@mark07:
mark07 schrieb:Trotzdem, alle von mir genannten Informationen, stammen aus dem Buch,welches ich oben erwähnte. Tesla machte die Aussagen persönlich.
Es ist allgemein bekannt, dass Tesla
einen Teil der in Deinem Eingangsbeitrag genannten Aussagen tatsächlich gemacht hat. Problematisch ist allerdings, dass Du seine Aussagen mit Deinen eigenen Ideen vermischt hast. Es wäre z.B. neu, dass Tesla nur
bestimmte (d.h.
nicht alle) elektromagnetischen Wellen als longitudinale Wellen betrachtet hat. Im Zweifelsfall ist es besser, den Originaltext zu zitieren, und die Originalquelle zu nennen (die bei den Einzeltexten in dem von Dir genannten
Buch hoffentlich jeweils angegeben ist). Fast alle Originaltexte von Tesla sind inzwischen frei online verfügbar, was die Diskussion u.U. erheblich erleichtern kann.
mark07 schrieb:Ich halte Tesla keinesfalls für einen Dummkopf, denn andere Erfindungen, wie der Wechselstrommotor und die Wechselstromübertragung selber, funktionieren auch sehr gut.
Niemand hier hat behauptet, dass Tesla ein Dummkopf war. Er war allerdings auch nicht das Über-Genie, als das ihn viele dritt- und viertklassige Quellen darstellen, siehe dazu u.a. den folgenden Artikel:
Tesla Debunked. Höhere Mathematik findet sich in Tesla's Schriften äusserst selten, was sehr dafür spricht, dass ihm fortgeschrittene Kenntnisse in dieser Hinsicht fehlten, die notwendig gewesen wären, um u.a. die Werke von Maxwell und Hertz zu verstehen. Bei einer Reihe von wichtigen Themen lag er klar und eindeutig falsch, wie z.B. bei dieser Aussage:
The idea of atomic energy is illusionary, but it has taken so powerful a hold on the minds that, although I have preached against it for twentyfive years, there still are some who believe it to be realizable.
I have disintegrated atoms in my experiments with a high potential vacuum tube I brought out in 1896 [...].
But as to atomic energy, my experimental observations have shown that the process of disintegration is not accompanied by a liberation of such energy as might be expected from the present theories.
(Tesla im Juli 1931)
Es geht mir übrigens, wie ich auch schon an
anderer Stelle geschrieben habe, in keiner Weise darum, Tesla ungerechtfertigt herabzusetzen. Mir geht nur der unsägliche Unsinn auf die Nerven, der in einer Vielzahl von Büchern, Websites, Videos, etc. fälschlich über Tesla verbreitet wird. Die Realität wirkt auf viele Leute nur deshalb so irritierend, weil sie völlig abwegige Darstellungen von Tesla aus unbrauchbaren Quellen gewohnt sind.
mark07 schrieb:Der Finanzier JP Morgan strich Tesla alle Fördergelder und als Folge,musste der Turm abgerissen werden.
Das ist die BILD-Zeitungs-Version für die Dummen. Tatsächlich verlief die Geschichte deutlich anders, wie man u.a. in den diversen seriösen Tesla-Biographien nachlesen kann:
Nach seiner Rückkehr von Colorado Springs Anfang 1900 suchte Tesla Geldgeber für seine Ideen zur drahtlosen Nachrichten- und Energieübertragung. Dabei trat allerdings das Problem auf, dass der Ruf als Superstar, den er sich aufgrund seiner Arbeiten im Wechselstrom-Bereich in der ersten Hälfte der 1890er erworben hatte, zu dieser Zeit aufgrund ausbleibender Resultate bereits deutlich gelitten hatte. Schliesslich kam er Ende 1900 mit dem Unternehmer und Bankier
J.P. Morgan (1837-1913) in Kontakt.
Nach einigen persönlichen Zusammentreffen schlug Tesla in einem Brief an Morgan am 26. November 1900 den Bau eines Systems zur drahtlosen Nachrichtenübertragung über den Atlantik mit Baukosten von 100.000 US$ und einer Bauzeit von 6-8 Monaten, und eines Systems zur drahtlosen Nachrichtenübertragung über den Pazifik mit Baukosten von 250.000 US$ und einer Bauzeit von einem Jahr vor.
Morgan hielt es für sinnvoller, sich zunächst auf eine Strecke zu beschränken, und sagte Tesla 150.000 US$ zu. Er machte allerdings von vornherein klar, dass er
kein weiteres Geld investieren würde. Im Gegenzug erhielt Morgan 51% des gemeinsamen Unternehmens und der Patentrechte. Tesla hatte im Laufe der Gespräche selbst vorgeschlagen, dass Morgan die Mehrheit erhält: "The control is yours, the larger part is yours". Als groben Anhaltspunkt für den heutigen Wert dieser 150.000 US$ kann man über den US Consumer Price Index einen Betrag von ca. 4,5 Millionen US$ ermitteln (gemäss
https://www.measuringworth.com/calculators/uscompare/result.php?year_source=1900&amount=150000&year_result=2018). Da die Löhne in diesem Zeitraum erheblich höher als der Consumer Price Index gestiegen sind, und das Wardenclyffe-Projekt einen erheblichen Lohnanteil enthielt, dürfte der tatsächlich vergleichbare Betrag eher noch deutlich höher liegen. Diesen Betrag hat Morgan
vollständig (in mehreren Raten) an Tesla gezahlt. Es kam dabei teilweise zu Verzögerungen von einigen Monaten, vermutlich weil Morgan selbst Liquiditätsprobleme hatte.
