Was kommt nach dem Tod?
12.08.2011 um 13:43
Eine Arbeitskollegin meiner Mutter hat es bei ihrer Schwester erlebt. Sie hatte einen Unfall, lag auf der Straße und sah schwarze Gestalten um sich herum. Wie sie darauf kam das das Freunde, bereits verstorbene Familienmitglieder und andere Geliebte waren weiss ich nicht. Jedenfalls hatte sie nie wieder Angst vorm Tod danach. Hier ist mal ein Text zum nachdenken. Man kann sich jetzt natürlich darüber streiten ob er echt ist oder nicht.
Hartwig Totzauer Wie der Nahtod ein Leben bestimmt :
Gestern, am 20.11.2002 stieß ich auf die Internetseite www.nahtod.de und lass mir voller Interesse alle Berichte durch. Von meinem Erlebnis habe ich nur sehr wenigen Menschen jemals etwas erzählt und stieß in der Mehrzahl auf Unverständnis. Wenige haben mir überhaupt etwas geglaubt. Nachvollziehen konnte das bis heute keiner meiner Bekannten.
Mein Erlebnis liegt nun schon sehr viele Jahre zurück. Es sind ziemlich genau 30 Jahre her und mein Nahtoderlebnis hat mein ganzes Leben verändert, meine Einstellungen zu vielen Begebenheiten eines langen Lebens und den Umgang mit meinen Mitmenschen. Es ist mir unmöglich ein Nichteinwirken, dieser für mich tatsächlichen Begebenheiten, auszuschalten.
Doch fangen wir am Anfang an. Ich war zum Zeitpunkt meines Unfalls 17 Jahre und 9 Monate alt. Es geschah am 16.03.1974. Meine Einberufung zur Bundeswehr hatte ich in der Tasche und sollte am 01.04.1974 die Grundausbildung beginnen um ab dem 01.07.1974, drei Tage nach meinem 18. Geburtstag, in die Ausbildung zum Luftfahrzeugführer einzutreten. Ich war stolz darauf alle Aufnahmeprüfungen mit Erfolg bestanden zu haben und freute mich auf einen neuen Lebensabschnitt. Am 16.03.1974 fuhr ich als Soziusfahrer mit meinem Freund auf einem 250er Motorroller zu meiner Tante in ein gut 200 km entfernten Ort. Etwa auf halber Strecke, so wurde mir später mitgeteilt, platzte der Hinterreifen und ich wurde, nach dem Polizeibericht etwa 50 Meter durch die Luft geschleudert und zerschmetterte mir dabei den Schädel unter meinem Helm. Mehrer Schädel- und Schädelbasisbrüche führten zu einem Koma, aus dem ich am 16. Tag nach dem Unfall erst einmal wieder aufgewacht bin. Doch diese Zeit war keineswegs leer.
Irgendwann, den Zeitpunkt kann ich nicht mehr benennen, fand ich mich Übergangslos in einem Schlauch wieder, der mich mit rasender Geschwindigkeit von der Erde entfernte. Zunächst war der Schlauch schwarz und wurde mit zunehmender Entfernung in ein dunkles Blau gehüllt. Je näher ich dem hellen Licht am Ende des Schlauches kam um so blauer wurde dieser Schlauch. Es war keine gerade Röhre, sondern ein gewundener Schlauch. Ich weiß das so genau, da ich diesen Schlauch mehrfach „durchflogen“ habe. Je näher ich dem Licht kam um so weniger Furcht hatte ich. Mein schwereloser Zustand und die Kraft, die mich durch den Schlauch zog gab mir keine Möglichkeit irgendwo anzuhalten oder mich festzuhalten.
Kurz vor dem Licht sah ich links und rechts Menschenkörper in einer Art Hülle oder Aura. Diese „Menschen“ hatten alle Angst, fühlten sich unwohl in ihren Seelen und kamen nicht weiter in Richtung des hellen wohligen Lichtes. Später verwendete ich den Ausdruck „Warteschleife“ für dieses Phänomen, was mir noch genauer erklärt werden sollte.
