@GlünggiHi Iijil,
> Schau n bisserl weiter in die Zukunft.
Das klingt mir schwer nach "spekulieren", aber ok.
> In eine Zukunft ohne Bargeld.
Die werden wir nicht erleben. So etwas ließe sich zwar vergleichsweise einfach in westlichen Industrienationen einrichten (aber selbst hier gäbe es enorme Probleme - wusstest Du, das ein ordentlicher Prozentsatz der Deutschen kein Konto erhält? Solche Leute könnten dann kein Geld besitzen... und nein, das ist kein kleines Problem. Wie überleben Leute, die auf der Straße leben?). Zudem gibt es auch ärmere Länder, und da fehlt schlicht die Infrastruktur für bargeldlosen Zahlungsverkehr. Eine Abschaffung von Bargeld hieße, den Handel mit diesen Ländern erheblich einzuschränken.
> In eine Zukunft, in der nicht nur Waren einen Chip besitzen sondern auch
> Menschen.
Wieso Zukunft? Kindern kann man heute schon einen Chip verpassen. Und es gibt auch Erwachsene, die das aus verschiedensten Gründen tun.
> All die Vorteile die so ein Chip mit sich bringt. Taschendiebstahl gibts nicht mehr.
Und da sind wir am Ende der technischen Möglichkeiten. Zeig Du mir, wie Du eine Tasche mit RFID sicherst dann zeige ich Dir, wie man diese Sicherung knackt. Ist ein Kinderspiel. Z.B. mit der Mikrowelle. Oder, indem man einen Haufen anderer RFID-Chips in die Tasche packt (deren Wellen überlagern sich mit denen der Tasche und ein auslesen ist somit nicht möglich). Es würde aber auch reichen, die Tasche in eine etwas größere und abgeschirmte Tasche zu packen. Häng einen Störsender rein. Oder... die Liste der Möglichkeiten ist wirklich verdammt groß. RFID eignet sich nicht wirklich dafür.
> Schwarzmarkt- arbeit, Drogenhandel, oder Verbrechensbekämpfung allgemein. Die
> ganzen Vorteile im medizinischen Bereich. Bei Tieren wird er schon eingesetzt.
Ich fürchte, bei den Vorteilen betreffs des Schwarzmarkts/Schwarzarbeit und dem Drogenhandel kann ich Dir nicht ganz folgen.
> Früher oder später wird der Mensch folgen.
Wozu?
> Leider können diese ganzen Vorteile, nunmal missbraucht werden, da man nichts
> mehr kaufen oder verkaufen kann ohne so ein Teil. Solange das System in
> Ordnung ist ist dagegen nichts einzuwenden. Aber wenn sich das System gegen
> uns wendet, dann siehts düster aus. Und das ist es wovor sich die Leute fürchten.
> Keiner fürchtet sich vor dem Chip auf der Milchtüte.
Ja, aber genau da ist doch der Knackpunkt. Die Befürchtungen, die Du nennst, speisen sich aus Werbebehauptungen der RFID-Industrie! Wenn man sich, so wie ich, mit der Technologie und ihren Lücken befasst, sieht man, das eine flächendeckende Überwachung verdammt schwierig zu realisieren ist. Das beginnt damit, das RFID-Chips unter bestimmten Umständen nicht funktionieren, nämlich, wenn:
- sich zwei oder mehr Chips in unmittelbarer Nähe befinden, weil sich dann die Wellen überlagern
- sich Metall in der Nähe befindet, da es zu Reflektionen kommt, die ein Auslesen des Chips unmöglich macht; selbiges gilt für Flüssigkeiten, insbesondere aber Wasser, aus dem wir Menschen hauptsächlich bestehen.
- ein kleiner Chip über eine große Distanz ausgelesen werden soll - das ist nicht möglich. Große Distanzen werden von aktiven RFID-Chips überbrückt, riesigen Dinger mit eingebauter Batterie. Die winzig kleinen, superunauffälligen Chips, die man kennt, lassen sich nur bei einem Abstand von wenigen cm auslesen. Dieses Problem ist nicht lösbar, die Effizienz lässt sich nur gering verbessern. Statte ich die RFID-Sendeanlagen nämlich einfach mit mehr Strom aus, so können natürlich weiter entfernte Chips angesprochen werden. Ungünstigerweise würden dadurch aber alle Chips, die sich nahe des Senders befinden, fritiert! Also: Ist der RFID-Chip klein und unauffällig, lässt er sich nur auslesen, wenn man dem Chip nahe kommt. Will man RFID über große Distanzen nutzen, benötigt man auch große, aktive Chips mit Batterie.
- RFID-Chips sind nicht fälschungssicher. Wer sie benutzt, um an irgendwelche Daten zu gelangen ist dem Risiko von Manipulation ausgesetzt. Mithilfe eines simplen RFID-Druckers kann ich Tags jeder Art generieren und verteilen.
- RFID-Chips lassen sich naturgemäß schwer verstecken. Zwar sind die Chips vergleichsweise klein, ungünstigerweise kosten Geräte, die ihre Funkwellen entdecken können, aber nur ein paar Euro.
Und damit wären nur ein paar der technischen Einwände gegeben. Auf der anderen Seite könnte ich das Internet mit dem selben Fluch belegen: Mit ihm lassen sich Leute manipulieren und überwachen, und sobald die Kontrolle eines Knotenpunkts in die Hände eines autoritären Staats fallen, sind auch die irrsten Missbrauchsszenarien denkbar. Sollen wir deshalb das Internet abschalten? ;-)