ayashi schrieb:Spielt das für die Frage überhaupt eine Rolle?
Selbst im Wissenschaftsbereich ist klar, daß die Richtung der Frage die Richtung der Lösung beeinflussen kann. Und da bezieh ich mich nicht auf die Quantenphysik. Mit einer falschen Erwartung führt die Frage, wieso die Planeten "bei der Umkreisung der Erde" zuweilen rückläufig wandern, zu den Epizykeln, nicht zur Heliozentrik.
ayashi schrieb:Wie glaubt man denn an Gott, wenn man gleichzeitig an ihm zweifelt?
Frag das einen Atheisten, der sich dessen bewußt ist, daß Gott nicht widerlegt werden kann. Und das auch wirklich ernst meint, also das "nachher gibt es ihn ja doch womöglich" wirklich in Gedanken behält. Der sich also eingestehen kann, daß er bezüglich der Existenzfrage Gottes "glaubt".
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Deine Frage als "Bitte um Antwort" gedacht war oder rhetorisch, als "Argument dagegen".
ayashi schrieb:Man muss ja erst mal seine Existenz anerkennen.
Glauben ist eine Entscheidung, auch eine Überzeugung. Glauben aber ist stets auch ein Wagnis. Ein Vertrauen ja, gerne auch in extremen Fällen "über jeden Zweifel erhaben". Aber eben nur drüber stehend, nicht ohne diese Zweifel. Wer meint, daß Zweifel nicht zum Glauben dazugehören, der hält seinen Glauben für mehr als nur "Glauben".
ayashi schrieb:aber dann sollte man sich doch schon irgendwann sicher sein
Klar! Wie Paulus es formuliert (1.Korinther13,12):
Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen [...]
Keine Erkenntnis, keine Sicherheit ist im Leben vollständig, es bleiben stets Lücken und Alternativmöglichkeiten. Stehste aber erst mal vor Seinem Schemel, dann biste natürlich sicher, obs ihn gibt. Da geb ich Dir vollkommen recht.
ayashi schrieb:Oder gibts Kompromisse im Glauben?
Wie in jeder Weltsicht. Kanns geben, muß man aber nicht mit leben. Gibt sone und solche, wie überall.
ayashi schrieb:Also doch. Gebote sind nur für Menschen da, der da oben kann tun was er will, egal wie beschissen er sich verhalten mag.
Wie ich schon befürchtet habe. Du betrachtest das eingeschränkt zweipolig schwarz-weiß. Bei so simpel gestrickter Denke ist Dir natürlich nicht zu helfen.
ayashi schrieb:Klar, wenn du glaubst das du morgen im Lotto gewinnst, mag der Spruch vielleicht richtig sein. Aber der glaube an Gott ist ja ein Bekenntnis zu ihm. Das hat ja für mein Verständnis nix damit zu tun, das du eben nur glaubst das er da ist.
Der "Weltsicht"-Glaube ist nicht nur ein Rechnen mit einer Möglichkeit, sondern ein Fürwahrhalten der selben. Die Frage nach anderen Möglichkeiten bleibt aber bestehen - und damit der Zweifel. Die Entscheidung für die eine Möglichkeit und gegen die anderen Möglichkeiten ist eben das, eine Entscheidung. Ein Bekenntnis, wie Du es nennst. Aber es bleibt die Gewißheit, daß dies eben keine verifizierte Tatsachenfeststellung ist. Das ist was anderes, als auf das Glück zu hoffen, richtig zu liegen, wie bei Deinem Lottobeispiel. Welcher Lottospieler hält es für wahr, daß er bei der nächsten Ziehung den Jackpot knackt (und zwar so, daß er sich durchaus der theoretischen Möglichkeit des Nichtgewinnens bewußt ist)?