Kurz vor dem Erreichen des hellen Lichtes verlangsamte sich der „Flug“ so stark, dass ich keine Geschwindigkeit mehr hatte als ich dort ankam. Es war ein sehr, sehr schönes wohliges Gefühl dort zu sein. Die helle Umgebung, die niemals blendete, und nicht die Form einer strahlenden Sonne hatte sondern einfach nur überall zugegen war bestand aus blühenden Wiesen und unglaublichem Frieden überall. Ich konnte mich dort bewegen allein durch mein Denken, nicht abrupt und hastig sondern so wie ich es dachte und wollte. Es war warm dort, keine Hitze, einfach nur warm, ich wusste, dass ich dort schon einmal gewesen war, hinterfragte dieses aber nicht weiter. Ich hatte keine Angst, alles war so friedlich und wunderschön. Es ist unmöglich das Gefühl oder die Umgebung richtig zu beschreiben. Es gibt einfach für so viel schönes und friedliches keine Worte. Auf den blühenden Wiesen und an den grünen perfekten Bäumen standen Menschen, nicht viel aber einige. Ich sah meine Oma, die vor Jahren bereits gestorben war, und wir konnten uns austauschen. Nicht reden, sondern ich wusste, was sie dachte und sie konnte auch meine Gedanken lesen. Erst war ich über diese Art der Kommunikation erschrocken. Es wurde alles was ich dachte auch übermittelt und alles wurde wohlwollend aufgenommen und verstanden.
Der Gedankenaustausch vollzog sich in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit und beinhaltete alle Gefühle die zu den Gedanken gehörten. Es waren Gedanken und Erlebnisse mit meiner Oma. Trotz der enormen Gedankenflut die ausgetauscht wurde, gab es keine Hektik oder ein nicht verstehen, noch war ein Nachfragen notwendig. Es war einfach alles verständlich, friedlich und wunderschön. Es gab keinen Hunger, Durst oder irgendein Bedürfnis jedweder Art. Der fehlende materielle Körper war nicht wichtig, noch sehnte ich mich nach irgend etwas anderem als das, was ich dort vorfand und erleben durfte.
Plötzlich „sagte“ eine Person ich sei noch nicht dran und viel zu früh. Mir wurde mitgeteilt (gedanklich), dass ich wieder zurück müsste und erst später wieder kommen dürfte. Ich wollte aber hier bleiben und der Gedanke von mir wurde auch aufgenommen aber verneint, verbunden mit der Sicherheit ich käme hier wieder her.
Kaum waren diese Gedanken übermittelt, war meine Oma augenblicklich nicht mehr in meiner Nähe sondern ein Stück weiter weg und verabschiedete sich von mir mit den Gedanken „bis später oder nachher“. Eine Kraft riss mich wieder in den Schlauch zurück. Ich konnte augenblicklich die Wiesen und Bäume, die Landschaft nicht mehr sehen. Das Bild verschleierte sich wie ein dichter Nebel. Ich stand aber mit der Person, die mich zurück schickte noch kurz in Verbindung.
Rasend schnell ging die Fahrt rücklings wieder in den Schlauch, vorbei an den Menschen in der Warteschleife. Ich hatte Angst zurück zu kehren und teilte das der Person am Ende des Schlauches auch mit. Ich war zu früh wurde mir noch mitgeteilt und dann gab es sofort nur noch diesen Schlauch, der sich wieder von Blau in Schwarz wandelte je näher ich der Erde kam. Doch plötzlich stoppte die beängstigende Fahrt und ein enormer Wille beflügelte mich wieder in Richtung des Lichtes „zu fliegen oder zu schweben“. Ich hatte starke Angst und war unendlich traurig von dort wieder in meinen Körper zurück zu müssen. Eine unendliche Traurigkeit erfasste mich als ich rücklings der Erde zusteuerte ohne irgend einen Einfluss auf die rasende Geschwindigkeit oder die zurückgelegte Strecke ausüben zu können.
Doch wie gesagt stoppte die Fahrt und kehrte sich um. Ich schwebte wieder langsam in Richtung des Lichtes und je näher ich diesem kam um so froher wurde meine „Stimmung“ und um so schneller die Geschwindigkeit, die jedoch nicht so rasend war wie das erste mal.
