@kleinundgrün,
Dass er irgendwo hin geflüchtet ist und ihn dort schnell sein Schicksal ereilte, mag durchaus sein. Das ist aber auch etwas, das ich selbst bereits in meine Betrachtung aufnahm. Wogegen ich mich ausspreche, ist das Weitergehen der Morde woanders.
Australien und Indien waren britische Kolonien. Wären dort Prostituierte im JtR Stil aufgetaucht, wäre es rasend schnell bekannt geworden, wie ja im Fall
Deeming. Abgesehen davon machten diese Morde damals WELTWEIT Schlagzeilen, ja, sie waren eigentlich der erste Fall dieser Art, der medial weltweit ausgeschlachtet wurde. Sogar hierzulande.
Nein, weitere JtR Morde wären nicht unerkannt geblieben, es sei denn, er hätte alles an ihnen verändert. Da diese Art Täter einem inneren Bedürfnis, quasi einem Drang folgt, der seinerseits aufgrund der psychischen Situation der Täter,
gleich bleibt, auch wenn er sich steigern kann, ist daher eine radikale Änderung des Motives nicht zu erwarten, auch wenn der MO, je nach Lage vor Ort, variieren kann. Ein "Ripper" würde auch weiterhin ausnehmen, bzw zerstückeln.
Ferner denke ich, dass jemand, der dermaßen geschickt und schnell mit seinem Messer umgehen kann, nicht plötzlich eine Waffe wählt, mit der er sich nicht auskennt, bzw bei der der Erfolg nicht garantiert ist.
Und selbst falls der Stil als solcher nicht erkannt worden wäre, so hätte es doch weiterhin eine Art Serie gegeben, und so etwas fällt auf.
Leider schrieben die Zeitungen schnell einmal von einem "neuem Ripper Mord" oder die Opfer hätten "genau dieselben Verletzungen". Aber gelingt es einem mal, Näheres zu erfahren, dann stellt sich halt schnell raus, dass es eben nicht "dieselben" Verletzungen waren, diese Meldungen daher nicht als wissenschaftlich korrekt betrachtet werden können.
Abgesehen davon muss man in seinen "Ermittlungen" auch mal an einem Punkt anlangen, an dem man auch etwas auschließt, sonst dreht man sich im Kreis. Da mittlerweile sehr viele Serienkiller bekannt und gefasst und analysiert wurden, gibt es eben ein paar Motive, Handlungen, Dinge, etc, die mit höherer Wahrscheinlichkeit eher zutreffen als andere.
Natürlich werden wir ihn mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit eher nicht finden, aber je mehr Kriterien zutreffen, umso eher käme ein Verdächtiger in Frage.
Je weniger, umso weniger. So zB ist die angebliche königliche Verschwörung schon alleine deshalb pure Fantasie, weil der Verdächtige gleich für mehrere Tatzeiten waschdichte Alibis hat. Weshalb er somit aus allen Ermittlungen draußen ist. Egal, wie viele Autoren anderer Meinung sind.
Bei
Druitt sehe ich zB so gar keine "Fähigkeiten", die der Ripper aber aufwies - wo hätte
Druitt gelernt, innere Organe so treffsicher in beinahe Dunkelheit raus zu holen UND die Gelegenheit erhalten, sein Wissen anzuwenden und zu üben, zu üben und nochmals zu üben? Was er aber hätte tun müssen, um dann bei seinen Morden, vor allem bei der Organentnahme, so schnell und zielsicher agieren zu können.
Ganz gut finde ich die Idee, dass der Ripper seine "Karriere" womöglich als Leichenschänder begann - hier hätte er viel "üben" können, was er später brauchte. Denn es fällt doch auf, dass bereits seine ersten Morde eine geübte Hand aufwiesen, ohne aber, dass man vorher auch nur annähernd Ähnliches an anderen - menschlichem - Opfer gesehen hätte.
Auch die gerne vermutete Tierquälerei mag zwar zutreffen, muss es aber nicht. Außerdem müsste der Killer Zugriff auf größere Tiere gehabt haben. Wie gesagt, ein Metzger mit sadistischer Veranlagung würde nicht auffallen. Und er hätte "Übung" bis zum Schluss gehabt. Da aber Tierquälerei nicht strafbar war, hätte wohl niemand ein derartiges Verhalten den Behörden gemeldet.
Strafbar waren andere Delikte, wie zB Diebstähle oder Trunkenheit oder Übergriffe auf Leute. Viele Prostituierte meldeten solche "Angriffe", wie Bedrohungen, Beschimpfungen oder auch das Zücken von Messern. Viele Männer gerieten deswegen auch schon mal vorübergehend unter Verdacht und kurzfristig in den Knast. Durchaus möglich, dass hier auch der Ripper mal dabei war.
Aber da man ihnen die Morde auf diese Art natürlich nicht nachweisen konnte, kamen sie wieder frei. Es müssen einige Tausende gewesen sein! Die Wahrscheinlichkeit, dass der Ripper einmal oder öfters dabei war, ist gar nicht mal so klein.
Aber im Großen und Ganzen dürfte er einfach eine - im Rahmen der damaligen Verhältnisse - unauffällige Person gewesen sein.
kleinundgrün schrieb:Keine einziges heute verfügbares Dokument kennt einen Edward S. G. Mortinson, der 1888 in London gelebt hat.
Jetzt muss ich erst mal nachfragen: hast Du diesen "Verdächtigen" auch
wirklich nach gesehen / gelesen? Wie kommst Du auf den? Kann man das nachlesen? Quelle? Oder sollte es nur ein Beispiel sein?
Wer das
http://www.casebook.org/ kennt, wird wissen, dass dort etliche User ernstaft engagiert sind und landesweit in diversen Archiven wühlen. Jeder, aber auch wirklich jeder, der in Verdacht gerät, und mitunter andere, die sich so nebenbei ergeben, wird ausgeforscht. Bisher hat sich auch noch jeder, es sei denn, der Name war völlig frei erfunden, finden lassen. Es gab damals nämlich bereits alle 10 Jahre eine statistische Erfassung der Bevölkerung.
Natürlich schwindelten einige von ihnen und gaben falsche Namen an, aber diese ziehen sich dann eben auch wie ein roter Faden durch die Jahrzehnte.
Hinzu kommt, dass der ganze Haushalt erfasst wurde, und man daher auch heute noch gut vergleichen kann, wer da noch aller wohnte, wie lange, etc.
Selbst wenn sie umzogen, tauchten sie dann eben in den Erhebungen anderer Städte / Orte wieder auf.
Etliche dieser Archive gibt es mittlerweile online, so dass man ganz bequem vom Schreibtischsessel aus "forschen" kann.
Wenn denn
Mortinson echt ist, steht er da irgendwo drinnen. Wenn er falsch ist, ist er ein schlecht gewähltes Beispiel.