@kleinundgrün kleinundgrün schrieb:Wenn alles im Überfluss vorhanden ist (übermäßig viel Nahrung, keine Feinde, genug Raum zum Leben), dann mag das stimmen.
Aber wo ist das so? Ist das ein realistisches Szenario?
Ich sag das ja nicht ohne Grund. Vor allem Räuber sind nicht die ganze Zeit mit Nahrungsbeschaffung (und anderem) beschäftigt, sondern haben viel "freie Zeit". Bei Tieren mit erhöhter Brutpflege muß man natürlich noch berücksichtigen, daß etwas Freizeit nötig ist, um damit zu Zeiten des Nachwuchses eben diese Zeit verwenden kann, ohne sie sich vom Nahrungserwerb absparen zu müssen. Dennoch dösen Löwenrudel auch mit Nachwuchs reichlich.
kleinundgrün schrieb:Na ja, die Spezies könnte auf diese Weise andere Lebensräume erschließen, die weniger Nahrung oder mehr Feinde beinhaltet.
Ja, was sie alles mit ihrem Mehr an Grips anfangen
können, ist schon mal klar. Es geht aber darum, ob sie was damit anfangen
müssen, um den Nachteil des energetischen Mehraufwands zu kompensieren. Und da sag ich: geht auch anders.
Evolution läuft zwar über (Mutation sowie) Vorteil und Selektion, aber nur auf lange Sicht betrachtet. In kleineren Maßstäben betrachtet isses viel bunter. Is auch gut so, denn wenn mal eine Umweltveränderung eine Tierart zur Neuanpassung zwingt, sollte der Genpool dieser Tierart schon über genügend Variationen verfügen, damit darunter was bei ist, das in der neuen Umwelt klarkommt. Da erst anzufangen, neue Mutationen hervorzubringen, damit was Passendes bei rauskommt, ist der Tod der Art. Insofern erzeugt der Genpool einer Art zunächst eine Vielfalt von Varianten, die noch nicht direkt einen Selektionsvorteil erbringen.
Paradebeispiel ist der Birkenspanner, eine Schmetterlingsart. Dessen Flügel sind hellgrau mit dunklen Flecken, was sie gut tarnt. Dennoch gibt es einen kleinen Teil dunkler Birkenspanner. Unter normalen Bedingungen werden sie deutlich häufiger von Vögeln gefressen, sodaß ihre Zahl in der Gesamtpopulation klein bleibt. Im 19.Jh., während der Industrialisierung, färbte Ruß jedoch die Lebenswelt des Birkenspanners stark ein, was dazu führte, daß es fast nur noch dunkle Birkenspanner gab. Als im 20.Jh., dann die Rußbelastung wieder zurückging, kehrte die helle Version wieder zurück, und die dunklen Spanner befinden sich wieder am Rand der Population.
Wikipedia: IndustriemelanismusPertti