Wieder stand diese Person am Anfang des Lichtes, hinter den Menschen in der Warteschleife. Diese auf mich wartende Person war mir sehr bekannt, aber einen Namen hatte sie real nicht. Als ich mich im Schlauch so weit dieser Person wieder genähert hatte, dass eine Kommunikation möglich war, wurde mir mitgeteilt ich müsse wieder zurück. Ich entgegnete so etwas wie „Warum, ich möchte hier bleiben und nicht wieder zurück“. Aber alles flehen half nichts. Die Kraft zog mich wieder in den Schlauch zurück und so schwebte ich sehr, sehr schnell wieder zurück bis ich fast angekommen war. Mehrmals stoppte ich und die „Fahrt“ ging wieder in umgekehrter Richtung, dem Licht entgegen. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals mit unterschiedlicher, manchmal extrem hoher, Geschwindigkeit. Teilweise war ich meinem Körper so nahe, dass ich ihn wieder sehen konnte, obwohl ich mich bewusst nie habe umgedreht. Er lag ganz allein in einem Zimmer an vielen Geräten angeschlossen und an Händen und Füßen gefesselt am Bett. Ich sah mich von oben herab an. Die Entfernung betrug etwas mehr als die Höhe der Zimmerdecke und diese war auch kein Hindernis. Der Blick war etwas fokussiert und hatte nichts mit einem realen begrenzten Raum zu tun.
Den Körper, den ich sah, war zwar meiner, aber ich wollte nicht wieder dort hinein. Es war wohl Nacht, als ich ihn sah, denn es schien kein helles Licht durch irgend ein von mir erwartetes Fenster in diesem Raum, alles war ziemlich Dunkel. Ich hatte Angst davor. Er sah sehr leblos und kalt aus. Es bestand keine rechte Beziehung mehr zu diesem Körper. Leute kamen hastig in das Zimmer und kümmerten sich um meinen Körper. Ich konnte sie sprechen hören, nur war mir das, was sie sprachen, unverständlich und nicht wichtig. Ich wollte wieder zurück.
Wieder einmal begann die rasende Fahrt in dem Schlauch zurück zum Licht, vorbei an den Menschen in der Warteschleife. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diesen „Weg“ durch den Schlauch hin und zurück „geflogen“ bin. Es waren viele male, aber nur einmal sah ich meinen Körper, die restlichen male stoppte die „Fahrt“ immer schon vorher und ich pendelte irgendwie zwischen diesen Welten hin und her in dem Schlauch.
Wieder bei dem Mann am Anfang des Lichtes angekommen durfte ich plötzlich wieder rein und wurde nicht abgewiesen. Ich sah wieder diese schönen blühenden Wiesen, das helle blendfreie Licht, hatte jedoch nicht viel Zeit. Irgendwie wusste ich, dass ich nicht lange hier bleiben dürfte und so wurde ich von dem Mann in einen anderen „Raum“ geführt. Dieser Raum war unweit der blühenden Landschaft, aber sehr dunkel, ohne grelles gleißendes Licht.
Etwas erhöht saßen 7 Personen wie auf einer Art Richterbank. Hinter Ihnen waren seltsame Gestalten wie etwa ein Lamm, ein Stier und einige andere. Diese bewegten sich jedoch nicht und schienen nur die Form zu haben. Es hätten auch große Apparaturen sein können. In der Mitte saß Gott, rechts davon Jesus. Gott sagte mir, (alles war reine Gedankenübertragung und in dem Moment, in dem ich etwas wissen durfte wusste ich es auch sofort) dass ich noch Aufgaben erfüllen müsste und er in vielen Völkern andere Namen hätte als Gott, aber das war allen anwesende völlig egal. Er gab mir zu verstehen, dass ich mich an das was mir mitgeteilt würde ein Leben lang erinnern und ich nach meiner Zeit wieder vor ihm stehen würde.
Ich sei noch nicht weit genug gegangen, hätte viele Erfahrungen noch zu machen und müsste mich vervollkommnen. Ich müsste noch etwas Leisten, was wurde mir jedoch nicht gesagt. Ziel sei eine Art Harmonie wie ich sie auf der Wiese gesehen hätte. Diese sei aber für Menschen niemals erreichbar. Ich würde jedoch nach meiner Zeit hier wieder herkommen. Es wurden Werte vermittelt die nichts mit Geld, Reichtum im materiellen Sinne oder mit einer bestimmten Person zu tun hatten. Es wurden weder bestimmte Handlungsweisen erklärt noch Forderungen irgendwelcher Art von mir verlangt. Ich weiß nur, dass gewisse Handlungen sehr wichtig sind und ein Ziel damit verfolgt wird, aber nicht wie das Ziel aussehen soll.
