@Peter0167Ich war ein paar Tage afk habe aber die Diskussion nachverfolgt und wollte noch etwas als Antwort zum Thema "psychopathologische Gutmenschen" schreiben. Ich habe ebenfalls den Blogeintrag bei Tichys Einblicke gelesen bevor er gelöscht wurde. Des Weiteren war ich vor kurzem auf einer Veranstaltung, die sich dem Thema "Esoterik und Extremismus" gewidmet hat. Dabei wurde die Beobachtung diskutiert, dass Menschen, die sich mit Esoterik beschäftigen wohl häufig auch extremistische Gedanken mit sich herum tragen.
Lange Rede kurzer Sinn: Das Thema ist hinreichend komplex und sehr vielschichtig. Man kann nicht einfach Pauschalisieren und wie zB bei Tichy zu lesen war allen "links-grünen Gutmenschen" eine Psychopathologie andichten. Nicht jeder der Esoterik und/oder Extremismus toll findet und sein Leben danach ausrichtet ist psychisch krank nach dem DSM (Diagnostic Standard Manual für psychiatrische Erkrankungen). Ich denke das war einer der Hauptfehler beim sonst recht amüsant zu lesenden Artikel bei Tichys Einblicken.
Ich wollte einen anderen Punkt beleuchten, der auch auf der von mir erwähnten Veranstaltung besprochen wurde. Zu möglichen Gründen, warum Menschen solche teils abstrusen Positionen (Energie-Mafia, freie Energie etc) einnehmen und auch vehement verteidigen wurden und werden hier immer wieder viele aufgezählt:
- mangelnde oder falsche Bildung
- mangelnde Intelligenz
- mangelnde Fähigkeit zur Selbstreflexion
- psychiatrische Grunderkrankung
- kriminelle Energie
- Weltanschauung
- und viele andere mehr...
Insbesondere der letzte Punkt "Weltanschauung" sollte vielleicht etwas näher beleuchtet werden - zumindest war das bisher in den Beiträgen hier eher weniger der Fall. Meistens bezieht man sich auf kriminelle Machenschaften (die zweifelsohne bei einigen der hier Erwähnten eine Rolle spielen) oder psychiatrische Erkrankungen (die auch eine Rolle spielen). Was aber sicherlich auch eine große Rolle spielt sind damit verbundene Weltanschauungen, also das woran diese Menschen glauben was richtig und was falsch ist. Das hängt von vielen Faktoren ab, auch wie sie zB aufgewachsen sind und erzogen wurden, welchen Einflüssen sie ausgesetzt sind und waren. Das führt dann zu Überzeugungen, die jenseits von wissenschaftlichem (Sich-)verstand anzusiedeln sind.
Um manche Verhaltensweisen zu begreifen sollte man sicher auch an die unterschiedlichen Weltanschauungen denken. Und das sind nicht nur unkorrigierbare Meinungen zu gewissen Sachthemen sondern auch tiefe Überzeugungen was in dem jeweiligen Kontext richtig und was falsch ist. Ok, der Grat zur überwertigen Idee und zum Wahn ist dann manchmal schmal - aber oft ist er eben noch vorhanden. Daher ist nicht jeder Impfgegner psychopathologisch zu diagnostizieren- aber manche.
Ein gutes Beispiel ist zB der in unserer Kultur verwurzelte christliche Glaube. Es gibt da den bösen aber aus meiner Sicht ganz zutreffenden Witz: "Wie nennt man es wenn die Menschen mit Gott sprechen? Beten! Und wie nennt man es wenn Gott zu den Menschen spricht? Psychose!" - dennoch ist der Glaube an Gott per se zunächst einmal aus ärztlicher Sicht nicht als Wahnerkrankung zu diagnostizieren - weil es sich hier um ein Kulturgut unserer Gesellschaft und um ein in der Regel von der Gesellschaft akzeptiertes Verhalten handelt, also im weitesten Sinn "normal" ist. Es handelt sich also um eine weltanschauliche Fragestellung aber oftmals mit einem schmalen Grat.
Ich denke hier sollte differenziert werden, bevor man alle esoterisch Bewusstseinserweiterte in den Sack mit psychisch Kranken steckt und einfach mal draufhaut.
Manche sind ungebildet (und wissen es nicht), manche sind dumm (und wissen es nicht), manche sind krank (und wissen es nicht), manche sind kriminell (aber wissen es sehr wohl) und manche glauben einfach daran, weil sie es so gelernt haben, bzw. glauben zu wissen was stimmt und was nicht - eben aus ihrer Weltanschauung heraus.
Ist kompliziert und macht die Sache leider nicht einfacher... aber vielleicht hilft es ein wenig besser zu verstehen, was da in einzelnen Personen so abläuft?