Im Juni 1901 geschah jedoch etwas, das die Situation für Tesla völlig veränderte. Er las einen Artikel seines Rivalen Marconi in der Zeitschrift "Electrical Experimenter", und schloss aus der Erwähnung einer "Tesla-Spule"
fälschlich, dass Marconi sein Konzept der drahtlosen Nachrichtenübertragung kopieren würde. Tesla befürchtete, dass Marconi ihm mit wesentlichen Erfolgen zuvorkommen würde, und beschloss, dass ihm das mit Morgan vereinbarte, relativ schlichte Konzept eines Systems zur drahtlosen Nachrichtenübertragung über den Atlantik nicht mehr genügte. Er begann ein erheblich grandioseres -- und damit erheblich teureres -- System zu planen. Als er im Juli 1901 Morgan über seine neuen Pläne und die erheblich höheren Kosten informierte, war dieser verärgert, und lehnte rundweg ab, zusätzliches Geld zu investieren. Tesla versuchte trotzdem, soweit es möglich war, mit seinen grandiosen Plänen fortzufahren, und hoffte, Morgan später zu weiteren Investitionen bewegen zu können. Das Timing war jedoch ausserordentlich ungünstig, da die zweite Jahreshälfte 1901 für Morgan selbst eine der schwierigsten Phasen seines Lebens war.
Im Dezember 1901 kam der nächste Tiefschlag für Tesla: Seinem Rivalen Marconi war die erste drahtlose Nachrichtenübertragung über den Atlantik gelungen. In der Öffentlichkeit und auch bei potenziellen Investoren entstand zunehmend der Eindruck: Tesla macht Versprechungen, und Marconi liefert Resultate. Spätestens zu diesem Zeitpunkt verlor Morgan jedes weitere Interesse an Tesla's Aktivitäten. Tesla konnte sich damit allerdings nicht abfinden, und hat in den nächsten Jahren -- erfolglos -- noch über 50 (!) Briefe an Morgan geschickt, in denen er zusätzliche Geldmittel abwechselnd erbat oder forderte.
Mit Morgan's ursprünglichem Geld und zusammengekratzten weiteren finanziellen Mitteln gelang es Tesla, die Wardenclyffe-Anlage bis Mitte 1903 weitgehend (allerdings nicht vollständig) fertigzustellen. Bis 1906 unterhielt Tesla dort einen weitgehend regulären Geschäftsbetrieb, allerdings ohne wesentliche Resultate zu erzielen. 1906 nahmen Tesla's finanzielle und persönliche Probleme derart zu, dass der reguläre Geschäftsbetrieb eingestellt wurde, und Tesla die Anlage nur noch gelegentlich aufsuchte.
Tesla lebte ab 1899 ca. 20 Jahre lang luxuriös im damals wahrscheinlich angesehensten Hotel der Welt, dem Waldorf-Astoria in New York. Da er aufgrund seiner finanziellen Probleme ab 1904 nicht mehr für die Kosten aufkommen konnte, verpfändete er die Wardenclyffe-Immobilie an den Eigentümer des Hotels. Nachdem sich Tesla's finanzielle Situation in den folgenden 10 Jahren nicht wesentlich verbesserte, und 1915 nicht absehbar war, dass er die erheblichen aufgelaufenen Schulden jemals begleichen können würde, beantragte der Eigentümer des Hotels 1915 die Zwangsversteigerung der Wardenclyffe-Immobilie, die daraufhin in seinen Besitz überging. 1917 liess er den (weitgehend aus Holz bestehenden) Tower abreissen, der allerdings zu diesem Zeitpunkt, wie aus dem Protokoll einer späteren Gerichtsverhandlung hervorgeht, sowieso schon stark verrottet war.
mark07 schrieb:Somit wurde nichts, aus dem Traum eines weltweiten Rundfunksystems.
Tesla hat es in den ca. 43 Jahren nach seiner Zeit in Colorado Springs nicht geschafft, einen einzigen seriösen Nachweis dafür zu erbringen, dass seine Ideen zur drahtlosen Nachrichten- und Energieübertragung tatsächlich funktionieren, obwohl ihm u.a. die weitgehend fertiggestellte Wardenclyffe-Anlage für mehr als 10 Jahre zur Verfügung stand. Genauso wenig hat es irgendjemand anders anhand der umfangreichen vorhandenen technischen Unterlagen geschafft. Es funktioniert nicht, weil Tesla von falschen Grundannahmen ausgegangen ist, was er sich den Rest seines Lebens nicht eingestehen wollte.