Ich fragte ihn (Gedankenaustausch), was es mit den Menschen vor dem Ende des Lichtes auf sich hat und warum sie so traurig seien und Angst hätten?
Darauf hin wurde mir mitgeteilt, dass es Menschen seien, die sich selbst gerichtet hätten und das man das nicht wolle und dürfe. Sie brauchen alle noch eine gewisse Zeit bis sie in das Licht dürften. Es seien aber nicht alle Menschen davon betroffen, sondern nur diejenigen die keine besondere Begründung für ihr Handeln gehabt hätten. Wie diese Begründung allerdings aussehen könnte, wurde mir nicht mitgeteilt, da es unzählige davon gäbe und das wiederum mit den zu erfüllenden Aufgabe zu tun hätte.
Ich fragte was ich denn noch machen müsse und wie lange es dauern würde, bis ich wieder hier wäre.
Zeit sei hier völlig unbedeutend. Die vergeht hier nicht nach irdischen Maßstäben. Es gibt sie praktisch gar nicht, sie ist nicht real vorhanden. Ich würde gleich wieder kommen und alles sei so wie vorher bzw. jetzt. Ich würde jeden, der mir in meinem Leben etwas bedeutet hätte, wieder treffen. Ich müsse aber noch einmal zurück und meine Aufgaben zu Ende bringen, sollte mich weiter entwickeln und mehr Erfahrungen sammeln.
Ich fragte, wonach mein Handeln bemessen würde, und was ich denn an Arbeit oder Aufgaben noch zu tun hätte?
Ich solle „vortreten“ und mir etwas ansehen. Ich solle mich trauen genau hin zu sehen und alles was ich sehen wolle, würde mir auch gezeigt werden. Ich „trat“ vor und es öffnete sich ein Riesen, großer Bildschirm direkt vor mir. Der Bildschirm war ganz flach und ich beugte mich über ihn. Ich sah auf die Erde in einer bildfüllenden Entfernung. Wolkenformationen und Kontinente waren zu sehen. Wie im Zeitraffer verging dort die Zeit und plötzlich blitzte es überall und hundertfach. Ich fragte was das sei und bekam zur Antwort (alles Gedankenübertragung) ich soll doch einfach nachsehen. Wolkenformationen änderten sich in schneller Folge und brachen vor meinen Augen auf. Ich dachte mir das Geschehen dort anzusehen und schaute nach was das sei, einfach indem ich durch die Wolkendecke dachte. Es bot sich ein Bild unheimlichen Elends. Alles war durcheinander und zerstört, schreiende Kinder und Frauen, viele, viele Tote und verletzte Menschen.
Damit hatte ich etwas zu tun wurde mir klar, was wusste ich aber nicht, und es gab darauf auch keine Antwort darauf. Es waren, überall wo ich auch auf der Erde hinschaute, durch welche Wolkendecke ich auch zu durchblickten vermochte, überall nur Chaos, Leid und Trauer. Riesige Überschwemmungen, Erdrutsche, feuerspeiende Vulkane, brennende Häuser und unendlich viel Leid. Es sah so aus als würde die Macht der Zerstörungen so groß sein, dass sich die Kontinente verschieben könnten. Dies geschah jedoch nicht gleichzeitig, sondern wie gesagt im Zeitraffer. Eine genaue Zeit, ein Jahr oder so etwas, zu bestimmen war mir jedenfalls unmöglich, da hier Zeit, wo ich mich nun befand, keine Bedeutung hatte.
Ich hatte genug Eindrücke gesehen und der riesige Bildschirm schloss sich und war augenblicklich nicht mehr vorhanden. Damit hätte ich nun etwas zu tun. Was, das wurde mir nicht mitgeteilt, auch nicht, ob das wirklich alles so eintreten würde und ich das alles genau so Erleben müsste, wie ich das zu diesem Zeitpunkt einschätzen und wahrnehmen konnte. Ich hätte Erfahrungen zu sammeln und müsse wieder zurück und das alles aushalten und mitmachen. Ich solle meine Handlung darauf einstellen und nach den gesehenen Werten auszurichten versuchen.
