@matraze106 matraze106 schrieb:erstmal danke für diese aussagen. der merkwürdige beigeschmack des tomatenverzehrs lässt etwas nach. ;)
Gern. Ich finde es wichtig, dass man irrationale Panikmache von validen Bedenken trennt.
matraze106 schrieb:in bezug auf das kuriosum, dass gras-DNS an die 2000 chromosomenpaare hat (hab ich zumindest schon oft so gehört), meine ich das wort "merkwürdig" im altbackenen sinne von "des merkens würdig".
Unterschiedliche Anzahlen an Chromosomenpaaren bei verschiedenen Lebewesen, sind etwas völlig normales. Gras wird wohl eher nicht 2000 Paare haben, aber es gibt Farnarten, die haben über 600 Paare.
Das ist auch alles so in Ordnung, denn die Anzahl der Chromosomenpaare macht keine Aussage über die Größe oder den Entwicklungsgrad eines Organismus.
matraze106 schrieb:naja, also ich seh das eher als bewusstsein für das risiko mensch als als irrational oder gar panikmache. kennstja, wo chef nich hinguckt, wird geschlampt.
braucht ja nicht viel, und du hast neben big monsanto paar dürftige nachahmer und dann haben wir den salat. im sinne von "du bist was du isst" stelle ich mir schon vor, dass die natur sich da "rächen" kann.
Was für einen Salat haben wir denn dann? Wie soll der Aussehen?
"Du bist was du isst" betrifft die enthaltenen Nährstoffe, Fette, Zucker, etc.
Dabei geht es nicht um die DNS des verzehrten Organismus, da die spätestens in unserem Magen zerstört wird.
matraze106 schrieb:irgendwann haben wir jede nutzpflanze, jedes nutztier "durchoptimiert". dann kommt der rest der natur, lebendige technologie und irgendwann auch natürlich der mensch. kann gut sein, dass gentechnologie der auslöser für die zombieapokalypse sein wird.
"Optimieren" tun wir schon, seit die Menschen Ackerbau und Viehzucht entwickelt haben.
Das Wort bedeutet erst einmal gar nichts. Es unterscheiden sich nur die Methoden der "Optimierung".
Und warum kommt "natürlich der Mensch" an irgendeinem Punkt?
Selbst wenn es so wäre, dann ist das noch immer kein Gegenargument für das Werkzeug "Gentechnik".
Das einzelne Vorhaben verwerflich sind und unterbunden werden müssen, versteht sich von selbst.
Man darf aber nicht vergessen, dass Wissenschaftler (auch die Gentechniker) überwiegend keine skrupellosen Superschurken sind, die einfach mal sehen wollen, "was so geht".
Was, am Rande bemerkt, gar nicht so viel ist wie man häufig glaubt.
Die Gentechnik
könnte der Auslöser für eine Zombieapokalypse werden.
Ein Flugreisender
könnte der Auslöser für eine tödliche Pandemie werden.
Bio-Möhren
könnten europaweit Menschen mit EHEC-Formen töten.
Könnte könnte vieles. Vernünftige Kontrollen sind wichtig und richtig.
:)matraze106 schrieb:was mich angeht, so bin ich da nicht unbedingt auf dem kriegsfuß mit aber die absichtliche vernachlässigung der kennzeichnung von GMO ist etwas, gegen das ich absolut bin.
Nach welchen Kriterien soll den gekennzeichnet werden?
Wie groß muss der Anteil an "Gentechnik" sein? Welche Art der Gentechnik muss gekennzeichnet werden?
Muss man insektenresistenten Mais kennzeichnen, wenn neue Methoden der Gentechnik angewandt wurden? Was, wenn der Mais durch Hybridisierung in freier Natur gentechnisch verändert und somit resistent wurde? Muss er dann auch gekennzeichnet werden? Er ist ja nun definitiv gentechnisch verändert.
Müssen
alle Formen der Gentechnik gekennzeichnet werden, auch die seit langem etablierten Formen, die mit Radioaktivität und Giften arbeiten und deren Früchte wir schon seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, zu uns nehmen?
Das Hauptproblem mit der Lebensmittelkennzeichnung ist, dass sie sehr leicht missbraucht werden kann.
Bio-Betriebe haben ein großes Interesse an der Umsetzung der GMO-Kennzeichnung, da ihnen hier ein Wettbewerbsvorteil geschaffen wird.
Stelle Dir vor, Deine Familie baut Mais an. Weil euer Boden nicht mehr viel hergibt und die Bedingungen seitens des Insektenbefalls ebenfalls nicht gut aussehen, habt ihr schon seit Jahren einen Insektenresistenten GMO-Mais angebaut.
Den esst ihr sogar selbst, weil es schließlich Mais ist. Niemand hat je einen Unterschied bemerkt. Ihr seid alle Gesund und selbst die Blutwerte von Opa sind bombig. Der Mais verkauft sich gut, von den Erträgen kann man leben.
Jetzt kommt jemand daher und will, dass ihr auf eure Maissäcke ein großes Siegel "Gentechnisch veränderter Mais" draufklebt. Ihr lasst den Mais untersuchen und stellt fest, er unterscheidet sich nicht vom Mais des Nachbarbauern, warum also kennzeichnen?
