Hyperborea schrieb am 19.02.2022:Glaubst du, dass es völlig unabhängige Berichterstattungen gibt?
"Völlig unabhängig" wohl kaum. Denn wer auch immer berichtet, legt dabei bestimmte Moralvorstellungen zugrunde. In den USA wird anders über aktuelle Ereignisse wie z.B. in der Ukraine berichtet als hierzulande. Während eine Zwangsheirat in einigen islamisch geprägten Ländern keinen Reporter hinterm Ofen hervor holt, kriegen hier in Deutschland mindestens 20 verschiedene Redaktionen Schnappatmung.
Ein Streik wegen stockender Tarifverhandlungen wird hier in den Nachrichten beiläufig erwähnt - in anderen Ländern würde sowas ganze Seiten in der Zeitung füllen. Einfach, weil die sowas gar nicht kennen.
Insofern wird immer eine Abhängigkeit zu den durchschnittlich geläufigen Moralvorstellungen vorhanden sein.
Auch jedes alternative Medium (welche ja immer so hoch angepriesen werden) steht in einer Abhängigkeit. Bedient man die eigene Leserschaft nicht, liest keiner mehr. Und das führt zwangsläufig zu einem leeren Kühlschrank.
"Freie Medien", wie etwa irgendwelche Blogger, stehen auch in einer Abhängigkeit. Auch wieder von ihren Lesern. Solange die sich z.B. durch Spenden finanzieren, müssen die Spender zufriedengestellt werden.
Nehmen wir als Beispiel mal reitschuster.de:
Er schreibt selbst: "Ohne Unterstützung kein unabhängiger, kritischer Journalismus." - und lässt sich Geld von Leuten spenden, die ins gleiche Horn stoßen wie er selbst.
Mittlerweile mehrfach dabei erwischt, wie er - der unabhängige Kritiker - Falschinformationen wider besseren Wissens verbreitet, lässt er sich Kohle von Leuten spenden, die gerne an das glauben, was er so behauptet. Ja klar, der wird sicher ganz unabhängig sein von diesen Leuten... die spenden ihm keinen Pfennig mehr, wenn er irgendwas schreibt, was denen nicht in den Kram passt.
Da lobe ich mir tatsächlich die öffentlich-rechtlichen Medien. Die berichten über alles Mögliche, egal ob das die Mehrheit der Leser, Zuhörer und Zuschauer interessiert, oder nur die Minderheit.