Es gab keine Möglichkeit der Diskussion darüber oder auch nur das Infrage stellen einer der gesehenen Begebenheit. Das würde so geschehen und ich hätte damit irgend etwas zu tun, bräuchte aber nie mehr in meinem Leben Angst zu haben. Mir wurde die Zuversicht gegeben ganz bestimmt wieder hier her zurück zu kehren. Es wäre mir aber unter allen Umständen verboten vorher aus eigenen Mitteln zurück zu kommen.
Danach, nach meinem Leben, dürfte ich sehr lange hier bleiben können und alle Menschen, die mir irgendwann in meinem Leben wichtig gewesen wären, würde ich wieder sehen. Zwischendurch hätte ich Gelegenheit immer wieder, aber nur ganz kurz, hier hinein zu schauen oder Kontakt aufzunehmen. Alles, was ich jemals erleben würde, könnte ich, immer wieder genau so wie es war, mit allen Gefühlen und allen Emotionen zu jeder Zeit die ich wollte, in meinem Gedächtnis zurück rufen und somit noch einmal durchleben.
Ohne eine erneute Frage zu stellen und mit riesiger Zuversicht in meinem Geist schwebte ich sofort zurück in den Schlauch, ohne jegliche Angst zu verspüren, mit sehr hoher Geschwindigkeit, als wäre es jetzt höchste Zeit für mich, zurück in meinen Körper zu gelangen.
Nach 16 Tagen wachte ich kurz auf. Sah meinen Vater und meine damalige Freundin am Fußende, an der Wand, neben dem Fenster stehen. Es war Tag und ich erkannte sie gar nicht, wusste nur, dass diese Personen etwas mit mir zu tun hatten und wichtig waren. Ich schlief wieder ein und viel später wurde mir mein „Erwachen“ von ihnen erzählt.
Nachts wachte ich noch einmal kurz auf und dann erst wieder am kommenden Morgen, ohne bis dahin irgend etwas gedacht zu haben. Am kommenden Morgen standen viele Ärzte und Schwestern um mein Bett und zogen mir die Bettdecke weg. Mir wurde schlagartig kalt. Ich konnte sie nicht verstehen, als wenn sie eine mir unbekannte Sprache sprechen würden. Sie berührten mich am ganzen Körper mit Nadeln, strichen mir über die gesamte Haut, Arme, Beine, Füße, Hände, Bauch, Brust, Hüfte und im Gesicht. Ich wusste, obwohl ich kaum richtig bei Bewusstsein war, das etwas mit meinem Körper nicht stimmte. Ich sollte Elektroschocks bekommen und zwar ganz schnell und ganz viele. Ich wurde, glaube ich, gefragt, ob sie das mit mir machen dürften. Ich antwortete, aber keiner verstand mich. Ich hatte keine richtige Meinung dazu. Es war mir kaum möglich mich wach zu halten und bekam so alles nur sehr bruchstückhaft mit. Langsam kam mir der Gedanke, dass ich wohl gelähmt wäre. Doch Angst löste das nicht aus. Ich glaubte, was ich drüben gesehen hatte und stellte davon nie wieder in meinem Leben irgend etwas in Frage.
Die Lähmung stellte sich in den kommenden Tagen als richtig heraus. Langsam fand ich mich wieder in dieser Welt zurecht. Bald konnte ich wieder einigermaßen reden, doch viele Worte fehlten meinem Gedächtnis noch. Die Schwestern und Mitpatienten in dem Dreibettzimmer sagten später, dass ich eine fremde Sprache gesprochen hätte. Ich hingegen kann mich daran nicht mehr genau erinnern.
Die Elektroschocks und sehr viele Übungen mit einer speziell ausgebildeten Krankenschwester führten, wie ein Wunder für alle Ärzte, in nur wenigen Tagen dazu, dass ich wieder Laufen konnte. Ich habe das Greifen und sprechen in Rekordzeit wieder gelernt und nach nur einer guten Woche ging die rechtseitige Lähmung selbst im Gesicht wieder zurück. Nur meine Erinnerung an das, was vor dem Unfall, in meinem Leben geschehen war, dauerte noch sehr viele Monate. An manche Begebenheit und an einige Personen konnte ich mich erst wieder nach Jahren erinnern.