Nein! Das Gesetz, angetrieben von der Bio-Lobby, will es so.
Jetzt sind die Menschen mit dem Aufkleber auf euren Maissäcken konfrontiert und lassen sie stehen.
Ihr erklärt jedem potentiellen Kunden "den Samen hat man vor Jahren unter Laborbedingungen mal insektenresistent gemacht. Aber er ist dutzendfach geprüft, schmeckt genau wie jeder andere Mais, hat auch die gleichen Nährstoffe und wir essen ihn seit Jahren ohne Probleme."
Die Kunden sagen "Aber Gentechnik ist doch Chemie. Das ist doch was schlechtes. Ich will keine Gene im Essen."
Während ihr um jeden Cent kämpfen müsst, verdient sich der Nachbarbauer dumm und dämlich, denn der verkauft einen Mais, der zwar ebenfalls resistenter gegen Insekten ist und von eurem Mais nicht zu unterscheiden, der aber durch zufällige Pflanzenkreuzung entstanden ist. Das sein Mais obendrein noch eine erhöhte Menge Fäkalkeime aufweist, interessiert keinen mehr. Denn das ist ja "Natur".
Kurz: Ihr verkauft faktisch identische Produkte, aber Dein Konkurrent hat plötzlich per Gesetz einen Wettbewerbsvorteil erhalten, weil seine Ware sich zufällig verändert hat, während eure zwar die gleiche Veränderung aufweist, diese aber in einem Labor eingebracht wurde.
Das ist Fairness?
matraze106 schrieb:denn die leute haben ihr recht darauf, skeptisch zu sein und argumentativ an den unbedenklichen konsum herangeführt zu werden.
Die Leute haben nicht nur das Recht. Sie
sollten unbedingt skeptisch sein.
Wären sie skeptisch, dann würden sie die Argumente gegeneinander aufwiegen und die Fakten recherchieren. Aber sie beschränken sich auf sinnlose Wohlfühlargumente und Sätze wie "Chemie oder Gene haben im Essen nichts zu suchen!"
Skeptiker würden recherchieren und sich für die Fakten hinter der Propaganda interessieren.
Wenn die Fakten sagen, dass GMO-Tomaten unbedenklich und genau so gesund oder ungesund wie alle anderen Tomaten sind, warum sollten sie dann als "schlechter" empfunden werden?
matraze106 schrieb:es gab ja zig talkshows und so, das ist richtig. aber alles in allem war es trotzdem zu dürftig. und vor allem zu schnell. manche der lebensmittellobbys sollten sich was schämen.
Aber auch wenn die Lebensmittellobbyisten sich oft was schämen sollten, so werden die Argumente der Bio-Lobbyisten dankbar und wohlwollend aufgenommen, egal was die erzählen. Selbst wenn sie einen Schwachsinn von "Flundergenen in Tomaten" erzählen, so werden deren Fakten nicht so genau überprüft. Denn "Natur" ist schließlich gut und "Labor" und "Chemie" und "Menschengemacht" ist schlecht.
Es ist nicht die Aufgabe der Firmen und der Medien, uns die Arbeit des Informierens abzunehmen. Sicherlich könnte man vor allem in den Medien mal anfangen, vernünftig über diese Themen zu reden.
Aber wenn ein befreundeter Mikrobiologe aus einer Sendung zum Thema "GMO" wieder ausgeladen wird, weil seine faktenbasierte Meinung "nicht der redaktionellen Vorgabe entspricht" und "die Zielgruppe getroffen" werden muss (Übersetzung: "Was sie über Gentechnik sagen, klingt nicht gefährlich und gruselig genug. Damit lockt man niemanden hinter dem Ofen hervor"), damit die Einschaltquoten stimmen, dann hat das mit Information nichts mehr zu tun.
Der Bio-Lobbyist, der fleißig auf alles schlägt, was nicht nach "Bio" riecht, und der mit "Gentechnik" so richtig schön Angst machen kann (und dafür viel Geld von der Bio-Industrie bekommt) bekommt dafür dann extra Sendezeit.
Informieren müssen wir uns schon selbst, wenn wir wirklich an Informationen interessiert sind.
Und zwar nicht nur aus einer Quelle. Auch schadet es nicht, zumindest die Grundbegriffe dessen zu kennen, worüber man entscheiden möchte.
Beim Autokauf werden Motorleistung, Benzinverbrauch, Verschleiß, Versicherungsprämien, Steuerlast und Pannenstatistik genauestens geprüft.
Beim Lebensmittelkauf glaubt man aber dann einfach einem Aufkleber, den irgendwer aus irgendeinem Grund da draufgeklebt hat.
"Wird schon gut sein. Ist ja kein Gen drin."
matraze106 schrieb:die irrationellen sorgen und den wunsch nach gewissheit hat doch im grunde jeder ein bisschen, findest du nicht auch?
Da hilft nur, rational denken und recherchieren. Und zu lernen, wie man gute von schlechten Argumenten unterscheiden kann.