TangensAlpha schrieb:Was meinst du mit "Triebkraft der Mathematik und Physik" ?
Ich meinte in diesem Zusammenhang bloß, dass ich denke, wir bedürfen eines erneuten Umdenkens in den Naturwissenschaften und vor allem in der Anwendung von Mathematik. Ich kann noch nicht sagen, welchen Schritt wir dort noch gehen müssen...
Dennoch bin ich der Ansicht, dass sich unsere Modelle mit dem Formalismus der Mathematik zusammen entwickelt haben und in einem Teilaspekt der Erforschung unserer Natur auch hervorragende Ergebnisse erzielten.
Dieser Teilaspekt besteht jedoch darin, dass wir enorme Mengen an Statistik benötigen, um eben kleinere, subtilere Wirkungen herauszumitteln, wenn wir die Betrachtungs-skala wechseln.
Das ist zum einen natürlich sehr legitim, grenzt allerdings ein System nach außen UND nach innen hin ab - bedeutet, wenn wir ein Vielteilchensystem beschreiben, so spielt es absolut keine Rolle mehr, wie diese Teilchen untereinander agieren... wir mitteln deren Geschwindigkeiten und individuellen Eigenschaften im Großen so, dass sich daraus das Beobachtete erklären lässt. Passt auf diese Weise alles zusammen, forscht man logischerweise erstmal nicht nach "versteckteren" Wechselbeziehungen der Einzelteile, durch welche sich eventuell erst ab einer gewissen Skalengröße Komplexität und neue Eigenschaften offenbaren.
Ab welchem Punkt es genau "erlaubt" ist, dieses mächtige Werkzeug der Statistik anzuwenden, das hängt immer stark vom betrachteten System ab.
Ich denke allerdings das genau dieser Reduktionismus eben auch dazu führte, dass wir heute nicht wirklich in der Lage sind, den Ursprung des Lebendigen aus der "unbelebten" Materie heraus - die Selbstemergenz des Lebens - und damit zusammenhängend auch die Evolution des Bewusstseins zu erklären.
Meiner Ansicht nach gründet sich unserer Fundus an Naturwissenschaftlicher Erkenntnis eben auf jener Abgrenzung.
Möchte man komplexere Systeme betrachten, und vor Allem deren Interaktion, so wird eines schnell ersichtlich: Mit der bisher verwendeten Methode der Statistischen Mittelung wird dort die Komplexität nicht greifbar.
Zusätzlich fällt uns auf, dass jedesmal, wenn wir eine Kollektiv-dynamik aus vielen Einzelsystemen betrachten, deren Verhalten und Eigenschaften mehr sind als die bloße Summe der Eigenschaften ihrer Einzelteile.
Ab welchem Komplexitätsgrad beispielsweise wird etwas mit Theorien der Chemie beschrieben, und wann ist es noch möglich, das ganze Physikalisch Quantenmechanisch zu berechnen?
Geht die Theorie der Chemie wirklich zu 100% aus der Physikalischen hervor - bzw. kann diese als eine Kollektiv-dynamik einzelner Physikalischer Grundprozesse aufgefasst werden?
Das ist bisher nur sehr begrenzt möglich - und ohne dass ich direkt konkrete Beispiele nennen kann, würde ich stark behaupten, dass die Physik mit ihrem Formalismus der Quantenmechanik (Oder Atomphysik) nur bedingt die komplexeren Phänomene größerer Makromoleküle erklären kann. Vielleicht mag ich hier auch falsch liegen...
Dennoch ist der Übergang von der Chemie zur Biologie und schließlich hin zur Psychologie nicht immer von solch "fließendem" Charakter, wie wir ihn bisher zwischen Physik und Chemie erarbeitet haben.
Und irgendwo dort auf dem Weg mogelt sich das Bewusstsein - das "Tool" er Selbstorganisation schlechthin - mit in das Konstrukt.
Selbstorganisation erfahren wir im Sinne von unserem Willen, unseren Mentalen Dynamiken, welche wir benutzen, um Planungen für unser Leben heranzuziehen. Wir wissen, wie wir uns selbst am Leben erhalten... wie wir uns Reproduzieren (Selbsterhaltung auf nächst höherer Ebene der "Art", bzw Spezies).
All diese Dinge sind Eigenschaften des Lebendigen, aber im Grunde auch im Bewusstsein verankerte Merkmale.
Trotz dass ein Einzeller noch nicht in der Form "Denkt" wie wir es tun, ist die Materie selbst bereits im Stande, Replikate von einem bestimmten Bauplan zu erstellen.
Um also nochmal zum Punkt des Formalismus zurückzukommen:
Wir haben uns im Laufe der Jahrhunderte sehr gut darauf spezialisiert, die Natur in ihre Bruchstücke zu zerlegen, um anschließend Aussagen über deren inneren Aufbau zu machen, oder besser noch, Rückschlüsse auf die grundlegenden Wirkungsprinzipien zu ziehen.
CERN ist das bisher beste Beispiel, welches ich für die Krone dieser Gewohnheit halte, alles auseinander zu nehmen.
Wir schießen ganz kleine Teilchen mit unglaublichen Energien aufeinander und schauen, was da so alles herauskommt.
An dieser Stelle jedoch möchte ich eines einwerfen:
Wenn wir die Kraft hätten, zwei Häuser mit kompletter Einrichtung aufeinander zu schießen, sodass daraus abermilliarden Einzelteile entstehen - dann können wir sehr genaue Aussagen darüber formulieren, welche Materialien diese Häuser beinhaltet haben - nicht mal zu 100% zu welchem Haus sie letztlich gehörten. Doch der entscheidende Punkt ist:
Wir werden auf diese Weise kaum eine Aussage darüber treffen können, wie das "Haus" als Gesamtheit funktionierte, da eben alle Dynamiken, welche es zuvor noch als Haus auszeichneten, im Moment des Aufpralls kaputt gehen. Wir haben so eine Menge Chaos und dürfen aus dem Trümmerhaufen uns das zusammenbasteln, was uns - entschuldigt mein Misstrauen den Modellen gegenüber - am besten in den Theoretisch beschriebenen Kram passt.
:DNatürlich sind "Elementarteilchen" keine Häuser - doch ich möchte behaupten, dass bereits bei einem Proton Dynamiken eine Rolle spielen, die wir eben durch das Aufeinanderschießen dieser nicht mehr rekonstruieren können.
Und so geht das mit der Erforschung der Natur generell.
Möchten wir Aussagen über ein Makroskopisches System machen - Werft die Statistik an, da wir nicht im Stande dazu sind, die Dynamiken der Einzelteile und deren emergente Eigenschaften in diesen Formalismus des "Von der Umwelt abkoppelns" zu packen.
Ich denke außerdem, dass es genau diese Emergenz ist, auf der das Bewusstsein und dessen Entwicklung beruht. Eventuell mag es daran liegen, dass wir immer trennend vorgegangen sind, weshalb wir nun nicht richtig verstehen, was Bewusstsein eigentlich ist...