Die Krankenschwestern erzählten mir, wie schwer ich verletzt gewesen war, wie oft ich schon fast tot gewesen sei und das man mehrere Tage versucht hatte mich wieder ins Leben zurück zu holen. Ich sei an das Bett gefesselt worden, da ich überdimensionale Kräfte entwickelt hätte, wenn man mich versucht hätte zurück zu holen. Nach nur vier Wochen im Krankenhaus wurde ich noch vor Ostern 1974 aus der Hirnklinik nach Hause entlassen. Das hat es nach den Aussagen der Ärzte noch nie gegeben und niemand hatte von solch einer schnellen Genesung gehört.
Das ist jetzt nun schon fast 30 Jahre her. Sehr viel von dem, was ich gesehen habe, ist eingetreten oder ich hatte mit den Ereignissen etwas zu tun.
In Kürze:
Nicht einmal 2 Jahre nach dem Unfall ging ich zur Bundeswehr und hatte 8 Jahre lang die Geheimhaltungsstufe „Atomal“. Setze in meiner Einheit den Nato - Nachrüstungsbeschluß mit um, wurde ein Spezialist für Atomwaffeneinsätze in den Bunkern der Bundesrepublik Deutschland. Zu meiner Ausbildung gehörte das Anschauen und Auswerten aller geheimen Filme von Atombombeneinsätzen / -Tests in Ost und West. Ich arbeitete Jahre lang in einer Stabsabteilung des Ministeriums.
Viele Jahre bildete ich mich wie ein Besessener weiter, studierte unterschiedliche Fachbereiche und wurde niemals für lange Zeit glücklich. Keine persönliche Beziehung hielt sehr lange. Ich wurde nach 11 Jahren wieder geschieden und suche bis zum heutigen Tage nach den Dingen, die ich zu erledigen habe, oft in der Angst nicht genügend, oder nicht das Richtige getan zu haben, oder es zu tun.
Nacheinander suizidierten sich in den letzten 26 Jahren meine Onkel, meine Mutter, meine Tante, mein Bruder, verstarb mein Vater und vor acht Wochen stürzte sich mein 15 jähriger Sohn in den Tod.
Somit bin ich der letzte Überlebende von Seiten meiner Mutter und es gibt keine direkten Nachkommen mehr.
Meine Handlungsweisen sind sehr auf soziale Gerechtigkeit ausgerichtet. Alle paar Jahre muss ich beruflich etwas neues anfangen oder in einer neuen Firma, in anderen Stellung. Meine Umwelt sagt mir nach, dass mich keine Lebenssituation längerfristig zufrieden stellen kann. Niemals gibt es lange Zeiten der Ruhe, gar Gelassenheit, Zufriedenheit, Glücklichkeit oder auch nur unproblematische Zeiten.
Ich habe keine Ahnung was ich hier machen soll, und für welche Werte ich eintreten muss. Was wird von mir verlangt, was ist das Richtige? Dabei bin ich in keiner meiner privaten Handlungsweisen oberflächlich oder rücksichtslos. Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin so etwas wie ein kleiner Perfektionist geworden, egal welche Aufgaben ich annehme oder sich mir stellen.
Glaube ich hingegen eine Aufgabe erfüllt zu haben, wende ich mich anderen Dingen zu, immer in der Hoffnung auch diese wieder erfüllen zu können. Viele meiner Bekannten vergleichen das mit einem „Stehaufmännchen“, das nicht aufgibt und sich immer wieder aufrappelt.
Mein Leben wird bestimmt durch eine unglaubliche innere Unruhe, selten stellt sich eine Zufriedenheit bei mir ein, und wenn es sie doch mal gibt, dann nur für sehr kurze Zeitabschnitte.
Meine Mutter und mein Bruder mussten in die „Warteschleife“, wahrscheinlich, weil sie ihre Dinge nicht vollendet oder zu früh aufgegeben haben. Mein Sohn muss dort nicht hin. Hin und wieder, die Zeitabstände werden immer länger, ist es mir möglich Kontakt aufzunehmen. Letztmalig, vor 7 Wochen, zu meinem Sohn. Da gab es wieder diese Verbindung in der es möglich ist, in nur ganz kurzer Zeit, Gedanken in irrer Geschwindigkeit auszutauschen.
