@fumo Danke, hab schon vor einer ganzen Weile mal von dem Volk gelesen, aber den Namen vergessen gehabt
:D,,Piraha" heissen die also...
Ich glaube, was sie aus unserer Sicht am treffendsten beschreibt, ist:,,Ganz anders".
Kein zivilisatorischer Luxus, das ist ja noch gar nicht SO ungewöhnlich.
Ungewöhnlich und völlig fremdartig ist vielmehr ihre Denkweise. Das Leben ausschließlich im hier und jetzt, das ist schwer vorstellbar für mich.
Was jetzt die nicht-vorhandene Fähigkeit des Zählens angeht: Möglicherweise können sie es nicht, weil sie es schlicht und ergreifend nicht benötigen. Du hast ja angesprochen, dass sie doch wissen müssten, wieviel Nahrung sie noch haben. Vielleicht auch, wieviele Waffen oder ähnliche Dinge sie besitzen.
Aber offenbar spielt für sie einfach nur eine Rolle: Haben sie Nahrung? Werden davon alle satt? Falls nicht, dann muss eben mehr Nahrung beschafft werden.
,,Mehr" und ,,weniger" können sie ja anscheinend schon einschätzen und verstehen. Das scheint für ihr Leben auszureichen. Und wenn sie zu wenig Nahrung haben, gehen sie einfach los, bis sie genügend Nahrung haben.
Aber auch da zählt für sie anscheinend nur die Menge, sie denken also wohl nicht:,,Wir haben jetzt zehn Fische, das genügt", sondern einfach:,,Wir haben jetzt genug zu essen."
Es gibt ja diese ,,Sapir-Whorf-Hypothese", die besagt, dass die Sprache (Sprachfähigkeiten) das Denken beeinflusst.
Wenn die Piraha eine so - aus unserer ,,zivilisierten" Sicht - einfache Sprache haben, dann ist wohl auch ihr Denken relativ einfach, wobei das jetzt nicht abwertend gemeint ist.
Kein abstraktes Denken, keine Vergangenheit oder Zukunft, sondern ein ,,extremes" Leben in der direkten Gegenwart.
Das nimmt sicherlich viele Belastungen von ihnen, sie haben nicht die ,,Sorgen" des zivilisierten Menschen, der sich fragt, was er als nächstes tun muss. Was er morgen isst, wie sein Job in Zukunft aussieht, ob er sich gestern korrekt verhalten hat, wie er einen komplexen Sachverhalt lösen kann, ob die Klamotten gut aussehen...
Manchmal kann das tatsächlich eine fühlbare Belastung sein, wenn man damit nicht umgehen kann, wie ja beispielsweise Leute mit Burnout beweisen oder Menschen, die verzweifelt hinwerfen und sagen:,,Ich blick da nicht mehr durch!"
Kein Wunder, dass man ein Volk, dass praktisch einfach nur in den Tag hinein lebt, als ,,glücklichstes Volk" bezeichnet. Ist durchaus naheliegend.