Estonia Verschwörung
29.09.2019 um 01:54
Hallo zusammen !
Da sich der 25. Jahrestag des Untergangs vollzogen hat, möchte ich ein paar persönliche Gedanken zu den Umständen äußern. Um es gleich vorweg zu nehmen, ich ganz persönlich glaube nicht, dass der offizielle Abschlußbericht und die damit vertretene Theorie der Ermittler (OT) korrekt ist. Die Kombination aus schlechtem Wetter und Unvermögen der Crew kann mMn den Untergang und dessen Umstände nicht hinreichend erklären.
Mir ist dabei durchaus bewusst, dass in den letzten 25 Jahren einige Gutachten und Versuche unternommen wurden, die bestimmte Annahmen widerlegen konnten bzw. keinen unmittelbaren Beweis für eine Verschwörung hervorgebracht haben. Dennoch gibt es Umstände, die dringend klärungsbedürftig sind, berechtigte Fragen die hätten untersucht werden müssen und eine große Menge an Indizien, welche die OT deutlich in Frage stellen. Ich habe schon eine ganze Weile vor diesem Beitrag damit begonnen, verfügbare Informationen zu recherchieren. Dabei vielen mir mehrere Dinge auf:
-Die genaue Unfallursache wurde nie umfassend geklärt. Bemühungen in diese Richtung wurden zeitnah zur Katastrophe eingestellt und der Unglücksfall zu einem Politikum. Obschon die Klärung der genauen Ursache, die Bergung von Leichen, als auch die Hebung des Wracks für möglich und sogar recht einfach gehalten wurde, entschied man sich vollständig dagegen. Stattdessen wurde das Wrack zu einer "no-go-area" erklärt und sogar erwogen, das gesamte Schiff zu versiegeln und damit komplett unzugänglich zu machen. Die Gründe dafür sind äußerst fraglich, weil die "Wahrung der Totenruhe" bei anderen Objekten in denen sich Leichen befinden bzw. vermutet werden können, nie Thema war. Ob Flugzeugwrack oder versunkenes Schiff, nie hat ein Staat Tauchgänge dorthin verboten. Bis heute ist die Estonia das einzige mir bekannte Unterwasserobjekt das nicht betaucht werden darf.
-Bis heute gibt es genug Stellungnahmen teilw. hochrangiger Entscheider, Experten und ehemals Beteiligter, die eine Verwicklung des Schiffes in illegale Aktivitäten beschreiben. Teilweise wurde sogar konkret berichtet und dabei die illegal transportierten Güter benannt, sowie auf die Verstrickung von Geheimdiensten/Regierungen hingewiesen.
-Personen die sich bemühten, durch eigene, teilw. kostspielige und aufwendige Nachforschungen Licht ins Dunkel zu bringen, wurden von offizieller Seite entweder bedrängt, ignoriert oder ausgebremst.
Das alles ist natürlich noch kein unumstößlicher Beweis für eine Verschwörung, legt diese aber sehr nahe. Denn um die Totenruhe zu wahren, erscheinen mir die Maßnahmen gegen Recherche und Aufklärung von offizieller Seite her ziemlich überzogen. Auch der notorische Unwillen seitens der Behörden, berechtigte Anliegen zu klären, spricht dafür.
Was mich ein wenig wundert ist, dass entgegen der OT vor allem eine Sprengung als VT angenommen wird. Es gibt in der Spiegel-TV Reportage von Jutta Raabe ja auch noch einen zweiten, mMn sehr vielversprechenden Ansatz. So könnte der Kapitän zu einem halsbrecherischen Manöver genötigt/gezwungen worden sein, mit dessen Hilfe die illegale Ladung verklappt werden sollte und somit bei Eintreffen im Zielhafen nichts von Brisanz an Bord ist. Die russische Abteilung "Felix" (oder ähnlich) kümmerte sich um Mafiaaktivitäten rund um Waffen- und Materialschiebereien (in der Spiegel-TV Doku) wird darüber berichtet. Diese Abteilung erklärte den Untergang mit einem verratenen illegalen Transport von solchem Material an diesem Tag. Die Mafia mußte die Ladung loswerden und nötigte den Kapitän mit Anrufen auf der Brücke zu einem halsbrecherischen Manöver, bei dem das Bugvisier auf offener See geöffnet und die brisante Fracht ins offene Meer "entsorgt" werden sollte. Dieses Manöver ging schließlich schief, das Visier riss ab, die Estonia sank.
Ich halte diesen Ansatz für vielversprechend, denn im Gegensatz zu einer Sprengung hätte man hier zwar mit dem Leben von Passagieren und Crew in unverantwortlicher Weise gespielt, sie jedoch nicht direkt geopfert und das "Problem" ohne viel Aufsehen gelöst. Schließlich hätte das Manöver ja auch in der Theorie klappen können und die Estonia hätte ihren Zielhafen erreicht. Außerdem hätte man nicht erst den Sprengstoff an Bord bringen, anbringen und zur Detonation bringen müssen. Als die Fähre versank, waren das illegale Material noch an Bord und mindestens 852 Menschenleben ausgelöscht. Daraus ergibt sich das dann auch das Motiv dafür, jenes Unglück bestmöglich zu vertuschen und eine Bergung von Beweismaterial um jeden Preis zu verhindern. Hätte die Öffentlichkeit zeitnah erfahren, dass die Estonia als "öffentliches Verkehrsmittel" für international brisante Waffen- und Materialtransporte illegal verwendet wurde, 852 unschuldige Menschen zur Verdeckung eines solchen Schmuggels geopfert und gleich die halbe Nato als Mitwisser oder sogar Drahtzieher darin verstrickt ist, es wäre ein Skandal biblischen Ausmaßes zu befürchten gewesen.