Er fühlt sich sehr allein dort, vermisst mich und seine Mutter. Ich habe ihm „gesagt“, dass ich bald bei Ihm sein werde, egal wie lange ich noch hier bleiben müsse. Dort, wo er nun wäre, würde keine Zeit vergehen, und so bräuchte er nicht lange auf mich warten. Wir übermittelten uns alle Gefühle und Bilder die wir in den 15 Jahren zusammen erlebt hatten. Zum Schluss durfte ich mich bei meinem Sohn für die gut 15 Jahre seines Lebens, die er mir geschenkt hatte, bedanken und, was sehr, sehr wichtig war, ihm mitteilen, dass ich sein Handeln nicht verurteile und er alles, was er meinte angestellt zu haben, von mir Vergeben bekommen hat. Ich bin in keiner Weise mehr böse auf ihn oder trage mich mit Schuldgedanken an das, was er mir mit seinem Suizid aufgebürdet hat. Es ist nur wieder eine der zahlreichen, wenn auch sehr einschneidenden Prüfungen für mich.
Die Selbstvorwürfe, im Zusammenhang mit dem Tod meines Sohnes, sind unendlich groß. Ich bekomme noch keine Antworten auf meine Fragen. Was habe ich nur falsch gemacht oder versäumt zu tun?
Meine Sehnsucht ist manchmal unendlich nach diesem Ort und der Zeit, die ich dort verbringen durfte. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht mehr sehr lange Warten muss, bis ich dorthin zurück kehren darf. Aber realistisch betrachtet sind noch zu viele damals gesehenen Tatsachen nicht eingetreten. Vieles hat sich jedoch wirklich schon wie gesehen ereignet und wenn es geschehen ist, weiß ich, dass sich wieder ein Stück erfüllt hat und das löst eine gewisse Zufriedenheit in mir aus.
Seit der Zeit des Unfalls sehe ich darüber hinaus viele persönliche Sachen voraus. Zum Beispiel weiß ich manchmal Minuten lang, manchmal auch nur Bruchteile einer Sekunde vorher, was mir geschehen wird. Egal ob ich mir beim Zubereiten von Speisen in den Finger schneiden werde, oder einen Motorradunfall habe, oder auch nur wenn sich etwas unfassbares ereignet hat.
Es ist mir jedoch nie möglich meinem Schicksal, auch wenn es nur das Schneiden mit der Rasierklinge bei einer Rasur ist, durch das Unterbrechen der bevorstehenden Handlung zu entgehen.
Sehr eigenartig; aber ich habe mich mittlerweile nach fast 30 Jahren daran gewöhnt.
Viele gesehene Ereignisse auf dem riesigen Bildschirm stellen sich, wenn sie denn in Wirklichkeit eintreten, anders dar, als ich sie vorher beschrieben und glaube gesehen zu haben. Da wird es manchmal zur Erfüllung, wenn ein Bombenattentat verübt wird, eine Flutkatastrophe eintritt, Flugzeuge in das World Trade Center stürzen, weite Landstriche durch Feuerwalzen verwüstet werden oder wieder einmal ein Tornado sich ganzer Ortschaften bemächtigt. Es war halt damals alles in einer Art Zeitraffer dargestellt worden. Vieles was ich gesehen hatte gab es ja noch gar nicht, war noch nicht erfunden, oder ich konnte es in keinen, mir damals bekannten, Zusammenhang stellen. Das waren alles nur Ausschnitte sich zutragender Begebenheiten in ferner Zukunft.
Mein Leben hat sich, durch das Erlebte im todesnahen Bereich, drastisch und nachhaltig geändert. Die Auswirkungen spüre ich noch heute. Manchmal denke ich jedoch an der Grenze des mir Zumutbaren angelangt zu sein und muss nach ein paar Tagen, Wochen oder Monaten feststellen, dass das immer noch nicht das Letzte war, was ich Erleben muss. Die mir, vor fast 30 Jahren, gegebene Zuversicht, wieder an diesen Ort zu gelangen, gibt mir ausschließlich die Kraft weiter Handeln zu können. Ich hoffe nur nicht alle wichtigen Lebensprüfungen, für das mir relativ unbekannte Ziel, in falschen Handlungsweisen ausgeführt zu haben.