Auftriebskraftwerk
09.06.2015 um 22:54
Man muss weder Getriebespezialist sein, noch über Ingenieur-Grundwissen verfügen um zu erkennen, das das Getriebe nicht für eine Dauerlauffähigkeit ausgelegt ist. Es ist offen, verfügt über keinerlei Schmierung, und selbst bei den Lagern handelt es sich um Standard-Kugellager. Auf einigen Bildern sind recht deutlich, trotzt der kurzen Betriebszeit, Grauflecken zu erkennen. Grauflecken sind mikroskopisch kleine Ausbrüche an der Flankenoberfläche, welche die Zahnflanken mattgrau erscheinen lassen. Ursache ist ein ungünstiger Schmierungszustand im Zahnkontakt. Die Graufleckigkeit führt zu einer Veränderung der Profilform, was sich nicht nur negativ auf das Geräuschverhalten auswirken kann, sondern auch die Flankenform negativ verändert. Unter Umständen können aus der Graufleckigkeit großflächige Ausbrüche entstehen, die das Getriebe zerstören. Da sich eine Tragfähigkeitsberechnung des Getriebes sehr komplex gestaltet, gebe ich hier nur die wichtigsten Ergebnisse bekannt.
Die Welle des ersten Kettenrades müsste bei einer Leistung von 4,8kW ein Drehmoment von ≈5.040Nm übertragen. Das anliegende Moment der Eingangswelle (zweite Kettenrad) des Getriebes, ergibt sich aus dem Übersetzungsverhältnis der Kettenräder K1, K2:
n_K2=n_K1×z_K1/z_K2 =9,54U⁄min×24/8=28,62 U⁄min
Da M×n=konstant gilt, beträgt das anliegende Moment:
M_K2=(M_K1×n_K1)/n_K2 =(5.040Nm×9,54 U⁄min)/(28,62 U⁄min)=1.680Nm
Die nachfolgend ermittelten Werte setzen voraus, das das Getriebe über eine Tauchschmierung verfügt, und die Zahnräder aus gas- oder badnitrierten 42CrMo4 bestehen. (Bei der Vorführung wurden Zahnräder aus C45 eingesetzt, welche über deutlich schlechtere Werkstoffeigenschaften verfügen):
Allgemeine Einflussgrößen bei 4,8kW:
Z1 Z2 Z3 Z4
Drehmoment je Eingriff: 1.680,00 430,77 430,77 110,45 Nm
Drehzahl: 28,60 111,54 111,60 435,24 U/min
Nennumfangskraft: 42.642 45.842 10.934 11.754 kN
übertragene Wälzleistung: 5,032 5,034 kW
Abschätzung der Geräuschanregung: 31.4 43,2 dB
Wirkungsgrad: 97,48 98,08 %
Verlustleistung: 0,127 0,096 kW
Tragfähigkeit nach ISO 6336
Grübchendauerfestigkeit: 0,11 0,10 0,21 0,20
Drehmomentsicherheit: 0,01 0,01 0,05 0,04
Zahnfuß-Dauerfestigkeit: 0,04 0,05 0,15 0,20
statische Festigkeit: 0,09 0,10 0,34 0,39
Geschätzte Lebensdauer (Zahnfuß): 0,00 h
Es ist folglich völlig ausgeschlossen, dass das Getriebe eine Leistung von 4,8kW übertragen könnte.
Als Grundlage der Berechnung wurde für die Zahnräder der Werkstoff 42CrMo4, gasnitriert, mit einer Brinellhärte von 530 verwendet. Dieser Werkstoff besitzt bessere Eigenschaften als der von Rosch verwendete C45. Des Weiteren haben alle Berechnungen nur Gültigkeit wenn eine Tauchschmierung realisiert wird (bedingt dadurch, weil ich mir nicht sicher bin wie die Lebensdauer bei Trockenlauf zuverlässig berechnet werden kann). Bei einem Betrieb unter Grenzschmierung steigt die Graufleckengefahr erheblich an, was die geschätzte Lebensdauer der Zahnräder Z1 und Z2, selbst bei einer Befüllung der Auftriebsbehälter mit nur 1,5 Liter Luft, theoretisch auf 0h abfallen lässt. Eine unzureichende Schmierung würde zu direkten metallischen Kontakt der Zahnräder führen, was abrasiven Verschleiß zu folge hätte. Eine Dauerlauffähigkeit kann man dem bei der Vorführung in Spich eingesetzten Getriebe folglich absprechen.