@Heijopei Der Haken ist, dass eben diese Haltung, dass in Notfällen eben jeder sich selbst der Nächste ist, überhaupt erst das Zusammenbrechen einer Gesellschaft verursachen.
Wofür sind denn unsere Grundsätze gut, wenn nicht für Krisensituationen?
Oder sind das alles nur Luxuserscheinungen, die im Zweifelsfall überflüssig sind?
Selbst in den Ländern, die mit wirklicher Not und Epidemien zu kämpfen haben, bewahren sich Menschen ihre Menschlichkeit. Oder schießen die Leute in den betroffenen Ländern einander tot?
Ich denke, man sollte mehr Gedanken darauf richten, wie man das Schlimmste zu verhindern helfen kann, anstatt sie darauf zu verschwenden, wie man wohl selbst alle Tabus überwinden kann, um sich auf Kosten anderer zu retten.
Tatsächlich hast Du geschrieben, dass im Ernstfall alle eine potentielle Gefahr darstellen und Du sie töten würdest, ehe dass sie Dir zu nahe kommen könnten. Oder wurde das falsch verstanden?
Dann wärest Du bereit, auch noch Gesunde zu töten, nur weil sie infiziert sein
könnten.
Und das ist, wo Du unsere Ideen von Menschlichkeit und Verantwortung füreinander aufgibst.
Sicher gab es auch schon Situationen, in denen Menschen sich unmenschlich verhalten haben, um sich zu retten. Die meisten wurden aber von Menschen ausgelöst, nicht von Krankheiten.
Interessanter als das Sinnieren über den Wolf im Menschen fände ich die Frage, wie es diejenigen geschafft haben, die nicht zum Wolf wurden. Nicht wenige haben die harte Zeit eben darum überlebt, weil es ihnen eine mentale Stärke gegeben hat, und weil sie sich mit anderen zusammentun konnten.
Die Klinikplünderung fand nicht statt, weil die Leute Angst vor der Epidemie hatten, sondern weil sie nicht glaubten, dass es sie gäbe, und weil sie den staatlichen Institutionen misstrauten. Sie haben ihre Kranken "befreien" wollen. Ich sehe da keine Parallele zu etwaigen Plünderungen, die aus Not (Nahrungs- und Wassermangel) geschehen.