Was könnte also -dieser Theorie folgend (!)- abgelaufen sein ? Am Anfang steht der Schmuggel des brisanten Gutes, der -in welcher Weise und von wem auch immer- verraten wurde und dieser Verrat den Akteuren bekannt wurde, bevor die Estonia den Zielhafen erreichte, jedoch nachdem sie bereits ausgelaufen war. Es gab mMn drei denkbare Möglichkeiten der Akteure darauf zu reagieren:
1. Umkehr des Schiffes und Löschung des illegalen Gutes in Tallin
2. Versenkung des Schiffes
3. Löchung der brisanten Ladung auf offener See
Zu 1: Eine Rückkehr nach Tallinn hätte durch den Verrat ggf. "gegnerische" Akteure auf den Plan gerufen, welche die Ladung auch in Tallinn bereits erwartet hätten. Das Entdeckungsrisiko war sehr hoch, wenngleich mMn auch nicht so hoch wie im Zielhafen. Für mich ist dies eine ungünstige Option.
Zu 2: Ich halte es für sehr fraglich, dass geeigneter Sprengstoff an Bord war. Das wäre nur im Rahmen der Sprengtheorie plausibel, die ich bei diesem Ansatz jedoch nicht berücksichtige. Der Sprengstoff hätte also an bord und zur Zündung gebracht werden müssen. Ein äußerst unwahrscheinliches Szenario. Andere Arten der Versenkung scheiden aus, weil entweder auf offener See kaum möglich oder einen freiwilligen Selbstmord der Crew voraussetztend. Also keine Option.
Zu 3: Die für mich in diesem Fall tatsächlich einzige plausible Möglichkeit, den Transport noch zu verdecken. Zwar hätte man dadurch das brisante Gut verloren, doch es wäre nicht zur Aufdeckung gekommen. Zusätzlich hätte man keine so hohe Zahl unschuldiger Todesopfer in kauf nehmen müssen. Das Problem: Der Kapitän war noch recht unerfahren, das Schiff war Werftreif und nicht hochseetauglich und zu allem Überfluss auch noch das Wetter äußerst ungünstig. Stellte schon das Manöver an sich ein hohes Verlustrisiko dar, so war es unter diesen Umständen wohl mehr als halsbrecherisch, ein Himmelfahrtskommando. Andererseits konnte man die Verantwortlichen (telefonisch) vor die Wahl stellen: Weigerung der Crew= deren sicheres Todesurteil (durch die Akteure) oder das Manöver mit der geringen Überlebenschance.
Es gibt einige Indizien die für eine solche Operation sprechen. So gaben einige Zeugen (überlebende) bei der Polizei zu Protokoll, ungewöhnliche Geräusche vom Fahrzeugdeck wahrgenommen zu haben, kurz bevor die Katastrophe ihren Lauf nahm. Ein Passagier will auch das Aktivieren der Hydraulikpumpen wahrgenommen haben, dass für eine Visieröffnung nötig ist. Zudem könnten wohl Fahrzeuge bzw. Ladung positioniert worden sein, was die Geräusche auf dem Fahrzeugdeck erklärt. Ein anderer Zeuge erinnert sich daran, dass jenes Bugvisier durch starke Scheinwerfer erleuchtet wurde. Auch das passt.
Ich möchte auch auf die "geretteten Vermissten" zu sprechen kommen. Unter ihnen waren Besatzungsmitglieder, die sehr wahrscheinlich von der Aktion wußten und in sie involviert waren. Es war der klassische Fall, in dem jemand zu viel weiß und deshalb als potenzielles Risiko entweder mit neuer Identität versteckt wird oder eben durch Mord zum schweigen gebracht wird. Die Tänzerinnen, welche ebenfalls verschwanden waren zwar nicht in die Aktion direkt involviert, aber sie konnten das Überleben der Beteiligten bezeugen und waren deshalb ein Risiko. Zwar überlebten sie in der Rettungsinsel das Unglück, waren aber dennoch am falschen Ort. Oder besser: Mit den falschen Leuten an diesem Ort. Ob sie noch irgendwo leben oder einfach ermordet wurden, muß offen bleiben.
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Zum Abschluss komme ich zurück auf eine mögliche Sprengung der Estonia. Wie einige andere User hier ebenfalls annehmen, spricht bei dieser Theorie viel für Sabotage, also ein Attentat. Doch ich sehe da mehrere Probleme bei der Umsetzung. Denn Sprengstoff an bord zu schmuggeln war sicher keine Kunst. Ihn jedoch unbemerkt anzubringen und dann zur detonation zu bringen jedoch schon. Dafür hätte jemand an bord verbleiben müssen, da die Sprengladungen am Visier bzw. in dessen Umfeld sicher sichtbar gewesen wären. Eine andere Möglichkeit war die Anbringung an einem anderen Ort, unterhalb der Wasserlinie. Hier ist eine unbemerkte Anbringung sicher möglich, auch die Zündung ohne Person vor Ort. Doch dagegen spricht der weitere Verlauf. Warum riss das Visier ab, wenn dort nicht gesprengt wurde ? Dies wäre Voraussetzung für das schnelle Kentern und versinken. Und nochetwas leuchtet mir dabei (noch) nicht ein: War die Ladung an bord so dermaßen brisant, dass es 852 unschuldige Opfer rechtfertigte ? Hätte es nicht noch andere Lösungen gegeben, die den Transport hätten verhindern können, ohne die Fähre gleich mit Mann und Maus zu versenken ? Und nochetwas passt nicht recht ins Bild: Die verscwundenen Geretteten. Sie wären sicher nicht in das Attentat verwickelt gewesen...