige. Am gängigsten ist die Rampenhypothese: Die MillionenGesteinsblöcke, aus denen das monumentale Bauwerk am Stadtrand von Kairo besteht, wurdenüber eine lange Rampe nach oben befördert. Sie soll entweder, ähnlich wie eineWendeltreppe, außen um die Pyramide herum geführt haben, oder sie war schnurgerade gebaut- und entsprechend lang.
Der französische Architekt Jean-Pierre Houdin hatnun in Paris eine neue Theorie zur Baukunst hinter dem letzten erhaltenen Weltwunder derAntike vorgelegt. Nach achtjähriger Forschung präsentierte er in einem Kino eine3D-Computersimulation zur Rekonstruktion des 4500 Jahre alten Riesenprojekts. Demnachwurde der obere Teil der Pyramide über eine Wendelrampe gebaut, die größtenteilsinnerhalb des Bauwerks lag.
Seine Theorie sei besser als andere Erklärungen,sagte der Architekt, denn sie sei die einzige, die funktioniere. Die altägyptischenBauherren hätten nur für die ersten 43 Meter der Pyramide eine Außenrampe genutzt. Dieweiteren 103 Meter nach oben wurden dann durch eine innere Rampe ermöglicht, die wie einKorkenzieher angeordnet war. Die Pyramide, Grabmal des ägyptischen Pharaos Khufu(griechisch Cheops), sei so im Wesentlichen von innen gebaut worden, erklärte Houdin.Heute ist die Pyramide nur noch 136 Meter hoch, weil die ursprüngliche Verkleidung ausTura-Kalkstein verschwunden ist.
"Das widerspricht beiden gängigen Theorien",sagte Bob Brier, Ägyptologe an der Long Island University. "Ich habe sie 20 Jahre langunterrichtet, aber tief in mir drin weiß ich, dass sie nicht stimmen."
Zehn Mannfür einen Block
Die 3D-Animation, an der Houdin zwei Jahre lang gemeinsam mit 14Ingenieuren des Unternehmens Dassault Systems gearbeitet hat, zeigt, wie die massivenSteinblöcke nach oben gelangt sein könnten. Sie ist auch online abrufbar - allerdingsläuft sie erst nach der Installation eines Browser-Plugins.
Die jeweils 2,5Tonnen schweren Blöcke wurden demnach von zehn Arbeitern über 21 leicht ansteigende Gängeinnerhalb der Pyramide nach oben geschleppt. Die Gänge hätten eine Neigung von siebenProzent gehabt, heißt es in der Animation. An den Endpunkten jedes Ganges sei diePyramide nach außen offen gewesen. Dort habe man die Blöcke um neunzig Grad gedreht,erklärte Houdin, und sie anschließen im nächsten Gang weiter nach oben befördern.
Die Theorie vom zweistufigen Bau, zunächst über eine Außenrampe und danach über dieWendelrampe im Innern, würde auch erklären, warum an der Pyramide keine Reste einer Rampezu finden sind. Ihr Material wurde laut Houdin komplett zum weiteren Bau der Pyramideselbst verwendet.
"Schlüssig und revolutionär"
Houdin wies darauf hin,dass seine Arbeit zum Teil auf Studien von Gilles Dormion aufbaut, der sich mehr als 20Jahre lang mit der Konstruktion von Pyramiden beschäftigt hat und zuletzt einenunbekannten Hohlraum in der Cheops-Pyramide lokalisiert hat.
"Jean-PierreHoudins Theorie ist nicht nur interessant, sie ist schlüssig und revolutionär", sagte derÄgyptologe Rainer Stadelmann, ehemaliger Direktor des Deutschen ArchäologischenInstituts. Die Erbauer der Pyramide könnten als große Baumeister und wirkliche Ingenieuregelten. Brier sagte, bislang habe es nur halbgare Theorien über den Bau der Pyramidengegeben. Houdins Konzept sei es wert, genauer untersucht zu werden. Brier und Stadelmannwollen dies schon bald gemeinsam mit Houdin tun - vor Ort in Kairo.
Die Theorieeiner äußeren Rampe war in den vergangen Jahren wiederholt in Frage gestellt worden - soauch im Jahr 2002 von Erhart Graefe. Nach Meinung des Ägyptologen von der UniversitätMünster fehlte am Bauort schlicht genügend Wasser, um die Schlitten zu befeuchten, aufdenen die Steine angeblich nach oben geschoben wurden. Graefe formulierte vor fünfJahren, dass die Cheops-Pyramide - wie frühere Pyramiden auch - stufenförmig errichtetwurde. Die massiven Steinblöcke seien über kleine gemauerte Treppen Stück für Stück nachoben gehebelt worden.