@dh_awake dh_awake schrieb:Dem will ich auch gar nichts entgegen setzen. Allerdings ging es gar nicht um den Grad der Kompliziertheit sondern alleine um die prinzipielle Bereitschaft von Militärs, sowas zu planen.
Der "Grad der Kompliziertheit" ergibt sich ja nicht aus der grundsätzlichen Bereitschaft, einen "false flag" Zwischenfall zu konzipieren, sondern aus der von mir skizzierten, unübersehbaren Grundbedingung, dass eine solche "false flag"-Aktion nicht zu Lasten der Gruppe der "Nutznießer" dieser Aktion gehen darf - und das sind in solch einem Fall die Mitglieder einer bestimmten Nation.
Gäbe es da "keine Skrupel" oder würden keine Skrupel befürchtet werden, hätte die "Planung" (im Prinzip war das ja gerade mal ein Katalog von ein paar grundsätzlichen Denkmodellen) eben NICHT so kompliziert ausgesehen. Der "Grad der Kompliziertheit" dieses Konzeptes ist gleichzeitig ein Gradmesser für die befürchteten Skrupel der für die Tat notwendigerweise Eingeweihten.
Es erscheint völlig unplausibel, dass die bei OP Northwoods offensichtlichen Bedenken, was US-Opfer angeht, bei 9/11 plötzlich keine Rolle mehr gespielt haben sollen <- es gibt ja eine logische Begründung für dieselben.
dh_awake schrieb:US-Opfer verhindern? Das sehe ich völlig anders. Denn wenn man Kriege durch false flags vom Zaun bricht, dann sterben dabei tausende US-Soldaten (siehe Irak, Afghanistan). Freilich meistens nicht die Söhne (und mittlerweile auch Töchter) jener, die solche false flags planen.
Das ist völlig unerheblich. Es geht dabei ja nicht um die Frage, ob ein Krieg geführt werden soll oder nicht, sondern um die Legitimation dieses Krieges der Öffentlichkeit gegenüber.
1963 war die Situation so, dass der gescheiterte Invasionsversuch zuvor aufgezeigt hatte, dass eine militärische Beseitigung des Castro-Regimes nicht möglich ist, ohne massiv reguläre US-Truppen einzusetzen. Gleichzeitig hatte die Raketenkrise demonstriert, dass ein direkt an US-Territorium angrenzender "Feind" eine immense und schwer zu verteidigende Gefahr für US-Interessen darstellt. Vor dem Hintergrund der "Domino-Theorie" erschien es angesichts dieser Fakten unumgänglich, das Castro-Regime zu beseitigen. Kuba war zu diesem Zeitpunkt kein offizielles Mitglied des Warschauer Paktes aber niemand wußte, wie lange dieser Zustand noch anhalten würde.
Die Option, militärisch gegen das kubanische Regime vorzugehen, schien nur noch für wenige Wochen offen zu sein, weil ein Beitritt dieses Landes zum WP jederzeit befürchtet wurde.
Die "durchgeknallten Pentagontypen" sahen demzufolge einer Zukunft entgegen, in welcher die USA zunehmend von "Feinden der Freiheit" umzingelt werden würde, die mit allem Waffenpotential ausgestattet wären , welches Moskau in der Lage wäre zu produzieren. Auf kurz oder lang - dachte man - würde diese Situation in einem Vernichtungskrieg gipfeln, in welchem DANN die USA die deutlich schlechteren Karten hätte.
Man suchte also eine Möglichkeit einen "Präventivkrieg" führen zu können, der das Explodieren des Pulverfasses "kalter Krieg" und die damit verbundene Zerstörung des US-amerikanischen Mutterlandes verhindern sollte. Ein Krieg gegen ein Kuba, welches bereits Mitglied des östlichen Verteidigungsbündnisses gewesen wäre, hätte zwangsläufig zu einem großen globalen Konflikt geführt, der absehbar in eine nukleare Katastrophe gemündet wäre.
Die militärische Lösung für einen Konflikt zu analysieren und zu planen ist Aufgabe der "durchgeknallten Pentagontypen". Daneben gibt es noch die Diplomaten, die analysieren und planen, wie einer solchen Situation mit anderen Mitteln erfolgversprechend begegnet werden kann. Grundsätzlich ist aber auch bei diesen diplomatischen Bemühungen das Mittel "militärische Drohung" beliebt und kann nur glaubwürdig eingesetzt werden, wenn diese Drohungen durch ein entsprechendes militärisches Potential gesichert sind.
kennedy hat mehrschichtig reagiert. Er hat einerseits Regelungen mit Moskau getroffen, welche in der Folge verhinderten, dass Kuba Mitglied des WP wurde. Andererseits hat er auch weiterhin nichts unversucht gelassen, das Castro-Regime zu beseitigen. Ihm gelang es so, das kommunistische Kuba zu destabilisieren und auch die Attraktivität des Castro-Regimes auf andere Bewegungen zu verringern. Gleichzeitig nahm er den Zeitdruck aus der "militärischen Variante".
Dadurch, das sichergestellt war, das Cuba nicht WP-Mitglied wurde, konnten die Entwicklungen in Mittelamerika unter dem Einfluss Kubas in Ruhe abgewartet werden - auch in Hinblick auf einen tatsächlichen Kriegsgrund.
2001 gab es nicht eine einzige Parallelle zu diesen Ereignissen und Entscheidungen.