off-peak schrieb:Es ist einfach eine Suche nach der berühmten Stecknadel im berüühmten Heuhaufen, wobei wir weder wissen, wie die Stecknadel aussieht, noch, wo sich der Heuhaufen befand.
Tatsächlich ist es noch viel schlimmer: Wir suchen einen getrockneten Grashalm, der sich (nachweislich) in einem Hauhaufen befindet. Aber wir suchen nicht in dem Haufen, sondern wir haben uns eine Handvoll Heu aus dem Haufen gegriffen und suchen ausschließlich in dieser Handvoll, den übrigen Haufen schauen wir nicht mal an, weil der inzwischen verbrannt ist.
Es tut mir fast schon leid, dass das alles so miesmacherisch rüber kommt, im Grunde ist das eine spannende Detektivgeschichte.
Nur wenn nicht zufällig JtR in dieser Handvoll Heu ist, ist das alles für die Katz.
Wir können - denke ich - festhalten:
1. Es gibt keine annähernd vollständigen Listen von Menschen, die sich im Jahre 1888 in London aufgehalten haben. Die Census-Erhebung von 1891 war drei Jahre zu spät, darin taucht der Name JtRs wahrscheinlich nicht mehr auf. Kirchenlisten nennen höchstens den Namen, oft nur den Namen des Haushaltsvorstandes, oder einfach nur die Anzahl der Personen.
2. Selbst wenn wir die Namen aller Personen, die sich 1888 in und um London aufgehalten haben, kennen würden: Was würde es helfen? Das sind 6-7 Mio. Menschen. Schätzungsweise 1 Mio. Männer (ist es sicher, dass JtR ein Mann gewesen sein muss?) im richtigen Alter. Können wir diesen Männern Berufe und Ausbildung lückenlos zuordnen?
Selbst wenn, dann haben wir 50.000 Metzger, Schlachter, Chirurgen, Jäger oder sonstige Berufsgruppen, die mit etwas Übung einen Menschen in er beschriebenen Weise "herrichten" könnten.
Nun müsste man das persönliche Umfeld dieser Personen beleuchten, um Motive für die Taten zu finden und um so den Täterkreis weiter einzugrenzen. Da haben wir doch nicht den Hauch einer Chance, an diese Informationen zu kommen?
Momentan passiert doch folgendes: Man stolpert zufällig über eine "erfolgversprechende" Kombination aus Namen, Beruf und ggf. sonstige Umstände. Diese Person prüft man und weist der potentiellen Täterschaft dieser Person eine bestimmte Wahrscheinlichkeit zu.
Das kann man einige hundert Mal machen, nur bringt das nichts.
Es ist so, als würde man einen großen Korb mit 1000 Äpfeln haben und man möchte feststellen, welcher am besten schmeckt. Nun nimmt man aus dem Korb 50 Äpfel zufällig heraus und schaut, welcher von denen besonders schmackhaft aussieht.
Denkst Du, auf diese Weise wird man den schmackhaftesten Apfel des Korbes finden?