@graytint Danke, dass Dir mein Beitrag gefallen hat.
graytint schrieb:Vielleicht seh ich manche Themen auch zu eng, nur geht es mir halt gegen den Strich wenn man uns unterbwusst manipuliert, egal ob es nur kurz oder langfristig anhält.
Kann ich verstehen, aber dann dürftest Du absolut keine Medien mehr konsumieren. Manipulation ist nämlich das, womit Regisseure, Kameraleute, Cutter, Schriftsteller etc. ihr Geld verdienen.
Zum Beispiel im Kino: Hier wird manipuliert bis zum geht nicht mehr. An welcher stelle setzt die Musik ein? Ist sie hektisch, oder majestätisch, wie ist die Schnittfolge, rasend schnell und spannend oder doch lagsam und entspannt? Wie ist die Kameraperspektive? Von unten wirkt der gefilmte böse und überlegen, von oben kleine und bemitleidenswert.
Oder im Roman. Sind die Sätze atemlos, schnell und abgehackt und spannend, oder wird sachlich über ein Thema diskutiert? Ist die Szene erotisch? etc.
Allerdings wird hier nicht aus Böswilligkeit manipuliert, sondern zum "Wohle" des Publikums. Um in einer Szene die größtmögliche Wirkung für die Geschichte zu erzielen. Das ist der Beruf der Filmemacher. Hitchcock hat mal sowas gesagt wie: Das Publikum wäre wie sein Orchester auf dem er spielt. Diese Note oder diesen akkord, er kann mit filmischen Mitteln genau die Reaktion hervorrufen, die er haben möchte.
Natürlich gibt es auch komplette Gegenbewungen dazu, wie in etwa Dogma um Lars von Trier, die Bewusst auf alle "manipulierenden" Mittel des Hollywoodkinos verzichten, wie etwa Musik oder Paul Greengrass, der stets mit Handkamera dreht und auf Zeitlupen oder fantastische Elemente verzichtet, aber auch die manipulieren. Nämlich indem sie sagen: seht her, unsere Filme sehen aus wie ein Homevideo oder als wären wir Live dabei gewesen.
Wenn Du des Englischen mächtig bist, kann ich Dir das hier empfehlen: In diesem Review wird auch auf die ganzen Manipulationen im Film Avatar eingegangen. Allerdings nutzt Cameron hier nach Ansicht des Kritikers einfach alle Stilmittel nach Schema F, und schießt sich dadurch selber ins Bein, da er so viel manipuliert, dass es ins genaue Gegenteil umschwenkt.
Avatar Review (Part 1 of 2)
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Aber auch wenn es ums nichtfiktionale geht wird manipuliert und man kann den Machern oft keine Böse Absicht untertstellen. Beispiel: Der Journalist hat zwei Minuten Sendezeit einen Lagebericht aus dem Irak abzugeben. Was aber berichtet er? Die toten Kinder in der einen Straße oder die Frau die sich in die Luft gesprengt hat? Welche 45 sekunden nimmt er aus den 10 Minuten Interviewmaterial mit in seinen Beitrag? Welche Fragen hat er gestellt? Welchen Bildausschnitt hat der Kameramann aufgenommen?
Oder in einem Zeitungsartikel. Hat der Schreiber schlecht geschlafen, ist erkältet und hat ihn derjenige um den es geht vielleicht auch noch versetzt und eine halbe Stunde im Regen warten lassen? Dann ist der Artikel mit Sicherheit nicht so wohlwollend als wenn es dem Schreiber gerade bestens geht, er frisch verliebt ist und die Sonne scheint.
Merkst Du worauf ich hinaus will? Alles ist in gewisser Weise manipuliert und man kann sich dem nicht entziehen, man sollte sich nur klar darüber sein. Wenn ich aber im Kino sitze, dann werde ich gerna manipuliert, so dass ich mit dem Helden fühlen kann udn Film spannend oder traurig oder was auch immer ist. Wenn das nicht so ist, dann hat die Regie ihr Handwerk nicht beherrscht udn ich ärgere mich viel Geld bezahlt zu haben.
Bei den Medien, die behaupten sieht das schon etwas anders aus, allerdings ist hier aus oben genannten Gründen eine Manipulation nicht ausgeschlossen. Dazu kann noch kommen, dass zum Beispiel ein allzu KritischerArtikel entschärft werden muss, weil zum Beispiel der Verlag zum selben Konzern gehört wie die Firma, deren Geschäftspraktiken angeprangert werden sollten. Hier kann man sich eigentlich nur helfen, indem man mehrere Quellen zu Rate zieht und für sich bewertet.