@staples Das mag sicher auch ein Grund sein.
Aufgrund unserer Evolution sind wir geneigt, in unserer Wahrnehmung bestimmten Mustern zu folgen.
Wie
@Dahergelaufen bereits so schön darstellte, rettet uns ein "Typ I Fehler" – ein Falsch Positiv – das Leben. Etwas raschelt im Gebüsch, es könnte, wie du schriebst, "Tiger! Tiger!" (In what distant deeps or skies, burnt the fire of thine eyes?) sein, also treten wir lieber die Flucht an. Daher ist es in der Tat eine annehmbare Alternative, da sie Leben rettet.
Wer einen Typ 2 Fehler begeht ("wird schon kein Tiger sein") der lief Gefahr, gefressen zu werden.
Daraus entstand der Effekt der "Patternicity" oder "Agenticity" (Shermer). Im Laufe der Evolution zahlte sich der Typ 1 Fehler aus. Es kam uns zugute, hinter jedem Rascheln einen "aktiven, intelligenten Agenten (bzw. Akteur)" oder ein bestimmtes "Muster" zu vermuten.
Im Prinzip sind wir, evolutionär gesehen, die Nachkommen der vorsichtigsten und paranoidesten Vorfahren.
:DHeute schlägt sich das darin nieder, dass wir diese Effekte nur mit Mühe kompensieren können. Unser Gehirn ist derart "verdrahtet", dass es Muster in zufälligem Rauschen sehen
will, wenn nicht gar
muss. Wir vermuten hinter so ziemlich allem, was wir wahrnehmen, unterbewusst noch immer einen "intelligenten Agenten". Irgendwer oder irgendwas, dass quasi vorsätzlich die Dinge hat so geschehen lassen, wie sie passiert sind. Die erste Erklärung die uns einfällt, wird oft als die "Lösung" wahrgenommen.
Verstärkt wird der Effekt z.B. durch einen Mangel an Verständnis für Naturgesetze, wissenschaftliche Prinzipien, politische Zusammenhänge etc.
Je weniger ich selber über die Rahmenbedigungen eines Ereignisses weiß oder je weniger ich sie verstehe, desto eher bin ich geneigt, mein erstes Bauchgefühl als Erklärung zu akzeptieren.
Hier mischen sich quasi die evolutionär geprägten Denkmuster (oder -Fehler) mit dem "Argument aus persönlichem Unglauben", bei dem eine These zurückgewiesen wird, weil sie einem subjektiv als unglaublich erscheint.
Man denkt vielleicht:
"Wie hätten die Entführer am 11. September die Flugzeuge kapern können, wenn sie keine Hilfe der US-Regierung hatten? Ich kann mir das nicht vorstellen."
Und lässt dabei außer Acht, dass immer schon Flugzeuge unter den wildesten Umständen entführt wurden. Wenn ich Menschen, mit der Absicht ein Flugzeug zu entführen, auf eine Maschine buchen kann, warum soll ich dann nicht mehrere Menschen auf verschiedene Maschinen buchen können?
Das bedeutet nicht, dass die Entführer keine Hilfe gehabt haben können. Es ist aber nicht logisch anzunehmen, dass sie eine derartige Hilfe haben
mussten.